Nach dem mit Abstand schlechtesten Saisonstart in der Williams-Geschichte, hofft das Traditionsteam aus Grove beim zweiten Europa-Rennen des Jahres endlich auf Besserung. Helfen sollen dabei eine Reihe neuer Updates am FW33. Formel-1-Rekordstarter Barrichello hofft, dass diese dann auch so funktionieren, wie sie sollen. "Wir hatten schon die ganze Saison Upgrades, aber die haben dieses und jenes am Auto gemacht" meinte der Brasilianer leicht frustriert, fügte jedoch auch an: "Ich werde jetzt aber nicht pessimistisch sein."

"Wie ich bereits in der Türkei gesagt habe: Ich bin wahrscheinlich die positivste Person im ganzen Fahrerlager. Und ich will mit diesen Änderungen arbeiten und dass sie funktionieren", so der Williams-Pilot. Alle Hoffnung lastet dabei nicht zuletzt auch auf einem neuen Heckflügel, der bereits in der Türkei dabei war, nach Problemen jedoch nicht zum Einsatz kam. "Wir hatten nun 14 Tage Zeit, die Probleme daran zu beseitigen und das sollte uns drei Zehntel pro Runde bringen", erwartete Barrichello. Das Hauptproblem in dieser Saison sei leicht auszumachen.

"Uns fehlen einfach noch die Punkte auf der Strecke. Das motiviert dann auch die Leute, die Fahrer und die Sponsoren, die Rechnungen zu bezahlen. Im Moment ist der Druck deswegen aber auf uns alle etwas zu groß, weil wir noch keine Punkte geholt haben. Wenn das klappt, dann können wir uns selbst helfen", erklärte der 38-Jährige. In der Türkei war schon eine Verbesserung zu sehen, auch wenn es noch nicht zu WM-Zählern reichte. "Ich habe auch viele Daten erhalten, die gezeigt haben, dass uns vier Stopps auf die gleiche Endposition gebracht hätten", verteidigte Barrichello sein Team gegen Kritik an der Drei-Stopp-Strategie.

Maldonado hat es nicht leicht

Der Routinier gab aber auch zu: "Wenn wir wissen, dass die Hinterreifen abbauen und wir machen drei Stopps, wenn alle anderen vier machen, dann folgen wir dem falschen Weg. Ich hatte bei jedem Stint drei oder vier Runden in denen die Hinterreifen schon komplett abgefahren waren. Und jedes Mal waren dadurch drei oder vier Sekunden weg. Wir waren also eigentlich schon näher an den Vorderleuten", bilanzierte der Williams-Fahrer rückblickend. Mitleid hatte Barrichello daher auch mit seinem Rookie-Teamkollegen Patror Maldonado. "Für jemanden, der fast ohne Tests in die Formel 1 kommt, ist das nicht einfach. Er leidet im Rennen unter dem starken Reifenabbau", so der 38-Jährige.

Für die Zukunft gäbe es beim Team daher nur eine Marschrichtung. "Wir müssen jetzt die Updates auf der Strecke verbessern. Wir kriegen relativ schnell neue Teile, aber nicht alle funktionieren. Wir machen alles was wir können, aber manchmal funktioniert es einfach nicht. Auf dem Papier ist das Auto mindestens eine Sekunde schneller, als es seit der Präsentation im Winter in Wirklichkeit ist", so Barrichello frustriert. Problematisch sei nach der Verkündung personeller Veränderungen im Team auch das unruhige Arbeitsumfeld.

Motivation in unruhigem Umfeld schwierig

"Ich weiß nicht wie sich die Führungsstruktur bei Williams verändert. Das müssen wir dann sehen und ob sich irgendwo Lücken auftuen und jemand anders diese dann schließen muss. Es gibt da viel Gerede und ich verbringe die Woche mehr Zeit damit, über solche Sachen zu reden, anstatt tatsächlich über unser Auto", beschrieb der Routinier die Problematik. Allgemein wusste Barrichello: "Man muss alle motivieren. Auch die Mechaniker und Ingenieure. Wenn man nur da ist, um in die Top-Sechs zu kommen, ist man nicht gut genug."

Wie hier in China, muss Rubens Barrichello 2011 viel zu oft am falschen Ende des Parc fermé halten - wenn er denn überhaupt ankam, Foto: Sutton
Wie hier in China, muss Rubens Barrichello 2011 viel zu oft am falschen Ende des Parc fermé halten - wenn er denn überhaupt ankam, Foto: Sutton

"Ich will jetzt aber nicht, dass die Leute denken, das Team macht keinen Job, der gut genug ist und sich nach etwas anderem umsehen. Jeder arbeitet hart. Wir machen also schon das, worauf es ankommt", erklärte der 38-Jährige. Die Problematik würde rein beim FW33 liegen. "Das Auto zu Beginn des Jahres war im Vergleich zu dem vom Ende des Vorjahres ein Rückschritt. Wir haben sehr auf die Aerodynamik geachtet und mechanisch alles am Auto darauf ausgerichtet, aber im Moment funktioniert das nicht und das ist das Problem", gab der Brailianer zu.

Sportlich sei man aber in etwa dort, wo man zum gleichen Zeitpunkt auch 2010 war. "Wir sind in der gleichen Position. Der Unterschied ist nur, dass alle anderen ihre Autos im Vergleich mehr verbessert haben", so Barrichello. "Ich habe aber keine Angst, weil wir noch keine Punkte haben. Wir werden es schaffen und bald welche holen. Das ist ein Fakt. Aber was mich mehr beunruhigt ist, dass wir dieses Jahr Rennen gewinnen wollten", sagte der Grand-Prix-Rekordstarter und fügte an: "Diese Pläne sind nun zu weit weg und das macht mir schon mehr Sorgen."