1. - S wie Startaufstellung

Viel wurde im Vorfeld des Europa GP diskutiert - doch am Ende nichts Neues an der Spitze. Sebastian Vettel schnappte sich in der üblichen, souveränen Manier seine siebte Pole im achten Rennen. Diesmal muss sich der 23-Jährige zumindest keine Sorgen um die externe Konkurrenz machen, denn Mark Webber hat es nach einer starken letzten Qualifying-Runde auch in die erste Startreihe geschafft.

Ob Vettel sein Resultat aus der vergangenen Saison auf dem Valencia Street Circuit wiederholen kann? 2010 hatte er erst das Qualifying und anschließend auch das Rennen gewonnen. Als ärgster Verfolger des RBR-Duos gilt Lewis Hamilton. "Ich hätte nicht erwartet auf P3 zu stehen", gestand der McLaren-Pilot. "Die beiden Red Bull-Jungs waren schneller. Meine Runde war nicht so schlecht." Teamkollege Jenson Button war hingegen über seinen sechsten Startplatz enttäuscht.

Der Brite muss sich mit dem Ferrari-Duo vor sich auseinander setzen. "Das war das bisher beste Qualifying von uns", erklärte der Fernando Alonso. "Der vierte Platz ist das Maximum, was wir in diesem Jahr im Qualifying erreicht haben, und das haben wir wiederholt."

2. - S wie Start

"Ich hoffe, dass es in der ersten Kurve keine rote Überraschung geben wird", sagte Vettel nach dem Qualifying gegenüber Motorsport-Magazin.com. Der Heppenheimer war beruhigt, dass Alonso nur von P4 aus ins Rennen geht, denn die Ferrari-Starts seien in der vergangenen Zeit immer stark gewesen. Er hatte sich sowieso mehr von den Italienern erwartet. Jetzt gilt es, den Teamkollegen vor der ersten Kurve in Schach zu halten.

"Wer uns auf Pole setzen will, der hat keine Ahnung", schnaubte Alonso hingegen am Samstag. Dabei hoffte er auf silberne Unterstützung beim Start. "Hamilton wird alles riskieren, um die Red Bulls zu überholen", prognostizierte Alonso, der auf einen möglichen Zwischenfall vor sich spekuliert. "Vielleicht kann ich das gleich in der ersten Kurve ausnutzen."

Alonso will mit der Pole wohl nichts zu tun haben, Foto: Sutton
Alonso will mit der Pole wohl nichts zu tun haben, Foto: Sutton

Ähnlicher Ansicht war selbst McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh: "Wir stehen auf der sauberen Seite und Lewis wird sicherlich attackieren und versuchen von Platz drei zu gewinnen." Vielleicht hofft Hamilton auch, dass Red Bull wieder einmal mit seinem KERS-Problem zu kämpfen hat. Immer wieder hatte das Hybridsystem Macken, doch diesmal scheint das Weltmeister-Team die Zusatzpower im Griff zu haben. Bislang war nichts von Ausfällen aus dem Bullen-Lager zu hören.

Vielleicht läuft es aber auch ganz anders und die Zuschauer erleben einen besonnenen Hamilton. "Er hat mir vorher noch gesagt, 'Diesmal werde ich es vorsichtig angehen, einfach meine Position halten und am Ende des Rennens noch da sein, wo ich vorher war'", verriet TV-Reporter Kai Ebel. Ob der Weltmeister von 2008 seinen ruhigen Tönen auch Taten folgen lässt, bleibt abzuwarten.

3. - S wie Strecke

Mit dem Valencia Street Circuit steht das dritte Stadtkurs-Rennen in Folge auf dem Plan. Allerdings weisen Monte Carlo, Montreal und Valencia jeweils unterschiedliche Charakteristiken auf. Der Kurs in Valencia enthält 60 Prozent Vollgasanteil und muss sich in Sachen Topspeed nicht vor "normalen" Strecken verstecken. Allerdings gibt es zumindest eine Gemeinsamkeit: Im Verlauf des Wochenendes wird der Asphalt immer sauberer und entsprechend Reifen schonender.

"Es gibt zwei sehr lange Geraden, da ist es wichtig, einen großen Vorsprung zu haben", erklärte Vettel. "Wenn man hinterher fährt, will man nahe dran sein." Im Idealfall wird Vettel seinen Teamkollegen als Puffer für Hamilton benutzen, denn der MP4-26 hat gezeigt, dass er auf den Geraden im Vorteil ist. Dahinter peilt das Ferrari-Duo den zweiten Podestplatz in dieser Saison an. "Red Bull ist unerreichbar. Aber wir sind nur ein halbes Zehntel hinter McLaren", stellte Alonso fest. Also muss er erst einmal nur ein Auto überholen, um das Mindestziel zu erreichen.

4. - S wie Setup

Der Balance kommt in Valencia eine tragende Rolle zu. Die Bremsen werden auf dem Hafenkurs ans Maximum gebracht. Zahlreiche Quersteher im Verlauf des Wochenendes waren Zeuge dafür. Laut Christian Horner habe sich Webber mit der Balance seines RB7 nicht wohl gefühlt - eine Nacht bleibt dem Team nun Zeit, das Problem in den Griff zu bekommen.

Damit stand der 34-Jährige allerdings nicht allein im Paddock. Auch bei McLaren gab es Schwierigkeiten, wie Whitmarsh verriet. Immerhin bot er Button eine Lösung an: "Sein Startplatz ist nicht großartig, aber wir können den Reifendruck und die Balance für morgen verändern und trotzdem ein gutes Rennen haben."

