Mit einer kleinen Ausnahme von drei Rennen zwischen Silverstone und Ungarn, hat Sebastian Vettel die Saison mit bislang acht Siegen dominiert. Der Titel scheint dem Red-Bull-Star bei 112 Punkten Vorsprung auf Verfolger Fernando Alonso kaum noch zu nehmen. Im vergangenen Jahr hatte Vettel seinen ersten WM-Titel erst hauchdünn im letzten Rennen klar gemacht. "Unser Auto ist nicht so stark wie letztes Jahr", verblüfft der Heppenheimer ein wenig mit seiner Aussage. "Im Vergleich zur Konkurrenz ist es nicht so dominant."

Vielmehr habe Red Bull in den vergangenen beiden Jahren viel lernen können, was Ruhe und Konzentration innerhalb des Teams angeht. "Das führte dazu, dass wir auch viele Punkte mitnehmen konnten, wenn es mal nicht so gut lief", so Vettel. In Vettels Fall 2011 bedeutet dies: Platz vier beim Heimrennen auf dem Nürburgring. In jedem anderen Saisonrennen fuhr er aufs Podium. "Als Team ist das unsere beste Saison bisher", glaubt Vettel immerhin. "Ich allein kann keine Berge versetzen. Jeder im Team hat seine Aufgabe und jeder hängt vom anderen ab."

Mit seinen 24 Jahren wirkt der Weltmeister extrem abgeklärt, zumindest vor den Rennen nie euphorisch und das Wort "Titel" ist weiterhin tabu. "Wir wünschen uns alle, dass es eintritt", gibt Vettel zu. "Wir haben es uns aber nicht zum Ziel gesetzt, die WM zu einem bestimmten Rennen zu gewinnen." Sicherlich sei es schwierig, im Rennen immer kühlen Kopf zu bewahren. Deshalb müsse Vettel versuchen, immer an das Wichtigste zu denken: "Jede Kurve nach der anderen, eine Runde nach der nächsten."

Dass Vettel nicht völlig gelassen und in aller Ruhe die Saison dominiert und sich anschickt, seinen Titel zu verteidigen, daraus macht er kein Geheimnis. "Natürlich ist man angespannt, aber es ist eine schöne Art der Anspannung", sagt er und fügt in bester Sylvester-Stallone-Rocky-Manier an: "Es ist vorbei, wenn es vorbei ist."

Er sei zwar nicht alt, besitze inzwischen jedoch eine Menge Erfahrung. "Ich versuche, aus gemachten Fehlern zu lernen, um für Situationen gewappnet zu sein, in denen hohe Anspannung herrscht", erklärt Vettel. Es ginge darum, für sich die richtige Balance zu finden. So sei er beim Start eines Rennens schon nervös. "Aber das ist auch gut so, um wach zu sein", fügt der Heppenheimer hinzu. "Man darf aber nicht zu nervös sein. Es geht darum, die richtige Mitte zu finden."