Die Hälfte ist geschafft - oder die Hälfte liegt noch vor ihnen: Nach sieben Etappen und sieben anstrengenden Tagen dürfen sich die Teilnehmer der Rallye Dakar heute ausruhen. Wobei: Was heißt hier eigentlich ausruhen? "Der Begriff Ruhetag ist eigentlich ein bisschen irreführend", betont Jutta Kleinschmidt, "da wir uns nicht wirklich viel ausruhen können."

Nach sieben Renntagen muss an den Autos viel gearbeitet werden. Zudem haben die Fahrer an dem folgenden Tag eine Marathonetappe vor sich. Es gibt also viel für die nächsten beiden Tage sowie den Rest der Rallye vorzubereiten. "Deshalb ist der Ruhetag nicht wirklich zum Ausruhen", bestätigt Carlos Sainz. "Vor allem nicht für unsere Techniker, die unsere Autos vorbereiten müssen." Aber auch die Fahrer haben viel zu tun. "Wir Fahrer versuchen zu schlafen und haben dazu noch PR-Termine und kümmern uns um die Gäste, die traditionell anreisen", so der Spanier. "Am Sonntag geht es dann wieder voll los."

Trauer

Elmer Symonds konnte sich seinen Traum von der Dakar-Zielankunft leider nicht erfüllen., Foto: Flechsig T.
Elmer Symonds konnte sich seinen Traum von der Dakar-Zielankunft leider nicht erfüllen., Foto: Flechsig T.

Bevor wir uns den sportlichen Aspekten der ersten sieben Tage widmen können, müssen wir leider auch in diesem Jahr die Schattenseite der Dakar erwähnen. Auf der vierten Etappe von Er Rachidia nach Ouarzazate kam es auf der 679 Kilometer langen Strecke zu einem tragischen Unfall. Der Südafrikaner Elmer Symons stürzte mit seiner KTM und erlag seinen Verletzungen.

Um 9:16 Uhr ging eine Alarmmeldung vom Fahrtencomputer des Südafrikaners Elmer Symons ein. Acht Minuten dauerte es, bis der Helikopter den KTM-Piloten gefunden hatte. Das Team des Rettungshubschraubers konnte aber kurz darauf nur mehr den Tod feststellen.

Symons war erstmals als Aktiver bei der Dakar dabei, nachdem er in den Jahren zuvor als Mechaniker beim Wüstenrennen unterwegs war. Dennoch war er ein sehr erfahrener Pilot, der bereits seit 1996 an Enduro- und anderen Offroad-Bewerben teilnahm.

Wettkampf

Die Vorzeichen waren klar: VW möchte in diesem Jahr endlich den ersten Sieg mit dem Race Touareg feiern. Die Konkurrenz hat die Stärke der Wolfsburger schon im Vorfeld erkannt: Egal ob Teamverantwortliche oder Fahrer, alle bei Mitsubishi sagten einen harten Kampf zwischen VW und Mitsubishi voraus.

Bis zur 7. Etappe sah es aber kaum danach aus. Der beste Mitsubishi-Fahrer konnte sich bis dahin höchstens als Verfolger bezeichnen; das Quartett reihte sich meistens irgendwo zwischen den Rängen 4 und 10 ein. Erst am letzten Tag vor der Ruhepause schlossen die beiden Favoriten Stéphane Peterhansel und Luc Alphand näher zum VW-Führungsduo Giniel de Villiers und Carlos Sainz auf. Bei 24 respektive 33 Minuten Rückstand auf die beiden VW-Fahrer steht den Siegern der letzten Jahre im zweiten Teil der Rallye allerdings einiges an Arbeit bevor. Verloren ist bei der Wüstenrallye aber bekanntlich noch lange nichts.

Mitsubishi ist in die Rolle des Jägers gerutscht., Foto: repsol
Mitsubishi ist in die Rolle des Jägers gerutscht., Foto: repsol

Dennoch kann VW mit der ersten Hälfte zufrieden sein. Schon bei den ersten beiden Etappen in Europa dominierten sie das Feld, was sich auch in Afrika fortsetzte. In überraschend starker Form zeigte sich der ehemalige WRC-Champion Carlos Sainz, der bis zur 7. Etappe die Gesamtwertung anführte, auf der wegen eines Sandsturmes verkürzten Chaosetappe von Zouérat nach Atar fiel er aber knapp hinter de Villiers auf Platz 2 zurück. Die große Überraschung aus VW-Sicht war an den ersten Tagen Carlos Sousa, der im Kunden-Race Touareg des Lagos Teams die erste Etappe für sich entschied und danach sogar seine zwischenzeitliche Gesamtführung verteidigen konnte. Aber auch sein Glück sollte sich in den Sandstürmen des 7. Tages wenden...

Eine erste kleine Sensation erlebte die Dakar auf der 6. Etappe, als der Amerikaner Robby Gordon mit seinem Hummer seine erste Tageswertung gewann. Gordon hatte die ganze Prüfung über in der Spitzengruppe gelegen und sich mit Schlesser, Sainz und de Villiers um den Sieg gestritten. Mit gerade einmal 17 Sekunden Vorsprung rettete er Platz eins vor Jean-Louis Schlesser ins Ziel, der Franzose hatte am Vortag triumphiert und damit die VW-Dominanz erstmals durchbrochen.

Einen starken Auftritt legte das BMW X-Raid Team von Sven Quandt hin. Bis zur 6. Etappe rangierte der französische Freestyle-Skiweltmeister Guerlain Chicherit konstant innerhalb der Top-10 und war sogar ein Anwärter auf einen Etappensieg. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse - und Chicherits BMW. Glücklicherweise blieben er und sein Co-Pilot Mattieu Baumel weitestgehend unverletzt. Zur Sicherheit wurden sie für weitere Untersuchungen in ein Krankenhaus in Las Palmas geflogen, wo glücklicherweise keine ernsthaften Verletzungen festgestellt wurden.

