Kürzlich war ich Studiogast bei Premiere Speedtalk. Es war die erste Sendung dieser neuen Reihe, und man wollte dem Thema entsprechend jemanden im Studio haben, der sich ein wenig mit der Formel-1-Szene auskennt. Da hat man sich für mich entschieden, nachdem ich einige Zeit als Testfahrer in der Formel 1 dabei war und mich durchaus ein wenig auskenne. Für mich war es das erste Mal, in einer Call-In-Sendung direkt die Fragen der Fans zu beantworten.

Die Vorbereitung lief lockerer ab, als man hätte annehmen können. Ich kam eine Stunde vor Beginn der Sendung im Studio an, ich habe noch etwas gegessen und bekam den Ablauf der Sendung erklärt. Solche Auftritte in den Medien gehören für einen Rennfahrer dazu, und die Sendung selbst hat mir sehr viel Spaß gemacht - zumal ich Gelegenheit hatte, mit Sven Heidfeld einen alten Bekannten zu treffen. Sven war 2002 mein Teamkollege in der Formel 3.

Gute Fragen - schlechte Fragen

Generell macht im Umgang mit den Medien das eine mehr Spaß, das andere weniger. Man muss Profi genug sein, alle Fragen angemessen zu beantworten. Natürlich kommt es oft vor, dass dieselben Fragen immer wieder gestellt werden - so zum Beispiel die nach meinen Eltern. Da heißt es immer wieder aufs Neue, professionell zu bleiben. Ob ich an meinen Vater Manfred denke, der 1985 bei einem Sportwagenrennen tödlich verunglückt ist? Wie kommt meine Mutter mental mit meiner Rennkarriere zurecht?

Es gibt Journalisten, die gut vorbereitet sind, und andere, die schlecht vorbereitet sind. Man muss auch jene gut behandeln, die fachlich keine so guten Fragen stellen. Das gehört zu meinem Job dazu. Es ist ein Geben und Nehmen, denn wenn ich in der Presse bin und etwas Publicity bekomme, kann das nur positiv für mich sein. So bin ich in der Regel froh, wenn ich Gelegenheit habe, ein Interview zu geben.

Als erfolgreichster Audi-Jahreswagenpilot steht Markus Winkelhock oft im Rampenricht, Foto: Audi
Als erfolgreichster Audi-Jahreswagenpilot steht Markus Winkelhock oft im Rampenricht, Foto: Audi

Zurzeit erwarten mich in der DTM meist genauso viele Journalisten wie damals in der Formel 1. Nur im letzten Jahr auf dem Nürburgring war es anders: Dort bin ich mein erstes und bisher einziges Formel-1-Rennen gefahren, ich habe einige Führungsrunden sammeln können; es war der Grand Prix von Deutschland - es hat einfach alles zusammengewirkt. Dass es dort einen extremen Medienansturm auf mich gegeben würde, war mir schon vorher klar.

Zeit für die Fans

Auch am vergangenen DTM-Wochenende gab es in dieser Hinsicht wieder viel zu tun - schon am Freitag war ungewöhnlich viel los. Wie entspannt die Öffentlichkeitsarbeit an den Rennwochenenden abläuft, ist sehr unterschiedlich. Es gibt Wochenenden wie den Saisonauftakt oder das Saisonfinale in Hockenheim, an denen sehr viel Stress herrscht. Da muss man sich trotz allem den Kopf freihalten, denn der Sport selbst darf unter der Arbeit mit Fans und Medien nicht leiden.

Man ist an einem Rennwochenende grundsätzlich sehr angespannt und hat einen vollen Terminkalender. Trotz allem muss für ein paar Gespräche mit den Fans und Autogramme immer genug Zeit sein. Viel Freude machen mir meist auch die PR-Events, die Audi an verschiedensten Orten für die Fans organisiert. Ich versuche, die Wünsche der Fans so weit wie möglich zu befriedigen. Und wenn ich sage, dass ich momentan leider einfach keine Zeit habe, akzeptieren die Fans das in der Regel auch.

Manche Fans lernt man von Rennen zu Rennen sogar immer besser kennen. Es gibt die speziellen Winkelhock-Fans, die hauptsächlich an unserer Box stehen - auch wenn mir ein Fanclub à la Bruno Spengler, der mir zu jedem Rennen nachreist, noch fehlt. Der nächste Kontakt auch zu den Fans folgt in vier Wochen in Brands Hatch. Bis dahin gilt es, die Fitness zu trainieren und einmal bei meinem Team vorbeizuschauen. Dort werden wir einmal alles in Ruhe zu analysieren - und überlegen, was wir für den Saisonendspurt noch verbessern können.