Ein weiterer Fokus liegt auf der Hinterachse der Autos. Viele Fahrer hatten einen starken Verschleiß der Pirelli-Mischungen an den Hinterachse beklagt. Darauf gilt es am Sonntag zu achten, um ein gutes Resultat zu erzielen.

5. - S wie Strategie

Eins, zwei oder drei - das ist eine der großen Fragen am Rennsonntag. Natürlich geht es um die Anzahl der Boxenstopps. "Ich denke, dass wir maximal drei Boxenstopps sehen werden", vermutete TV-Kommentator Marc Surer. Er glaubt, dass zwei Besuche in der Boxengasse die Regel sein werden. Laut dem Schweizer würden alle versuchen, möglichst viel auf den weichen Reifen zu fahren. An den Vortagen hatte sich gezeigt, dass der Zeitunterschied zwischen den beiden Pirelli-Mischungen beträchtlich ist.

Wie verhalten sich die Reifen am Sonntag?, Foto: Red Bull
Wie verhalten sich die Reifen am Sonntag?, Foto: Red Bull

Unterdessen glaubte Massa, dass selbst eine Ein-Stopp-Strategie im Bereich des Möglichen liegt. Teamkollege Alonso geht von ein bis zwei Stopps aus. ". Bei einem Stopp müsste man lange auf den harten Reifen draußen bleiben. Ich weiß nicht, ob das richtig ist", konterte Surer. Wie von den vorangegangenen Rennen bekannt, schonten die Fahrer während des Qualifyings wieder einmal die Reifen. In Q3 verzichteten Nick Heidfeld und Adrian Sutil gar auf eine gezeitete Runde.

Vettel wollte sich erst gar nicht in die Karten schauen lassen, was die Strategie angeht." Man kann noch nicht genau sagen, wie viele Stopps es geben wird, es ist aber ein langes Rennen", meinte er wenig vielsagend. Auch bei McLaren war man sich angesichts der Taktik noch unschlüssig. "Wir werden heute Abend über unsere Strategie grübeln", so Hamilton. "Jenson hat in Kanada gezeigt, dass man auch von hinten gewinnen kann. Unsere Rennpace ist gut, ich bin positiv gestimmt."

6. - S wie Sonntagswetter

Am Samstag herrschten in Valencia sommerliche Temperaturen um die 26 Grad. Die meisten Teams gehen davon aus, dass es am Sonntag noch wärmer wird. Ein Umstand, der nicht unbedingt ein Lächeln in Jenson Buttons Gesicht zaubern dürfte. Er hatte schon in den vergangenen Tagen mit dem Wetter zu kämpfen. "Ich fand einfach hinten keinen Grip. Am Morgen war das Auto noch großartig, womöglich hat die Hitze die Balance des Autos zerstört", grübelte der Weltmeister von 2009. "Solche Probleme hatte ich nicht erwartet - ich hatte auf den weichen und medium Reifen Übersteuern."

Webber hingegen hatte vermeldet, dass er mit den weichen Reifen sehr gut auf dem Hafenkurs klar gekommen sei. Dabei ist es wieder einmal schwierig einzuschätzen, wie sich die Charakteristik der beiden Mischungen unter noch wärmeren Temperaturen verhält. Kaum jemand im Fahrerlager schien sich über den Temperaturenanstieg zu freuen. "Das ist ein langes Rennen und mit dieser Hitze wird es nicht einfacher", meinte Vitaly Petrov stellvertretend. (Fast) sicher ist nur eines: Ein Chaos-Rennen wie in Montreal ist diesmal eher nicht zu erwarten.

7. - S wie Spannung

Dank KERS, DRS und den Pirelli-Reifen ist Spannung in dieser Saison quasi vorprogrammiert. Unzählige Überholmanöver und Boxenstopps hatte es in den vergangenen Rennen gegeben. In Valencia könnte es etwas gemäßigter zugehen, aber wer weiß das heutzutage schon. Die Zweikämpfe zwischen Vettel und McLaren hatten bislang für Begeisterung gesorgt. Marc Surer erwartet auch beim achten Rennen der Saison keine One-Man-Show des Weltmeisters.

Viel Spannung auch im McLaren-Cockpit, Foto: Sutton
Viel Spannung auch im McLaren-Cockpit, Foto: Sutton

"Red Bull nicht so weit weg, dass man sagen kann, dass das eine klare Show wird", so der ehemalige F1-Pilot. "In Barcelona waren sie weiter weg, aber da hat ihnen Lewis Hamilton eingeheizt. Ich denke nicht, dass sie so locker davon fahren können." Hinter dem Red-Bull-Duo wütet ein Vierkampf zwischen McLaren und Ferrari. Wie kann das nicht spannend werden? Setzt Hamilton seinen aggressiven Trend auch in Valencia fort, oder geht er es diesmal verhaltener an? Wie kommt Ferrari mit den Medium-Mischungen klar? Fragen über Fragen, auf die am Sonntag Antwort gegeben wird.

Vielleicht erwischt Vettel auch einen guten Start, das KERS funktioniert diesmal und der Heppenheimer fährt zu seinem sechsten Saisonsieg. Wie brachte er es treffend auf den Punkt: "Uns erwartet ein langes Rennen, aber es ist immer einfacher, vorne weg zu fahren."