Jutta Kleinschmidt und Tina Thörner kämpfen gegen ihr Pech an., Foto: x-Raid
Jutta Kleinschmidt und Tina Thörner kämpfen gegen ihr Pech an., Foto: x-Raid

Viel Pech hatten die beiden deutschen Pilotinnen Ellen Lohr und Jutta Kleinschmidt - sie schienen die Probleme geradezu magisch anzuziehen. Schon auf der ersten Etappe machten Ellen Lohr und ihre Beifahrerin Antonia de Roissard unliebsame Bekanntschaft mit einem Baumstumpf. Nach einer Dreiviertelstunde konnten sie jedoch weiterfahren, für die Zeitüberschreitung bekamen sie aber eine Zeitstrafe von 5 Stunden aufgebrummt. Was am Samstagabend noch Enttäuschung auslöste, hätten sie am Sonntagabend liebend gerne wieder in Kauf genommen - anstelle des vorzeitigen Abschieds von der Dakar 2007. Ein Getriebeschaden brachte den Mercedes zum Stillstand, da sich der Service Truck bereits auf der Fähre in Richtung Afrika befand, und die Fähre für die Autos nur eine Stunde später ablegte, mussten die beiden Damen vorzeitig und zutiefst enttäuscht die Segel streichen.

Jutta Kleinschmidt ist derweil noch im Wettbewerb, aber auch sie blieb der Pechsträhne der deutschen Starter treu. Gleich zu Beginn gab es Probleme mit der Elektrik, danach brannte das Gras unter ihrem Auto. Zu allem Überfluss streikte auf der nächsten Etappe die Lichtmaschine und kam es auch auf der 7. Etappe zu einem unfreiwilligen Zwischenhalt. Die letzte deutsche Hoffnung ist somit Sandro Wallenwein. Aber auch seinen Fast&Speed-Buggy suchten während der vergangenen Tage die vielfältigsten technischen Schwierigkeiten ein. Trotz guter Leistungen belegte der Schwabe nach der sechsten Etappe lediglich die 84. Position. Somit müssen die Beifahrer Andy Schulz und Dirk von Zitzewitz die deutschen Flaggen hochhalten, Dirk von Zitzewitz gelingt das mit der derzeitigen Gesamtführung sehr gut.

Kurioses

Ein Event wie die Rallye Dakar, eine fast 9.000 Kilometer lange Fahrt durch die Wüste, bringt natürlich auch seltsame Momente, kuriose Geschichten und einfach völlig absurde und skurrile Meldungen mit sich. Die Dakar zeigt aber auch, dass es im Motorsport noch Nächstenliebe und Hilfe gibt.

Sousa und Schulz - da war noch alles in Ordnung., Foto: VW
Sousa und Schulz - da war noch alles in Ordnung., Foto: VW

Denn sich gegenseitig zu helfen über Marken, Teams und Nationen hinaus, das ist die Seele der Dakar. VW-Pilot Ari Vatanen ging mit gutem Beispiel voran. Da der Finne durch seinen "Wassereinbruch" weit zurück liegt, sollte er eigentlich schneller Service für seine Teamkollegen sein. Doch auch der Konkurrenz verweigerte er seine Hilfe nicht. Zuerst half er dem verunfallten Guerlain Chicherit. Später zog er den havarierten BMW von Jutta Kleinschmidt ins Ziel. Dabei konnte er selbst nur noch im zweiten Gang fahren. Leider wurde er für seine Heldentaten nicht belohnt: Auf der 7. Etappe brannte sein Race Touareg aus, er und seine Beifahrerin Fabrizia Pons blieben zum Glück unverletzt, aber die Dakar ist für sie gelaufen. Jetzt müssen andere den Helfer spielen.

Für den spanischen Motorradfahrer Ali Machlab wäre die Dakar beinahe schon am zweiten Tag vorbei gewesen. Er stürzte auf der ersten Etappe und verletzte sich leicht. Deshalb ließ er die zweite Wertungsprüfung aus und fuhr direkt nach Malaga, wo die Fähre nach Afrika ablegen sollte. Doch in Portimoa erlebte er nach einem Krankenhausbesuch sein blaues Wunder: Als er wieder heraus kam war sein Motorrad weg! Pech für die Diebe: Dank des Iritrack Systems und der lokalen Polizei wurde die KTM schnell wieder gefunden. Die Lehre für die Diebe von Portimao: Es lohnt sich eben nicht Motorräder zu klauen, die mit Peilsendern für Wüstenrallyes ausgestattet sind...

Ein Motorrad hätte sich der deutsche Beifahrer Andy Schulz auf der von Sandstürmen heimgesuchten 7. Etappe auch gewünscht. Nachdem er und sein Pilot Carlos Sousa auf eine Düne aufgefahren waren, flippte der Spanier aus. Er gab Schulz die Schuld und ließ ihn nicht nur sprichwörtlich in der Wüste stehen. Ein paar Kilometer später sah Sousa seine Überreaktion wohl ein und wartete auf den Deutschen. Später erklärte Sousa, dass man sich beim Anschieben im Sandsturm lediglich verloren hätte und es eben einige Zeit gedauert hätte, bis er Schulz wieder gefunden hätte. Da muss also ganz schön viel Sand ins Cockpit geweht worden sein, damit er für mehrere Kilometer nicht bemerkte, dass der Platz neben ihm im Auto, von dem sonst die ganzen Kommandos kommen, leer und vor allem stumm geblieben ist.