Während ein Großteil der Teamchefs am Freitag in Barcelona mehr damit beschäftigt war, sich mit dem Thema Bahrain auseinanderzusetzen und deswegen auch die FOTA am Abend tagt, waren die Fahrer der Teams auf der Strecke unterwegs. Dabei konnte sich kurz vor Ende des Tages Sebastian Vettel mit einer Runde in 1:24.374 Minuten die Bestzeit auf dem Circuit de Catalunya sichern. Der deutsche Red-Bull-Pilot war allerdings nur verdächtig wenige Runden gefahren. Hatte er am Vormittag trotz zu Beginn noch feuchter Strecke noch 23 Umläufe gedreht, stand sein Auto am Nachmittag nach technischen Problemen wegen einiger prophylaktischer Checks lange still, weswegen er nur noch 14 Runden nachlegen konnte, während viele seiner Konkurrenten Longruns fuhren. Sein schnellster Run dürfte zudem auf superweichen Reifen gefahren worden sein, da seine Zeiten im weiteren Verlauf des sieben Runden langen Runs um ein bis zwei Sekunden abfielen.

Fernando Alonso drehte sich einmal, Foto: Sutton
Fernando Alonso drehte sich einmal, Foto: Sutton

Vettels schnelles Finish verdrängte Fernando Alonso um 1,111 Sekunden von Platz eins. Der Spanier hatte lange die Spitzenposition inne gehabt, obwohl er am Vormittag mit einem Dreher für die erste von vier roten Flaggen gesorgt hatte. Seine Ausbeute war dafür viel besser als jene Vettels. 101 Runden konnte der Ferrari-Pilot verbuchen und damit das selbstgesteckte Zuverlässigkeits-Ziel von 100 Umläufen erreichen, während er weiter an den Reifen arbeitete. Platz drei belegte am Freitag Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari, der sich mit 57 Runden ebenfalls bescheiden gab. 20 davon hatte er bereits am Morgen mit Intermediates gedreht, bevor er nach zwei weiteren Vormittags-Runs dann am Nachmittag seine Runden im Dienste einer Evaluierung des Bremssystems drehte. In einem dieser Umläufe hatte der Spanier allerdings einen Dreher und sorgte damit um kurz vor 15:00 Uhr für die letzte der roten Flaggen des Tages.

Di Resta musste lange warten

Ebenfalls für rot gesorgt hatte Sauber-Pilot Kamui Kobayashi, der drei Tausendstel hinter Alguersuari auf Rang vier kam. Sein Stopp war die Folge eines Runs zur Evaluierung des Verbrauchs, da er dabei den Tank leer fuhr. Davor hatte der Japaner allerdings Zeit verloren, weil es ein Problem am Antriebsstrang gegeben hatte. Unzufrieden war er aber dennoch nicht. "Wir konnten wegen eines technischen Problems das Programm nicht beenden. Wir hatten am Morgen nasse Bedingungen, das war also gut, um Informationen auf Regenreifen zu sammelm. Am Nachmittag konnten wir nicht alles Geplante erledigen, also haben wir morgen noch Arbeit", sagte Kobayashi. Mit den Reifen konnte er dennoch einiges tun. Denn neben den Regenreifen hatte er am Morgen auch die Intermediates ausgeführt und am Nachmittag dann die harten, mittleren und weichen Mischungen gefahren. "Bis heute Nachmittag konnten wir nicht mit dem Setup für Barcelona beginnen. Jetzt haben wir nützliche Richtungen gefunden und werden diese Arbeit morgen fortsetzen", sagte Sauber-Technikdirektor James Key.

Jenson Button absolvierte im McLaren einen eher unauffälligen Tag und hatte nach seinen 77 Runden mit 1,991 Sekunden Rückstand auf Vettel Platz fünf eingefahren. Auf dem Plan war bei dem Briten Entwicklungsarbeit an dem recht aggressiv designten MP4-26 gestanden. Aufgrund des feuchten Beginns waren die Runs zur Überprüfung der Aerodynamik-Funktionen beeinträchtigt, weswegen sie am Samstag wiederholt werden; sollte das Wetter passen. "Wir haben aber nicht zu viel Streckenzeit verloren und unseren Fokus am Ende des Morgens schnell auf eine Reihe kürzerer Runs umgelegt. Dabei wollten wir das Setup unter die Lupe nehmen und eine generelle Richtung für das Longrun-Programm am Nachmittag festlegen, bei dem wir ein gutes Verständnis für die Pirellis über die Dauer eines Stints erhielten", sagte McLaren Team Manager Indy Lall. Gleichzeitig war auch der verstellbare Heckflügel erstmals voll im Einsatz und die Arbeit an KERS wurde fortgesetzt.

