In den Augen von McLaren-Teamboss Martin Whitmarsh hatte der Türkei GP alles: Drama, Spannung, Aufregung und ein perfektes Endergebnis. Bei Red Bull dürfte man das anders gesehen haben. Aber McLaren freute sich über einen Doppelsieg, den ersten Saisonerfolg von Lewis Hamilton und 43 WM-Punkte, die das Team an die Spitze der Konstrukteurswertung katapultierten.

Die größte Ermutigung zog McLaren jedoch daraus, dass beide Fahrer mit den Red Bull mithalten konnten. War der Abstand in Barcelona und Monaco noch enorm, konnten Lewis Hamilton und Jenson Button in Istanbul dran bleiben und sogar angreifen. "Es war von Anfang an ersichtlich, dass Lewis die Pace hatte, um davon zu ziehen, wenn er Mark Webber überholt hätte", sagt Whitmarsh. Beinahe wäre ihm das gelungen.

Angreifen und Benzin sparen

So musste Hamilton darauf warten, dass die beiden Red-Bull-Fahrer sich gegenseitig aus dem Weg räumten. "Ich musste gegen zwei Red Bull kämpfen, obwohl es gegen einen schon hart genug war", sagte Hamilton. "Aber unsere Rennpace war gut genug, um mit ihnen mitzuhalten - obwohl ich ein Auge auf den Benzinverbrauch werfen musste. Zu ihrem Pech kollidierten sie und so kamen wir vorbei."

Button fand nach einem verrückten Rennen noch härtere Worte für die Konkurrenz. "Wir lagen alle eng beisammen und ich wusste, dass gegen Rennende alles passieren konnte - und dem war so, als die Red Bull kollidierten, was Lewis und mir einen Doppelsieg schenkte." Allerdings nicht ganz kampflos.

Beide mussten Benzin sparen, aber Button begann damit schon 30 Runden früher und fuhr schneller als Hamilton. "Das Rundenzeitenziel, das mir das Team gab, war vielleicht etwas zu niedrig und plötzlich klebte Jenson an meinem Heck", erklärte Hamilton. "Ich weiß nicht, warum Lewis so langsam war, aber ich kam gut durch Kurve 12 und überholte ihn." Danach kämpften beide für drei Kurven Rad an Rad. "Aber ich war in der Schlusskurve falsch positioniert, kam schlecht heraus und er konnte mich auf der Geraden überholen."

Lehrbeispiel für Teamzweikämpfe

Danach konzentrierten sich beide Fahrer wieder auf das Benzinsparen. "Wir hatten nicht erwartet, dass das Rennen so schnell sein würde", sagte Button. Gleichzeitig wollten die McLaren-Piloten nicht ihren Red-Bull-Vorgängern nacheifern. "Wir dürfen gegeneinander kämpfen, aber vernünftig", betonte Hamilton. "Wir sind nicht dumm." Er würde keine gefährliche Aktion gegen Button einleiten und umgekehrt. "Es war ein harter Kampf", bestätigte Button. "Aber wir haben uns nicht berührt und sind trotzdem Erster und Zweiter geworden, so wird das gemacht!"

Dennoch fühlte sich der Erfolg für Hamilton nicht ganz so toll an wie so manch früherer Sieg. "Im Idealfall möchte der Racer in mir durch ein Überholmanöver gegen den Führenden gewinnen", erklärte Hamilton. "Ich möchte nicht gewinnen, weil die Führenden vor mir eine Kollision haben." Den Sieg und die 25 Punkte nahm er trotzdem mit und widmete sie seinem Vater Anthony, der am Montag seinen 50. Geburtstag feiert.