Keine Frage, das Duell zwischen Timo Glock und Edoardo Mortara spielte sich teilweise über dem Limit ab. Mortara, der das Rennen als Vierter beendete, wurde direkt im Parc Ferme von einem aufgebrachten Glock, der nach weiteren Kollisionen mit Audi-Fahrern am Ende komplett leer ausging, zur Rede gestellt. "Ich habe ihm gesagt, dass er so etwas nie wieder macht und ich ihm beim nächsten Mal genauso in die Karre fahre", tobte Glock unmittelbar nach dem Rennen. "Ich habe hier auf jeden Fall meine Lehren gezogen und am Norisring werden wir uns wieder treffen", kündigte der Ex-Formel-1-Pilot an.

Für Glock war vor allem die Blockade Mortaras bei dessen Absitzen der Laptime Penalty zu hart. "Klar wir fahren Tourenwagen, das ist ein Kontaktsport, das ist ja kein Problem", sagte er. "Aber wenn jemand eine 2-Sekunden-Zeitstrafe bekommt, entsprechend langsam im letzten Sektor fährt, mich dann zwingt, in der vorletzten Kurve außen herum zu fahren, dann die Lenkung aufmacht und mir zweimal ins Auto fährt, damit ich nicht vorbei komme, dann geht das in meinen Augen einen Schritt zu weit." Und er legte nach: "Ich weiß nicht, ob es ihm zu heiß wird im Auto, aber er schafft es öfters mal, seinen Kopf nicht richtig einzuschalten."

Blockade-Aktion von Audi geplant?

Glock stand nach dem Rennen kurz vor der Explosion, Foto: DTM
Glock stand nach dem Rennen kurz vor der Explosion, Foto: DTM

Schließlich witterte Glock sogar eine Verschwörung seitens Audi: "Komischerweise steigt er dann aus und sagt: ‚Sorry, ich wollte gar nicht so hart fahren.‘ Da stelle ich mir schon die Frage, ob Audi ihn dirigiert hat, so hart zu fahren und uns aufzuhalten. Ich habe dem Herrn Gass erzählt, dass er mal versuchen soll, seine Fahrer zu kontrollieren." In der Tat klang Mortara nach dem Rennen eher kleinlaut: "Ich bin nicht stolz darauf, was ich mit Timo gemacht habe, ich war sehr hart gegen ihn. Ich kann durchaus verstehen, dass er sauer ist. Aber wenn man von hinten startet, muss man ein Risiko eingehen. Man muss für sein Ergebnis kämpfen."

Audi-DTM-Chef Dieter Gass hingegen ging auf offenen Konfrontationskurs mit dem MTEK-Piloten: "Ich kenne Timo persönlich sehr gut und die kämpfe mit Edo wurden meiner Meinung nach sauber gehandhabt. Edo vielleicht einmal kurz für Kontakt gesorgt, aber die Position wieder zurückgegeben, daher ist das okay. So sieht es das Reglement vor, da kann sich meiner Meinung nach auch keiner beschweren. Aber Timo sollte den Ball ein bisschen flach halten, denn er hat mir meinen Nico Müller in der letzten Runde umgedreht. Das fand ich absolut nicht sauber."

Reglement mit Schuld an der Blockade-Aktion

Wenig überraschend bekam Glock aber wiederum Rückendeckung aus seiner Ecke. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com sagte Jens Marquardt: "Diese Aufhaltestrategie, damit die Option-Fahrer hintendran aufschließen, finde ich nicht sehr schön, aber da müssen wir mit leben. In der Gruppe lag einer vorne, der sich mehr als hart und heftig - vielleicht sogar überheftig - verteidigt hat. Ich finde Lackaustausch schön, aber irgendwo gibt es eine Grenze, und die war im einen oder anderen Fall für mich überschritten."

Mortara selbst erklärte sein fragwürdiges Manöver so: "Ich habe versucht, die zwei Sekunden zu verlieren, ohne eine Position einzubüßen. Das ist schwierig, denn zwei Sekunden sind eine Menge. Wenn man die Optionsreifen zuerst benutzt, weiß man, dass man am Ende des Rennens Schwierigkeiten haben wird. Wir haben viel Zeit durch den Kampf mit Timo und die 2-Sekunden-Strafe verloren, deshalb haben uns einige noch eingeholt." Von Gass gab es eine Menge Lob: "Edo war der absolute Wahnsinn, er hat die Leute von den Sitzen gerissen! Zwei Sekunden langsamer zu fahren und die BMW-Bande hinter sich zu halten - Respekt kann ich da sagen."

Dem gegenüber war Glocks Teamkollege bei MTEK, Antonio Felix da Costa, weniger angetan: "Ein Kampf kann hart sein, aber was man nicht darf, ist in andere Autos rein zu fahren, wenn man eine 2-Sekunden-Strafe bekommt. Er hat sogar versucht, Timo von der Strecke zu drücken. Das ist nicht fair." Überhaupt habe ihm die Audi-Gangart, die bewusst auf Kontakt getrimmt gewesen sei, nicht gefallen. Kritik übte er aber auch am Reglement: "Er hat den Fehler gemacht, also soll er auch die Zeit verlieren. Wir hingegen sollten die zwei Sekunden nicht wegen ihm einbüßen." Die Regelmacher werden wohl die Handhabung der Laptime Penalty überdenken müssen.