Was die Action betraf, so spielte McLaren beim Türkei Grand Prix 2011 eine durchaus gewichtige Rolle. Zufrieden war man im Team im Anschluss aber nicht, denn statt ganz vorne mitzukämpfen, blieben nur die Ränge vier und sechs. Lewis Hamilton sprach deswegen auch von einem enttäuschenden Tag für sich. "Es war nicht eines meiner besten Rennen. Ich hatte einen guten Start und verlor dann in Kurve drei viel an Boden [als ich außen an Webber vorbei wollte]. Ich hing hinter Jenson und als ich versuchte, vorbei zu kommen, machte ich mir die Reifen kaputt", berichtete der McLaren-Pilot.

Ab Kurve drei zurück

Also musste er viel zu früh an die Box, was sich strategisch negativ auswirkte. Zudem hatte Hamilton später einen Stopp, bei dem viel Zeit verloren ging, weil rechts vorne etwas klemmte. "Zurück lag ich aber schon ab Kurve drei. Ich denke, ich kämpfte mich ganz gut zurück, wenn man bedenkt, wie viel Zeit ich im Rennen verloren habe. Ich bin recht zufrieden, wie das Auto sich verhalten hat", meinte er. Das Problem war nur, dass er zu Anfang mit zu viel Vorderflügel fuhr, was sich ebenfalls negativ auf den Reifen-Abbau auswirkte, da ein eher untersteuerndes Auto sie besser schont.

Für Hamilton blieb am Ende die Feststellung, dass er besser hätte abschneiden können. "Ich machte zu Anfang ein paar Fehler, die mich am Ende viel gekostet haben. Die Jungs haben toll gearbeitet, damit ich über die Strategie wieder nach vorne komme. Wir fuhren so gut es ging. Als Vierter zu starten und Vierter zu werden, ist jetzt auch nicht schlecht." Am meisten frustrierte es ihn, dass er ausgerechnet hinter Teamkollege Jenson Button so viel Zeit verloren hatte. "Es dauerte lange, bis ich vorbei war. Beim Versuch haben meine Reifen gelitten. Als ich vorbei war, waren sie am Ende", meinte Hamilton, der den Kampf als fair bezeichnete. Dazugelernt hatte er auch. "Ich war am Anfang zu ungeduldig und das war mein Fehler. Ein Rennen wird nicht in den ersten Kurven gewonnen."

Button haderte mit Strategie

Button hätte sich das aber wohl gewünscht, denn er hatte in seinem ersten Stint viel Spaß, bevor dann aufgrund der Strategie sein Rennen eine eher unschöne Wendung nahm. "Auf gewisse Art war die Strategie falsch. Ich denke, die meisten wollten zunächst meine Strategie fahren, aber viele haben sich im ersten Stint die Reifen zerstört und änderten deswegen die Strategie. Wir haben das nicht gemacht und dann auch nicht lange genug auf die Stopps gewartet. Die Reifen waren bei jedem Stopp noch gut. Wir hätten länger draußen bleiben sollen, weil der letzte Stint mit so vielen Runden auf harten Reifen war unmöglich", sagte Button.

Sie unterhielten sich gut, Foto: Sutton
Sie unterhielten sich gut, Foto: Sutton

Das führte auch dazu, dass er in den letzten Runden eher wehrlos zusehen musste, als Hamilton und Nico Rosberg ihn um zwei Plätze nach hinten beförderten. "Man will das Beste aus dem Auto holen, aber man kann nichts gegen die Anderen tun. Man sitzt nur herum. Der Unterschied beim Speed ist unglaublich. Mit KERS und allem kann man aus Kurve zehn viel Schwung mitnehmen und da hat man keine Chance." Besonders intensiv war aber der Kampf mit Hamilton zu Anfang des Rennens. Der hatte Button noch Spaß gemacht.

Whitmarsh freut die Unterhaltung

"Es ist schade, dass ich nach dem ersten Stint so weit hinter ihm landete. Ich denke, bei der Strategie machten wir einfach etwas falsch", erklärte der Brite. McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh gab zu, dass mehr als 20 Punkte für die Türkei eingeplant waren, auf der anderen Seite hielt er aber fest, dass Hamilton und Button viel zu einem sehr unterhaltsamen Rennen beigetragen hatten. "Wir wollten unsere Fahrer nie davon abhalten, gegeneinander zu fahren - und das haben sie heute auf jeden Fall gemacht. Es war gut, das zu sehen: sie kommen neben der Strecke sehr gut miteinander aus, wie wohl jeder weiß, aber auf der Strecke sind sie so versessen darauf, sich zu schlagen, wie bei jedem anderen Fahrer. So sollte es sein."

Zugeben musste der Teamchef, dass Buttons Strategie wohl nicht die beste gewesen war, weswegen der Weltmeister von 2009 auch eher unverschuldet zu leiden hatte. Gleichzeitig betonte Whitmarsh aber auch, dass nun bis zum Spanien Grand Prix alles getan werde, um bei der Entwicklung des Autos Gas zu geben. "Wir wollen in Barcelona stark sein. Wir sind Zweiter in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft und Lewis ist in der Fahrer-Weltmeisterschaft Zweiter. Wir werden aber alles geben, damit wir diese Zweier im Lauf der Saison zu Einsern machen."