Im Prinzip hatte Sebastian Vettel lange Zeit, um sich auf den Gewinn seines zweiten Fahrertitels in der Formel 1 vorzubereiten. Spätestens nach dem Rennen in Singapur dürfte ihm klar gewesen sein, dass er in Suzuka Doppelweltmeister wird und sich damit Namen wie Fernando Alonso, Emerson Fittipaldi oder Jim Clark anschließt. Trotzdem hat der Deutsche nach wie vor nicht realisiert, was ihm gelungen ist. "Man sieht diese Doppel-Weltmeister, Namen, die ich seit langer, langer Zeit kenne und es ist ein eigenartiges Gefühl - es ist schwer zu verstehen, dass man Teil davon ist", erklärte er auf einer Pressekonferenz am Montag in Tokyo.

Deswegen drückt Vettel für sich auch manchmal gedanklich den Pauseknopf, um realisieren zu können, was los ist. "Noch voriges Jahr war der Gewinn der Weltmeisterschaft das ultimative Ziel meines Lebens, dass ich jetzt an diesen Jungs dran bin, ist außergewöhnlich", meinte er. Vettel gab zu, in Suzuka nicht wirklich an die Weltmeisterschaft gedacht zu haben, da er andere Dinge zu tun hatte. "Das Adrenalin pumpt durch die Adern, man ist auf das Rennen konzentriert und dann ist es eine große Erleichterung, aber es funktioniert nicht so einfach, dass man in den Modus wechselt, dass wir es geschafft und die Weltmeisterschaft gewonnen haben. Deswegen braucht das Zeit."

Kein Vergleich möglich

Einen Vergleich zwischen dem ersten und zweiten WM-Titel wollte und konnte Vettel nicht anstellen. Dafür waren die zwei Jahre für ihn einfach zu unterschiedlich. "Der erste Titel wird immer etwas Besonderes bleiben, so ähnlich wie der erste Grand-Prix-Sieg. Man kann nicht sagen, das war besser als das hier, so funktioniert das nicht. Wenn man sich voriges Jahr und dieses Jahr ansieht, so ist das völlig anders - voriges Jahr lagen wir einmal vorne, am Ende, dieses Jahr haben wir immer geführt", sagte er.

Das ganze Team habe zugelegt, jeder sei reifer geworden, musste Vettel festhalten. Das ist aus seiner Sicht das ganze Geheimnis. "Wir haben es auf unsere Art gemacht, mit unserem Stil und waren am Ende vorne - dieses Gefühl ist unschlagbar", erklärte der Red-Bull-Pilot. Trotzdem müsse er sich manchmal selbst kneifen, denn er sei eine normale Person und liebe einfach seine Arbeit. "Ich habe das Glück, etwas zu tun, das so viele Leute auf der Welt interessiert. Das ist schwer zu schlagen, also muss man es genießen."

Abgehoben wird nicht

Genießen will Vettel aber nicht mit abheben verwechselt wissen. Denn er weiß, dass es wohl nicht immer so schön bleiben wird, wie es im Moment gerade ist. "Ich denke, man ist die Person, die man ist, man ändert sich, wird erwachsen und das Leben ändert sich. Dadurch ist es nicht so einfach, sich an die Person zu erinnern, die man wirklich ist. Es könnte eine Versuchung geben, aber letztendlich kommt alles, das fliegt, auch wieder runter, also wäre es nicht so klug, abzuheben. Gestern Abend sind wir etwas abgehoben, aber ich denke, das ist in Ordnung", scherzte Vettel noch.