Die japanischen Fans kamen wie immer in Strömen, spannend war das Qualifying mit dem Tausendstel-Krimi um die Pole Position ebenfalls, aber richtig viel zu sehen bekamen die Zuschauer im Q3 nicht – gleich vier Fahrer verzichteten darauf, eine Rundenzeit zu setzen.

"Das ist Betrug am Zuschauer", machte Christian Danner bei Motorsport-Magazin.com kein Geheimnis aus seiner Meinung. Der Ex-Rennfahrer findet die Strategieüberlegungen mancher Top-10-Teams im Q3 enttäuschend. "Man kann niemandem einen Vorwurf machen, aber blöd ist es dennoch."

Das sah auch Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali so. "Ich kritisiere die Teams, deren Piloten keine fliegende Runde gefahren sind. Für die Zukunft müssen wir eine Lösung finden", forderte er. "Die Fans sind so leidenschaftlich, wenn es um die Formel 1 geht - speziell hier in Japan. Es ist respektlos, nicht zu fahren."

Renault-Teamboss Eric Boullier verteidigte sein Vorgehen. "Die Regel entspricht nicht dem Spirit des Sports und es ist sicherlich nicht schön für die Fans auf der Haupttribüne", sagte er. "Aber ich bin Teamchef und muss an die Interessen des Teams denken und dementsprechend handeln."

Der Grund für das Vorgehen der Teams liegt auf der Hand: sie wollen Reifen für das Rennen sparen. Außerdem bauen die weichen Reifen so schnell ab, dass nur ein Versuch pro Reifensatz möglich ist, gleichzeitig möchten die Teams im Rennen vielleicht lieber auf der harten Mischung starten. "Wenn vier Fahrer im Qualifying nicht fahren, ist das nicht der Sinn der Sache", bestätigt Ross Brawn. "Wir sollten alle eine Zeit setzen wollen."

Deshalb schlägt Pirelli-Reifenchef Paul Hembery einen Krisengipfel vor. "Wir müssen uns mit den Teams eine Lösung überlegen", sagte Hembery. "Wir berauben die Fans einer guten Show. Sie haben heute viel Geld bezahlt, um hierher zu kommen."

Hembery stellte klar, dass er die Teams nicht für ihr Verhalten kritisiere, denn es sei legal. "Wir benötigen mehr Reifen, eine andere Lösung, Qualifying-Reifen oder müssen die Teams dazu zwingen, die Reifen aus Q2 in Q3 zu verwenden", schlägt er einige Möglichkeiten vor. In diesem Jahr werde es aber wohl keine Änderung geben. "Wir müssen uns im Winter zusammensetzen", bestätigt Brawn. "Wir wollen nicht mehr Reifensätze und es ist nicht schlecht, wenn man das Rennen auf dem Qualifyingreifen startet – vielleicht gibt es eine effiziente Lösung für das Problem."