Also das war ja wirklich ein verrücktes Rennen diesmal in Kanada, so was habe ich bisher auch noch nicht erlebt, so eine lange Regenpause, so viele Safety-Cars, das war ja schon beim Zuschauen absolut chaotisch, aber auch sehr interessant. Für die Fahrer und auch für die Teams war es natürlich extrem schwierig, da immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Kein Wunder, dass es da dann am Ende auch eine ganze Menge Überraschungen gab.

Das Interessanteste für mich war dabei die unterschiedliche Performance einzelner Autos in den jeweiligen Rennphasen. Zum Beispiel bei Michael Schumacher, der ja auf den Intermediates noch sensationell unterwegs war, dann aber auf den Slicks doch wieder nicht mehr ganz mit der Spitze mithalten konnte. Offensichtlich hatte er eine Abstimmung mit deutlich mehr Downforce, je trockener es dann wurde, desto mehr Probleme hat er mit dem fehlenden Speed auf der Geraden bekommen.

Lob gab es von Bruno Senna für die Offiziellen - zu denen gehörte in Kanada auch sein Landsmann Emerson Fittipaldi, Foto: Sutton
Lob gab es von Bruno Senna für die Offiziellen - zu denen gehörte in Kanada auch sein Landsmann Emerson Fittipaldi, Foto: Sutton

Ich finde, dass auch die FIA-Verantwortlichen angesichts der extrem schwierigen Umstände einen wirklich guten Job gemacht haben, der Start hinter dem Safety-Car, die anderen Safety-Car-Phasen, der Abbruch - das war alles richtig. Ich weiß, dass manche denken, der Start hinter dem Safety-Car sei nicht notwendig gewesen, aber aus meiner Erfahrung vom letzten Jahr ist mir klar, wie schlecht die Sichtverhältnisse gerade im hinteren Teil des Feldes bei solchen Bedingungen sind. Das mag von außen vielleicht manchmal nicht so dramatisch wirken, aber man sieht das wirklich absolut nichts, deshalb ist es einfach zu gefährlich, da normal zu starten. Wenn irgendwo vor einem etwas passiert, hat man nicht die geringste Chance, zu reagieren.

Die einzige Entscheidung, die wir bei Renault alle etwas merkwürdig fanden, war, dass Michael Schumacher schon auf den Intermediates das DRS eingesetzt hat und so auch Petrov überholen konnte. Nach unserem Regelverständnis darf man das DRS nur mit Slicks einsetzen. Das Team hat dann auch extra noch mal bei Charlie Whiting nachgefragt, aber der meinte, es sei alles in Ordnung gewesen. Für unsere Begriffe sehr eigenartig - aber bitte...

Sensationelles Finale

Das Finale des Rennens war dann natürlich absolut sensationell, unheimlich viele Duelle und Zweikämpfe, und am Ende hat sich gezeigt, dass auch Sebastian Vettel auch nicht hundertprozentig aus Stahl ist, dass auch ihm mal ein kleiner Fehler passieren kann, obwohl er bis dahin wieder ein unglaublich starkes Rennen gefahren ist und alles kontrolliert hat. Aber die vielen Safety-Cars haben ihn natürlich einiges gekostet, und am Ende hatte Jenson halt das schnellere Auto, und wenn man dann unter solchen Bedingungen so massiv unter Druck gerät, dann kann halt so was schon mal passieren.

Mit Nick Heidfeld gab es wie immer viel zu bereden - laut Bruno Senna hatte der Deutsche in Montreal aber viel Pech, Foto: Sutton
Mit Nick Heidfeld gab es wie immer viel zu bereden - laut Bruno Senna hatte der Deutsche in Montreal aber viel Pech, Foto: Sutton

Bei uns bei Renault hatte Nick ein bisschen Pech. Er ist bis dahin ein sehr starkes Rennen gefahren, die Situation mit Kobayashi war dann sehr unglücklich. Wenn man da ein kleines bisschen zu wenig Abstand hat, der Vordermann etwas langsamer ist, als man erwartet hat, hat man keine Chance, fährt auf. Das sieht dann von außen ziemlich blöd aus, ist aber unglaublich schnell passiert, ohne dass man es dann noch wirklich vermeiden kann. Vitaly war gut unterwegs, hat kaum Fehler gemacht, aber im Nassen hatte er ein paar Probleme.

Da war unser Auto wohl generell nicht schnell genug, da hat es uns an Abtrieb gefehlt. Da gibt es Autos, die eben wesentlich effizienter sind - McLaren zum Beispiel, die waren in den Kurven und auf der Geraden schnell. Deswegen konnte Jenson ja am Ende auch gewinnen.

Doch kein Showrun am Nürburgring

Lewis hat dort weiter gemacht, wo er in Monaco aufgehört hatte - ein bisschen überaggressiv, und er hat den Preis dafür bezahlt. Er versucht halt, jede Chance zu nutzen, und manchmal ist das ein bisschen viel. Das Manöver mit Button zum Beispiel war einfach überflüssig - man muss da nun wirklich nicht versuchen, den Teamkollegen auf dem Gras zu überholen.Wäre es umgekehrt gewesen, hätte Jenson sicherlich zurück gesteckt. Die Situation mit Webber in der ersten Kurve geht eher noch als Race incident durch, da kommt so was schon öfters mal vor. Der eine probierts, der andere ist noch vorne, macht die Tür zu - und schon ist es passiert...

Für das nächste Rennen in Valencia hoffe ich, dass sich unser Entwicklungsprogramm bei Renault schon ein bisschen auszahlt. Wir haben jetzt unsere Windkanalarbeit ja auf 60 Prozent-Modelle umgestellt, da ist die Übertragbarkeit der Daten auf die Strecke exakter als bei dem kleineren Maßstab, den wir vorher verwendet haben, das sollte uns hoffentlich in Zukunft noch mal ein Stück nach vorne bringen.

Ach übrigens: Das mit meinen Showrunden am Nürburgring beim Renault-World-Series-Rennen an diesem Wochenende klappt nun leider doch nicht - die internen Pläne bei uns sind da geändert worden. Ich bin für Renault da bei einem Charity-Event von Eric Lux in Luxemburg im Einsatz, am Nürburgring wird Nicolas Prost die Showrunden im Formel-1-Auto fahren.