Remake: Schon 2004 waren Gullydeckel hoch im Kurs., Foto: Sutton
Remake: Schon 2004 waren Gullydeckel hoch im Kurs., Foto: Sutton

Einmal tief durchatmen - dann war es geschafft. Am Samstagabend waren vom Journalisten bis zur Pressebetreuerin, vom Rennfahrer bis zum Rennkommissar alle froh, als ein langer und chaotischer Renntag gegen halb zehn endlich und endgültig offiziell beendet war.

Das Unheil nahm schon am frühen Morgen seinen Lauf, als sich ein Hydrantendeckel unter dem Audi von Markus Winkelhock löste und diesen so schwer beschädigte, dass die Mechaniker eine Nachtschicht samt extra herbeigeschaffter Eratzteile einlegen müssen, um das Auto rennfertig zu machen. Erinnerungen an die fliegenden Gullydeckel von Shanghai 2004 wurden wach.

Anderthalb Stunden dauerten die Beratungen, Begutachtungen, Zementmischungen und Schweißaktionen mitten auf Start- und Ziel. Kaum ging es wieder los, flogen Styroporteile über die Strecke - wieder rote Flagge. Der Zeitplan war zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon hoffnungslos durcheinander geraten. Also war man daran schon fast gewohnt.

Motorsport trifft Heimwerkershow: Schweißen für Fortgeschrittene., Foto: Sutton
Motorsport trifft Heimwerkershow: Schweißen für Fortgeschrittene., Foto: Sutton

Die geplanten DTM-Renntaxi-Fahrten wurden aus der Mittagspause in den Abend verlegt - "noise reduced", wie es so schön im überarbeiteten Zeitplan hieß, also für die Anwohner nicht ganz so laut. Geholfen hat es nicht viel: Durch endlose Verzögerungen wegen heftiger Regengüsse am Nachmittag fuhren die Lamborghinis noch zwischen acht und neun ihre Runden. Das Flutlicht des Frankenstadions wurde jedoch nicht benötigt, um die Strecke zu beleuchten.

Pokal, Champagner, blaues Auge

Die Formel 3 EuroSerie erlebte gleich drei Höhepunkte: Eine Startkollision, der eine Handvoll Autos zum Opfer fiel, einen Rennabbruch samt kurioser Zieldurchfahrt und ein blaues Auge beim Sieger. Den Abbruch acht Minuten vor Rennende verschuldete der Regen, doch die Entscheidung die verbleibende Rennzeit weiter laufen zu lassen, während die Autos auf Regenreifen umgerüstet wurden, weil das DTM-Qualifying nahte, erwies sich als Schuss ins Knie: Als die Autos hinter dem Safety Car wieder losfuhren, war die Uhr just in diesem Moment bei 0:00 angekommen - nach nur einer Runde kam das Safety Car herein und die Piloten rollten unter Überholverbot ins Ziel. Das Ergebnis: Viel Umbauarbeit für ein verregnetes Zielfoto.

Nass war es am Norisring., Foto: Audi
Nass war es am Norisring., Foto: Audi

Vielleicht war der Drittplatzierte Stefano Coletti deshalb so aufgebracht nach der Siegerehrung, dass er den Gewinner Jules Bianchi eine rechte Gerade ins danach nicht mehr freudestrahlende Gesicht verpasste. Wehren konnte sich Bianchi nicht: Links hielt er den Siegerpokal, rechts die Champagnerflasche. Hinterher schmückte ihn noch ein blaues Auge, das seinen Auftritt bei der Siegerpressekonferenz verhinderte. Stattdessen gab es die erste Entscheidung der Rennkommissare: Sie disqualifizierten Coletti, der sich und seine Familie durch Bianchi beleidigt sah, und strichen Platz 3 komplett aus dem Ergebnis - 1. Bianchi, 2 Sims, 4. Gutierrez.

Sieben - gut. Acht - gut. Neun - böse.

Die DTM-Asse dachten sich dann wohl, was die Nachwuchsbubis können, können wir schon lange. Im dritten Qualifying fuhren Ralf Schumacher, Jamie Green und Maro Engel unter die Top-4. Nur durften sie nicht im Q4 antreten. Stattdessen wurden ihre Autos zurück in die Box geschoben, weil sie mehr als die acht erlaubten Runden gedreht hatten. Am Abend wehte der Wind mehr als nur einmal die Frage über die nahe Ufergegend des Dutzendteichs, ob man dort denn möglicherweise nicht bis Acht zählen könne?

Norbert Haug sah das nicht als das Thema an und bekam am späten Abend noch eine Hiobsbotschaft nachgeliefert: Paul di Resta wurde wegen eines Verstoßes gegen die Parc Fermé Bestimmungen um 5 Startplätze zurückversetzt. Der Ärger darüber fiel zu so später Stunde dann hoffentlich "noise reduced" aus...