Nach der vorzeitigen WM-Verteidigung in Suzuka hatte Sebastian Vettel nur wenige Momente der Ruhe - schließlich wollte Jeder wissen, wie es sich anfühlt, als jüngster Doppel-Weltmeister der Geschichte in die Annalen der Formel 1 einzugehen. Wenn aber doch einmal Stille herrscht, genießt Vettel den Triumph. "Beim Abendessen zum Beispiel, wenn man in Ruhe darüber nachdenkt, hat man schon ein breites Grinsen im Gesicht", so der Red-Bull-Star vor dem Korea GP. "Das sind schon besondere Momente."

Knapp eine Woche nach Suzuka sei alles immer noch schwierig zu begreifen, gesteht Vettel. Im Team, das in Korea auch die Konstrukteurs-WM vorzeitig einsacken kann, herrscht natürlich gesteigerte Euphorie. "Alle sind unheimlich stolz", erklärt Vettel. "Man läuft morgens rein und hat besonders gute Laune. Nun wollen wir die extra gute Laune in extra gute Resultate ummünzen."

Ein Sieg auf dem Korean International Circuit fehlt Vettel noch, nachdem er bei der Premiere im vergangenen Jahr aufgrund eines Motorschadens liegen blieb - ein herber Dämpfer auf dem Weg zum ersten WM-Titel, wie sich der 24-Jährige noch gut erinnert. "Wir waren am Boden zerstört", so Vettel. "Deshalb haben wir in gewisser Weise eine Rechnung offen." Es sei wichtig gewesen, schnell wieder aufzustehen und den WM-Spieß rumzudrehen. "Dieses Wochenende wieder hier zu sein, zeigt, dass wir in gewisser Weise extrem viel Größe bewiesen haben", glaubt er. "Sich vorzustellen, dass das alles innerhalb nur eines Jahres passiert ist, ist schon etwas Besonderes."

Zwar hat die Last der WM abgenommen, doch bei Red Bull herrscht auch vor dem 16. Rennen der Saison noch Druck. "Selbst wenn die Leute nicht mehr den üblichen Druck auf uns ausüben, machen wir uns selber Druck, denn wir lieben das Racing", erklärt der Heppenheimer. "Der Anspruch bleibt gleich. Ich hatte hier letztes Jahr ein schwieriges Rennen, deshalb muss noch etwas getan werden." Mit dem vorzeitigen Titelgewinn sei allerdings das ultimative Ziel erreicht.

Doch von Ausruhen will man bei Red Bull nichts wissen - auch im Hinblick auf die kommende Saison. Die Bullen testen bereits fleißig Teile für den RB8, nachdem sich regeltechnisch im nächsten Jahr nicht allzu viel ändern wird. "Wenn man mit dem fünften Platz zufrieden ist und sagt 'Ist doch trotzdem klasse', obwohl P4 drin gewesen wäre, dann ist das der erste Schritt in die falsche Richtung", warnt Vettel vor allzu viel Gelassenheit in den ausstehenden Rennen. In Korea will Red Bull nun die Politik der richtigen Schritte konsequent fortsetzen.