Die Strecke von Spa-Francorchamps hat eine lange Geschichte in der Formel 1, sie geht zurück bis ins Anfangsjahr 1950 und gehört zu den Lieblingen der Fahrer. Sie hat mit mehr als sieben Kilometern die längste Runde aller modernen Formel-1-Strecken und liefert eine der größten Herausforderungen für einen Formel-1-Motor, da 80 Prozent der Runde mit Vollgas gefahren werden. Die Strecke von der La Source Haarnadel bis zum Bremspunkt für Les Combes liefert 23,5 Sekunden mit durchgehendem Vollgas-Einsatz. Aus diesem Grund rotieren die Teams den Motoren-Einsatz, damit nicht derselbe Motor beim nächsten Rennen in Monza verwendet wird, wo die Aggregate wieder stark beansprucht werden.

Überholen ist in Spa gut möglich, Foto: Bridgestone
Überholen ist in Spa gut möglich, Foto: Bridgestone

Spa bietet beinahe die größte Möglichkeit für den Einsatz des verstellbaren Heckflügels DRS, da er auf mehr als 60 Prozent der Runde eingesetzt werden kann. Nur in Monza ist noch mehr möglich. Allerdings hat die FIA festgelegt, dass die Fahrer DRS aus Sicherheitsgründen in der berühmten Hochgeschwindigkeits-Kurve Eau Rouge nicht einsetzen dürfen, da dadurch das Auto destabilisiert werden und es zu einem Unfall kommen könnte.

Das Qualifying ist nicht sehr wichtig für das letztendliche Renn-Ergebnis; der Polesetter hat in den vergangenen zehn Jahren nur zwei Mal das Rennen gewonnen. Überholen ist in Spa kein Problem und DRS wird dabei noch zusätzlich helfen. Diese Saison haben wir dank DRS und den Pirelli-Reifen in zehn Rennen bereits 513 Überholmanöver gesehen, im Vergleich dazu waren es vorige Saison in 19 Rennen 439. Neben den langen Geraden gibt es noch einige Kurven, die hohe G-Kräfte verursachen, ähnlich wie in Silverstone. Das verlangt den Reifen einiges ab.

Die Wettervorhersage

Spa ist bekannt für schwieriges Wetter. Da die Runde so lange ist, kann es auf einem Teil der Strecke regnen und auf dem Rest trocken sein. Die Vorhersage für dieses Wochenende spricht von etwas Regen am Freitag und teils bewölkten Bedingungen am Samstag und Sonntag. Die Temperaturen sollen um die 18 Grad Celsius liegen. Das kann sich aber sehr schnell ändern und es ist immer eine gute Idee, einen Schlechtwetter-Plan in der Hinterhand zu haben.

Wie weit liegt die Reifenleistung in Belgien auseinander?, Foto: Sutton
Wie weit liegt die Reifenleistung in Belgien auseinander?, Foto: Sutton

Wahrscheinliche Reifenleistung und andere Überlegungen

Die Pirelli-Reifenwahl für Spa ist soft (gelbe Markierung) und medium (weiße Markierung). Diese Kombination gab es bereits in Valencia und Deutschland. Der entscheidende Faktor wird der Leistungs-Unterschied zwischen dem weichen und dem mittleren Reifen. In Deutschland betrug er über 1,5 Sekunden pro Runde und aufgrund der langen Runde in Spa könnte er noch größer sein. In Deutschland versuchten die Team-Strategen, den weichen Reifen im Rennen solange wie möglich einzusetzen, der mittlere Gummi kam nur kurz am Ende zum Einsatz. Die extremste Lösung setzten Sebastian Vettel und Felipe Massa ein, die erst in der letzten Runde wechselten.

An diesem Wochenende dürfte es ähnlich werden. Die Teams werden darauf hoffen, dass sie während des Rennens irgendwann die Regenreifen oder Intermediates einsetzen, da sie dadurch den Medium-Reifen gar nicht verwenden müssen. Da recht kühle Bedingungen vorhergesagt sind, könnte es schwierig werden, den mittleren Gummi aufzuwärmen, vor allem für Ferrari, das diese Saison damit bislang Probleme hatte. Die Vorsicht beim Aufwärmen der härteren Mischung hat in diesem Jahr bereits einige Male ihre Strategie diktiert, auch wenn sie bei der Lösung dieses Problems gute Fortschritte gemacht zu haben scheinen.

Das Anblasen des Diffusors kostet Leistung, Foto: Sutton
Das Anblasen des Diffusors kostet Leistung, Foto: Sutton

Ein anderer interessanter Faktor wird der Effekt der angeblasenen Diffusoren sein, da sie den Motor Leistung kosten, die in Spa aber wichtig ist. Die reicheren Teams dürften spezielle Auspuff-Rohre produziert haben, die bei diesem Rennen den Effekt minimieren sollen. Aber jene, die das nicht getan haben, dürften etwas leiden, also könnte die Lücke zwischen den Top-Teams und dem Mittelfeld größer sein als gewöhnlich.

Anzahl und mögliches Timing der Boxenstopps

Die Zeit, die ein Boxenstopp in Spa durchschnittlich dauert, sind 23 Sekunden. Obwohl die Boxengasse lang ist, müssen die Autos auf der Strecke durch eine langsame Haarnadel, also ist die verlorene Zeit nicht so groß, wie man vermuten möchte. Laut UBS Strategy Briefing erwarten die Team-Strategen ein ähnliches Boxenstopp-Muster wie in Silverstone, obwohl das Rennen dort bei nassen Bedingungen startete, was die Pläne etwas veränderte.

Das Safety Car kommt in Spa recht häufig, Foto: Pirelli
Das Safety Car kommt in Spa recht häufig, Foto: Pirelli

Bei einem völlig trockenen Rennen könnten Teams, die keinen so großen Leistungs-Unterschied zwischen Soft- und Medium-Reifen haben, zwei Stopps probieren, der Rest wird wohl auf drei Stopps gehen, wobei der letzte Stopp für den Medium spät erfolgen wird. Die Teams haben ihre Autos im Laufe der Saison weiterentwickelt, dadurch bekommen sie bei jedem Rennen immer mehr Runden aus den Reifen. Der weiche Reifen hielt auf dem Nürburgring für 30 Runden, doch die Runde in Spa ist länger und die Kurven bringen mehr Last auf die Walzen.

Chance auf ein Safety Car

Die Chance auf ein Safety Car ist statistisch gesehen in Spa sehr groß. Sie liegt bei 80 Prozent und durchschnittlich gibt es 1,4 Safety-Car-Phasen pro Rennen. Ein Grund dafür ist der Regen, doch die Unfälle passieren hier oft bei hoher Geschwindigkeit, weswegen es zahlreiche Trümmer geben kann, die erst beseitigt werden müssen.