Der Wettergott hielt Wort: Sao Paulo präsentierte sich am Samstag von seiner nassen Seite - also genau so, wie es sich Michael Schumacher gewünscht hatte. In den ersten beiden Qualifyingsessions lief es entsprechend gut für den Deutschen, der zum vierten Mal in dieser Saison vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg landete.

Zufrieden war er mit Platz 8 allerdings nicht. "Wir hätten mit Slicks viel weiter vorne sein müssen, bei diesen Bedingungen waren wir das ganze Jahr stark", ärgerte sich Schumacher. Zwei Faktoren kosteten ihn eine bessere Platzierung: Sein Team schickte ihn vor Mark Webber und Sebastian Vettel heraus, obwohl es Schumacher beim Reifenwechsel extra an der Box warten ließ.

So musste der Deutsche von der Ideallinie runter, die beiden Red Bulls vorbei lassen und danach versuchen, seine Reifen wieder auf Temperatur zu bringen. Das gelang ihm aber nicht, weil auch der Reifendruck nicht ganz stimmte und die Reifen so nicht schnell genug auf Temperatur kamen.

Die Pole war möglich

"Wenn man großen Vorsprung von Nico [Hülkenberg auf der Pole] anschaut, denke ich nicht, dass unser Auto langsamer gewesen wäre als ihres und ich hätte fahrerisch sicher auch mit ihm mithalten können." Schumachers Schlussfolgerung: "Also bin ich mir sicher, dass wir heute um die Pole hätten kämpfen können."

So oder so ist Teamchef Ross Brawn mit der Leistungssteigerung seines alten Freundes zufrieden. Schumacher konnte vor allem bei den letzten Rennen immer mehr überzeugen. "Es gab verschiedene Leistungsfenster bei Michael, die zuletzt immer besser wurden", bestätigt Brawn. "Er hat einige gute Rennen gezeigt und war auch hier sehr stark. Wir können nicht sagen, dass wir komplett zufrieden sind mit dem Jahr, aber es gibt viele Gründe für nächstes Jahr optimistisch zu sein."

Gebremster Optimismus

In diesem Punkt pflichtet Schumacher seinem Boss bei. "Wir haben das Auto gut aussortiert für die letzten Rennen, insbesondere seit Suzuka. Seitdem ist das Auto auf einem Level, so dass wir besser mithalten können." Das liege auch ihm, so dass er besser in einen guten Rhythmus komme. "Aber ich denke nicht, dass die Saison deswegen länger sein sollte, denn das Auto bleibt so und wir sind alle heiß auf das nächstjährige Auto und können es kaum noch erwarten."

Das Team stecke sehr viel Einsatz in den zweiten Silberpfeil der Neuzeit. "Mercedes hat jetzt mehr Einfluss auf das Auto, aber man darf auch keine Wunder erwarten", bremst Schumacher die Erwartungen. "Wir müssen die Leiter erst hochklettern und man kann nicht zwei Sprossen auf einmal nehmen." Der frühe Entwicklungsstart vor den anderen Teams helfe Mercedes. "Aber andererseits sind wir ein kleines Team, also haben wir nicht die Ressourcen der großen Rennställe."