Nicht einmal eine Schachtel Baldrian dürfte Timo Glock an diesem Sonntag mehr zur Ruhe bringen. Der ehemalige Formel-1-Pilot ist außer sich ob der Ereignisse rund um Edoardo Mortara. "Ich weiß nicht, ob es ihm zu heiß wird im Auto, aber er schafft es öfters mal, seinen Kopf nicht richtig einzuschalten", tobte er bezogen auf den Audi-Piloten. Keine Frage: Zwischen dem MTEK- und dem Abt-Piloten eskalierte die Lage. Glock zog den Kürzeren und wurde auch noch von Tambay und Müller angegriffen, mit beiden kam es ebenfalls zu Kollisionen. Am Ende ging Glock komplett leer aus, während Mortara immerhin Vierter wurde.

Akt I: Bitte zurück, Herr Mortara!

Gegen Ende des ersten Stints verlor Glock auf Position zwei liegend deutlich an Speed und musste sich Miguel Molina geschlagen geben. Mortara schloss auf und war nach dem Boxenstopp direkt am M4 dran. Der zweifache Sieger des Macau-GP wollte sich den früheren Formel-1-Piloten schnell schnappen und griff in der 23. Runde an. Fast im selben Moment fuhren beide vor Turn 1 auf die Innenbahn und Mortara konnte Glock nicht mehr ausweichen. Er schob ihn beiseite, wurde aber von der Rennleitung aufgefordert, den Platz zurückzugeben.

Alles soweit okay, trotz alledem war dies der Anstoß zu Glocks Alptraum. Glock verfluchte am Funk den Audi-Piloten. Dieser versuchte nach dem Rennen die Lage zu beruhigen: "Ich habe ihn auf eine weite Linie geschickt, aber die Position zurückgegeben. Ich denke, es war fair." Glock sah das ein bisschen anders, konnte sich aber in der Folge nicht entscheidend von Mortara lösen, so dass der Kampf mit erhitzten Gemütern in die zweite Runde ging.

Akt II: Der Glock´sche Verbremser

Nur drei Runden später kam es erneut zum Kontakt zwischen den beiden Rivalen: Auslöser war, dass sich Timo Glock eingangs der Bergab-Spitzkehre verbremste und damit die Tür in Audi-RS5-Breite aufging. Mortara stach sofort rein, während Glock wieder auf die Ideallinie zurück wollte. Wieder flogen Carbonsplitter, Mortara machte sich extrabreit und ging vorbei. Die Rennkommissare sahen keinen Grund, Mortara zurückzupfeifen.

Die Begeisterung über das Manöver war Glock jedoch in der Onboard-Kamera anzusehen. Auf das Teamradio wurde verzichtet, weil es vermutlich nicht jugendfrei war. "Er hat viel rumgeschrien, glaube ich", sagte Mortara. "Ich kann ihn verstehen, aber wir kämpfen hier um Podiumspositionen." Es schien, als wäre das Duell Mortara-Glock gegessen, doch der Wahl-Italiener konnte sich überraschenderweise nicht absetzen. Glock beschwerte sich anschließend immer wieder darüber, dass Mortara mit vier Rädern die Strecke verlasse.

Akt III: Die Blockade

Da war die Welt noch in Ordnung: Timo Glock lag zu Beginn auf Position zwei, Foto: DTM
Da war die Welt noch in Ordnung: Timo Glock lag zu Beginn auf Position zwei, Foto: DTM

Tatsächlich hatte diese Taktik Erfolg, denn Audi-Pilot wurde in Runde 34 von der Rennleitung angewiesen, eine Laptime Penalty von zwei Sekunden abzusitzen. Und so kam es zur kontroversesten Szene des gesamten Rennens: Mortara bremste im letzten Sektor stark ab, war aber nicht gewillt, seine Position aufzugeben. Was die TV-Kameras nicht einfingen, kommentierte Glock: "Wenn jemand die 2-Sekunden-Zeitstrafe bekommt, entsprechend langsam im letzten Sektor fährt und mich zwingt, in der vorletzten kurve außen hin zu fahren, dann die Lenkung aufmacht und mir zwei mal ins Auto fährt, damit ich nicht vorbei komme, dann geht das in meinen Augen einen Schritt zu weit."

Also, auf der Innenbahn verlangsamt, Lenkung aufgemacht und Glock so ins Abseits befördert - die Mortara-Aktion hätte in der Tat so auch bestraft werden können. "Ich habe versucht, die zwei Sekunden ohne Platzverlust zu verlieren und das hat geklappt", kommentierte Mortara die Sitaution und gab zu: "Ja, ich bin nicht stolz darauf, was ich mit Glock gemacht habe, ich war sehr hart zu ihm." Die Mortara-Blockade brachte weitere Fahrzeuge in Schlagdistanz, die in der Schlussphase das Rennen noch einmal ordentlich aufmischten.

Akt IV: Glock-Block gegen Tambay

Spätestens jetzt war Timo Glock auf 180. Aufgrund der verlorenen Zeit hinter Mortara gingen bereits Spengler und Martin auf Teamanweisung an ihm vorbei, nun war Adrien Tambay auf Optionsreifen hinter ihm. Glock brachte seine ganze Formel-1-Erfahrung auf, er blockte wo es ging. Ausgangs der Schikane aber konnte sich Tambay neben ihn setzen und beide Fahrzeuge kollidierten. Bereits am Eingang der Schikane blockierte Glock einen Angriff aggressiv ab. Tambay kam mit der Berührung durch, für die Beteiligten lief alles soweit fair ab.

Akt V: Schicksal besiegelt

Der Audi-Sturmlauf war aber noch nicht überstanden. Nico Müller tauchte ebenfalls mit Optionsreifen in Glocks Rückspiegel auf. Eingangs der letzten Runde kam es zur Kollision, als Müller versuchte, auf der Außenbahn zu überholen. Glock verbremste sich leicht, schlidderte in den Rookie hinein und der Audi drehte sich weg. Doch das hatte noch ein Nachspiel: Müller kreiselte so, dass er den linken Hinterreifen des M4 aufschlitzte. Da noch eine komplette Runde anstand, ging Glock komplett leer aus, Müller bekam als Zwölfter aber auch keine Punkte mehr.

"Die Kommissare haben es als Rennunfall gesehen", kommentierte der BMW-MTEK-Pilot die Situation lakonisch. Nico Müller war enttäuscht vom ehemaligen Formel-1-Piloten: "Es war frustrierend, in der letzten Runde herausgekegelt zu werden. Timo hat genau gewusst, dass ich mit Optionsreifen unterwegs war und drei Sekunden pro Runde schneller war. Es tut weh, so gute Punkte zu verlieren." Audi-DTM-Leiter Dieter Gass formulierte es deutlicher: "Timo sollte angesichts dessen den Ball ein bisschen flach halten."