Eine starke erste DTM-Saison 2002 im Mercedes-Jahreswagen, ein unerwartet schneller und erfolgreicher Aufstieg in den HWA-Mercedes 2003. Christijan Albers schien wie der neue Stern am Mercedes-Himmel - und sah sich der DTM schnell entwachsen. Angekommen in der Formel 1 bemühte sich Albers im Minardi- und Midland-Boliden vergeblich um den Aufstieg. Regelmäßige Niederlagen gegen Spyker-Teamkollege Adrian Sutil, Sponsorenquerelen und eine letzte Frankreich-Dienstfahrt mit Tankrüssel im Gepäch bildeten für Albers das frühe Ende einer F1-Karriere, die nie wirklich in Fahrt kommen wollte. 2008 steht Christijan Albers wieder dort, wo er bereits sechs Jahre zuvor war...

"Mein Ziel ist, mich in der Audi-Familie zu entwickeln und neue Möglichkeiten zu entdecken", hatte Christijan Albers zu Beginn der Saison sein Engagement bei Futurecom TME im 2006er-Audi begründet - nachdem er bereits nach seinem vorzeitigen Formel-1-Aus an einen Rückzug aus dem Motorsport gedacht hatte. "Für mich steht am Anfang der Spaß im Vordergrund und dann will ich irgendwann bessere Resultate holen. Wenn wir es bis in die Punkte schaffen, haben wir alle einen guten Job gemacht." Doch die Punkte lassen auf sich warten…

motorsport-magazin.com DTM-Experte Manuel Reuter hatte Christijan Albers' Comeback-Experiment von Beginn an nicht nachvollziehen können. Christijan weiß, wie es ist, in der DTM Rennen zu gewinnen und um den Titel zu fahren. Zwar sagt er, nun wolle er in der DTM nur seinen Spaß haben", analysierte Reuter. "Ich aber sage voraus, dass ihm dieser schnell vergehen wird. Mit dem 2006er-Audi hatten schon andere Teams als Futurecom TME ihre Mühe." Und tatsächlich konnte das kleine Team von Dr. Colin Kolles auch im dritten Jahr seit seinem DTM-Debüt noch nicht zum Niveau der übrigen aufschließen.

Sieben Rennen nach Beginn des TME-Experiments scheint Christijan Albers hin- und hergerissen. Sichtlich kann sich der Niederländer über Achtungserfolge freuen, die ihm vor allem im Qualifying immer wieder gegen die schwächelnden Mercedes-Jahreswagen gelingen. Doch auch gelegentliche Frustration kann Albers nicht verbergen. Bereits im Meisterschaftskampf 2004, als er nach seinem beachtlichen Vizetitel 2003 im Mercedes-internen Kampf gegen Bernd Schneider als Titelfavorit galt, war ihm die Motivation abhanden gekommen:

Albers auf Abwegen - so verlief die DTM-Saison 2004, Foto: Sutton
Albers auf Abwegen - so verlief die DTM-Saison 2004, Foto: Sutton

Die Aussichten, 2005 in der Formel 1 zu starten, schienen Albers nicht zu bekommen. Fehler um Fehler passierten dem damaligen HWA-Piloten in der zweiten Saisonhälfte, bis schließlich Mattias Ekström und Gary Paffett den Titelkampf unter sich ausfochten. Bei Mercedes-Sportchef Norbert Haug fiel Albers somit rasch in Ungnade - und handelte sich den Ruf des charakterlich nicht einfachen Piloten ein. Auch in der DTM-Saison 2008 präsentiert sich Christijan Albers nicht als Everybody's Darling:

"Natürlich kann Katherine noch etwas von mir lernen. Von einem guten Fahrer kann sie mehr lernen als von einem schlechten", sagte Albers noch zu Saisonbeginn mit einem Augenzwinkern, bevor seine Beliebtheit im Mercedes-Lager einen neuen Tiefpunkt erreichte. Nach Spitzen gegen Ralf Schumacher, mit dem er in Hockenheim und Oschersleben in Runde eins aneinander geraten war, kündigte sich in Mugello eine neue Freundschaft mit Mathias Lauda an: "Er ist mehr auf dem Kies und im Gras gefahren als auf der Strecke. Hinter ihm habe ich viel Zeit und den Anschluss an das Feld verloren."

Mittlerweile gehen sich Christijan Albers und die Piloten der 2007er-Mercedes auf der Strecke zwar hinreichend aus dem Weg. Beim Thema Gewichtsreglement scheinen allerdings die Stimmungsschwankungen des schnellen Holländers immer wieder durch. "Noch viel zu klein" sei der Mindergewicht der 2006er-Audi gegenüber den im Basisgewicht um 20 Kilogramm schwereren Jahreswagen - bevor ihm auf dem Nürburgring alles egal war. Albers' Gleichgültigkeit verwunderte: So hatte Teamchef Dr. Colin Kolles ausgerechnet in der Eifel versucht, die neu eingeführte, für Audi-Gebraucht- und Jahreswagen nun im Gleichschritt erfolgende Vergabe der Zusatzgewichte wieder aufheben zu lassen - und scheiterte nach langen Verhandlungen.

"Das Gewicht ist aber auch nicht weiter tragisch - auch wenn wir noch um 30 Kilogramm erleichtert werden, macht das nicht viel aus. Ich muss ehrlich sagen, dass es mir egal ist. Ich fokussiere mich auf das Fahren", lautete die neue Sichtweise des einzigen Audi-Piloten ohne Werkvertrag. Das Rennwochenende im Schatten der Nürburg sah er zwiespältig. "Für uns war es ein sehr gutes Wochenende. Ich bin zufrieden. Schade nur, dass uns das Qualifying im Regen nicht gelungen ist. Aber wir wissen, dass unser Auto im Regen nicht stark ist." Entgegen allen Ankündigungen scheint die Sehnsucht nach einem neueren Fahrzeug nun doch aufzukommen...