Bereits vor dem Wochenende in Malaysia war damit gerechnet worden, dass der Abbau der Reifen in Sepang stärker sein wird als in Melbourne. Das bewahrheitete sich am Freitag auch, weswegen Pirelli Motorsport Direktor Paul Hembery auch damit rechnete, dass es ein strategisch schwieriger Grand Prix werden könnte. Denn schon im Qualifying gilt zu bedenken, dass der weichere Reifen zwar rund eine Sekunde Zeit bringt, im Rennen dann aber wohl nach acht Runden hinüber sein wird, während der härtere Gummi wohl doppelt so lange oder bei guter Strecken-Entwicklung sogar noch etwas länger halten könnte.

Das könnte bedeuten, wer auf hart setzt, kann sich im Gegensatz zu den Weich-Fahrern einen Stopp sparen, was im Rennen ebenfalls einen Vorteil bringen dürfte. "Ich denke, durchschnittlich werden wir drei Stopps sehen und ich wäre überrascht, wenn es vier gebe. Es ist nur Freitag und wir fahren morgen noch den ganzen Tag und dann im Rennen, die Dinge können sich also ändern", sagte Hembery laut Autosport. Er erinnerte daran, dass sich die Strecke in Melbourne stark entwickelte, wobei das bei einem Stadtkurs meist so ist.

Strecken-Entwicklung beobachten

"Im Moment sieht es auf dem harten Reifen nach zwölf bis 14 Runden [Fahrzeit] aus - mit etwas Strecken-Entwicklung wird das so auf 18 Runden gehen. Dadurch ist man nahe an einer Drei-Stopp-Strategie, man wird aber wohl auch Leute sehen, die eine Zwei-Stopp probieren", meinte er. Durch die warmen Bedingungen und den eher rauen Asphalt hat Pirelli in Malaysia bislang zumindest die Abnutzung, die man sich vorgenommen hat, wobei Hembery genau wusste, dass die Ingenieure der Formel-1-Teams solche Bedingungen gar nicht mögen. "Die Balance des Autos ändert sich während des Rennens und während des Stints, da sich auch das Benzingewicht ändert."

Bei den Reifen gibt es viel zu beachten, Foto: Lotus Renault
Bei den Reifen gibt es viel zu beachten, Foto: Lotus Renault

Pirelli hatte aber genau so etwas erwartet und er rechnete auch damit, dass der Haltbarkeits-Vorteil der harten Reifen einige Teams dazu bewegen könnte, im Qualifying auf den Rundenzeit-Vorteil von einer Sekunde zu verzichten, den der weiche Gummi bringt. "Die Lücke zwischen den Mischungen ist eine Sekunde und geht bis zu 1,2 Sekunden - das ist gut. Das wird zu Qualifying-Fragen führen und man hat jetzt definitiv eine Wahl. Vielleicht hat Red Bull eine andere Strategie, weil sie [wegen des schnellen Autos] anders denken können, aber ich denke, alle Anderen müssten sich mit soft qualifizieren [wenn es nur auf Rundenzeit geht]."

Am Anfang oder am Ende?

So hatte Hembery am Nachmittag einige Fahrer beobachtet, die eine schnelle Runde auf weich fuhren und dann rausnahmen, um wieder zu beschleunigen. Bei einigen Fahrern schien das auch zu funktionieren und sie konnten danach acht einigermaßen brauchbare Runden fahren. "Ich weiß nicht, wann man den weichen einsetzen würde, entweder am Start oder am Ende, aber bei dem Abbau wäre es eine Drei-Stopp-Strategie, wenn man damit startet.", erklärte Hembery.

Wegen der vielen Marbles, die die Reifen neben der Ideallinie abgeworfen hatten, machte sich Hembery keine Sorgen. Die waren zwar etwas anders als jene im Winter, als es noch große Fetzen von den Reifen gerieben hatte, ob sie den Reifen Probleme machen, wenn sie aufgesammelt werden, konnte er aber nicht genau sagen. Ihm war nur klar, in Sepang ist genug Platz, um zu überholen, Marbles hin oder her. "Wir werden heute Abend aber rausgehen und uns die Marbles ansehen. Wir wurden nicht verstärkt darauf hingewiesen. Es gibt viel Abbau, also muss auch viel Material vom Reifen abgehen. Das muss ja wohin; das kann sich nicht alles auf die Rennlinie legen, also wird immer viel Material von den Reifen abfallen. Es geht nur darum, ob das Material dann das Racing beeinflusst."