Das Auto

Die Saison war für Williams bislang eine einzige Enttäuschung. Mit gerade einmal vier Punkten liegt man abgeschlagen auf dem neunten und letzten Platz der etablierten Teams, schon 18 Punkte hinter Toro Rosso.

Mit seiner unglaublich flachen Heckpartie, die so tief konzipiert ist, dass sogar die Antriebswellen angewinkelt werden müssen und ein unglaublich kurzes Getriebe zum Einsatz kommt, sorgte der FW33 bei den Wintertests für hochgezogene Augenbrauen. Doch auch das radikalste Design konnte die Ergebnisse nicht liefern. Dem Staunen der Konkurrenz bei den Wintertests über die Bauweise des Hecks folgte der schlechteste Saisonstart in der Geschichte des Traditionsrennstalls.

In Ungarn musste sich Pastor Maldonando sogar mit Heikki Kovalainen herumschlagen, Foto: Sutton
In Ungarn musste sich Pastor Maldonando sogar mit Heikki Kovalainen herumschlagen, Foto: Sutton

Das größte Problem des Williams FW33 ist der fehlende Topspeed. Als Konsequenz wurde bereits bekannt gegeben, ab 2012 die Cosworth- durch Renault-Motoren zu ersetzen. Vom reinen Speed her ist man durchaus auf Höhe der Konkurrenzteams; insgesamt drei Mal schaffte es ein Williams-Fahrer ins Q3, übrigens in allen drei Fällen Maldonando. Allerdings gelang Williams es nicht, den Speed in gute Resultate umzumünzen. Im Rennen zog man wegen des hohen Reifenverschleißes des Autos gegen Teams wie Toro Rosso, die man in der Startaufstellung meist hinter sich lassen konnte, den Kürzeren. Verzweifelt suchten die Mannen rund um Sir Frank Williams nach Lösungen, bauten am Nürburgring sogar das KERS aus, bislang ohne Erfolg.

Team & Fahrer

Der katastrophale Saisonauftakt hat dafür gesorgt, dass der Technische Direktor Sam Michael und Chefaerodynamiker Jon Tomlinson nach nur drei Rennen ihren Rücktritt zum Jahresende bekannt gegeben haben. Auch Geschäftsführer Adam Parr bot Frank Williams und Patrick Head seinen Abschied an, dieses Gesuch wurde jedoch abgelehnt.

Trotz allem schaffte es der Rennstall, sich zu verbessern, lediglich gute Resultate blieben weiter Mangelware. Die vier Punkte für Williams fuhr Rubens Barrichello mit seiner Erfahrung ein, doch der Eindruck täuscht: Je länger die Saison andauert, desto mehr wird der Routinier von Debütant Pastor Maldonado im Qualifying in den Schatten gestellt.

Das ging am Brasilianer nicht spurlos vorüber. Nach einiger harscher Kritik am Team wurden in jüngster Zeit Spekulationen um ein Karriereende des 11-fachen Grand-Prix-Siegers laut . Doch der Brasilianer weist alles zurück und ist bereit, seinen Vertrag zu verlängern. Trotz allem dürften die Spekulationen für weitere Unruhe im Team sorgen

Ausblick 2. Hälfte

Pastor Maldonado setzte Rubens Barrichello überraschend stark unter Druck, Foto: Sutton
Pastor Maldonado setzte Rubens Barrichello überraschend stark unter Druck, Foto: Sutton

Die Unruhe im Team durch die bevorstehenden Weggänge Michaels und Tomlinsons und die wilden Gerüchte um Rubens Barrichello kann sich nicht positiv auswirken. Allerdings hat es das Team in den vergangenen Jahren immer wieder geschafft, sich gegen Saisonende zu steigern.

Adam Parr bringt es auf den Punkt: "Im Vorjahr sind wir schlecht gestartet, aber dann haben wir uns gut entwickelt. Ich gehe davon aus, dass uns das auch dieses Jahr gelingen wird. Tatsache ist aber, dass es uns nicht gelungen ist, das starke Ende der vergangenen Saison in dieses Jahr mitzunehmen."

Das darf zumindest vorsichtig optimistisch stimmen, was die Performance in der zweiten Rennhälfte angeht. Dennoch sollte der Fokus so bald wie möglich auf 2012 gelegt werden. Mit Mike Coughlan hat man adäquaten Ersatz für Sam Michael gefunden. Er muss austüfteln, ob die radikale Lösung im Heckbereich Potenzial hat oder als Schuss in den Ofen abgetan werden muss. Für ein paar Punkte sollte es 2011 noch reichen, große Sprünge in der Meisterschaft dürfen jedoch nicht erwartet werden.