Di Resta erst am Nachmittag mit Zeiten

Knapp hinter Button folgte Paul di Resta im Force India. Der Schotte hatte sehr lange darauf warten müssen, bis er auf die Strecke gehen konnte, erst am späten Nachmittag war er zu sehen. Grund dafür waren einige verspätete Teile und die Notwendigkeit, nach der Anreise von Jerez damit noch viel am Auto machen zu müssen. Daher konnte Di Resta am Ende auch nur 26 Runden drehen, was angesichts der Bedeutung jedes einzelnen Testkilometers doch unangenehm wenig war. Denn vorgesehen hatte Force India einiges. Es sollten Kilometer aufs Auto gefahren werden, um Informationen zur Leistung und Balance zu erhalten. Zudem wollte man Aerodynamik und Reifen testen. "Die Jungs haben gut gearbeitet, damit wir überhaupt rausfahren konnten und am Ende des Nachmittags machten wir brauchbare Runs, um ein gutes Basis-Setup für morgen zu erhalten, wenn wir ein umfangreicheres Testprogramm abzuarbeiten haben", meinte Di Resta.

Michael Schumacher drehte 90 Runden, Foto: Sutton
Michael Schumacher drehte 90 Runden, Foto: Sutton

Auf den Plätzen sieben und acht trafen sich mit Rubens Barrichello im Williams und Michael Schumacher im Mercedes zwei alte Bekannte wieder. Rund 2,5 beziehungsweise rund 3,1 Sekunden hatten die Beiden auf die Bestzeit verloren. War Schumacher von dem Duo der Langsamere, so konnte er sich in der Rundenwertung aber mit 90 zu 52 durchsetzen und am Nachmittag eine Renndistanz unterbringen. "Es war heute ein guter Tag und es ist zufrieden stellend, eine Renndistanz absolviert zu haben, bei der alle Systeme gut funktionierten. Jetzt legen wir unser Augenmerk auf die Performance, dafür war es sehr wichtig, die heutige Simulation zu beenden und zu verstehen, wie das Auto und die Reifen sich verhalten, wenn das Auto leichter wird", sagte Schumacher. Bei Barrichello hatten sich im Laufe des Tages Motorenprobleme gemeldet, weswegen er für eine rote Flagge sorgte und viel Fahrzeit verlor, als der Motor gewechselt wurde. Die letzten beiden Positionen in den Top Ten gingen an den HRT-Piloten Narain Karthikeyan - noch im 2010er-Auto - und an Lotus-Fahrer Heikki Kovalainen. Bei HRT konnte man sich darüber freuen, ohne große Probleme durch den Tag gekommen zu sein, weswegen am Ende auch 116 Runden zu Buche standen.

Schumacher mit Renndistanz

Kovalainen war nicht ganz problemfrei geblieben. Am Vormittag musste ein Wasserleck am Lotus repariert werden, am Nachmittag beendete dann ein Problem mit dem Getriebe seine Session. Mit dem Morgen war er zufrieden, da er die Intermediates ausprobieren konnte und es überall gleichmäßig feucht war. "Wir mussten die Inters bei diesen Bedingungen ausprobieren, also haben wir nun nützliche Daten gesammelt. Danach wollten wir eine Renndistanz fahren, aber das Gertriebeproblem bedeutete, dass wir diesen Teil des Plans nicht ausführen konnten", sagte der Finne, der mit der Balance des Autos aber sehr zufrieden war. Hinter dem Lotus-Piloten holte Jerome D'Ambrosio nach 116 Runden ohne große Zuverlässigkeitsprobleme mit rund 6,5 Sekunden Rückstand Platz elf.

Keinen idealen Tag erwischte Renault. Zwar stand primär Boxenstopp-Training auf dem Programm, weswegen die Zeiten unwichtig waren, doch es gab auch einige Probleme mit der KERS-Software, weswegen Vitaly Petrov lange Zeit zum Zusehen verdammt war. Am Ende fuhr der Russe dann im Zuge seiner Boxenstopp-Tests 20 Runden. Nick Heidfeld hatte am Morgen auch kurz ins Auto gedurft. Er war 27 Runden gefahren und hatte sich dabei ebenfalls voll auf die Stopps konzentriert. Daher erklären sich auch die letzten beiden Plätze für Petrov und Heidfeld.

Mehr Zeit für Petrov

Heidfeld sagte: "Ich war heute Vormittag nur für eine Stunde im Auto, um Boxenstoppübungen zu absolvieren. Zunächst war es noch etwas nass, also begannen wir mit Regenreifen und ich konnte mein erstes Gefühl dafür bekommen. Ich fuhr keinen richtigen Run, nur eine gezeitete Runde und kam dann wieder rein, um einen Boxenstopp einzulegen. Dabei habe ich zum ersten Mal das neue Ampelsystem benutzt und es funktionierte gut. Dennoch fanden wir ein paar Kleinigkeiten, die wir nächstes Mal verbessern wollen." Petrov ärgerte sich vor allem wegen der verlorenen Zeit durch das KERS-Problem und gab sich damit zufrieden, in den letzten 40 Minuten seine Boxenübungen machen zu können. "Da wir heute nicht viel fahren konnten, werde ich morgen Vormittag etwas mehr Zeit im Auto erhalten, bevor Nick es übernimmt", sagte der Russe.