Die von der FIA gegen Audi Sport verhängte Geldstrafe im Zuge des Teilnahmeverzichts bei weiteren Läufen zur Rallye-Raid-Weltmeisterschaft 2024 landet vor Gericht. Nachdem der durch das Einsatzteam Q Motorsport vertretene Autobauer aus Ingolstadt eine Berufung eingelegt hat, steht jetzt der Termin für die Verhandlung fest.

Am Dienstag, 23. April 2024 tagt das Internationale Berufungsgerichtshof im Pariser Hauptquartier der FIA am Place de la Concorde, wie aus einem Schreiben des ICA (International Court Of Appeal) hervorgeht, das Motorsport-Magazin.com vorliegt.

750.000 Euro Geldstrafe stehen zur Verhandlung

Konkret geht es um eine saftige Geldstrafe in Höhe von insgesamt 750.000 Euro, die Audi Sport von den Sportkommissaren am Rande der Abu Dhabi Desert Challenge am 27. Februar auferlegt worden ist. Begründet wurde die Strafe mit dem von Dakar-Sieger Audi Sport angekündigten Verzicht, nach der Rallye Dakar bei den restlichen vier FIA Off-Road-Rallyes 2024 an den Start gehen zu wollen.

Die Höhe der Geldstrafe hat auch damit zu tun, dass Audi als Gesamtführender der Meisterschaft mit seiner Entscheidung nach Meinung der FIA "dem Ansehen der Rallye-Raid-Meisterschaft geschadet" habe. Die Sportkommissare kamen zu der Entscheidung, dass der Verzicht an der Teilnahme bei der Abu Dhabi Desert Challenge einen "schwerwiegenden Bruch" des Registrierungsvertrages und des Sportlichen Reglements der FIA Cross-Country Rallye darstelle.

Für das Fehlen der Marke mit den vier Ringen beim zweiten Lauf der Rallye-Raid-WM 2024 in Abu Dhabi werden demnach 187.500 Euro fällig, ebenso wie für die weiteren drei noch folgenden Events in Portugal (07. April), Argentinien (08. Juni) und Marokko (11. Oktober), was insgesamt ein Strafgeld von 750.000 Euro bedeutet.

Audi-Pilot Carlos Sainz Sr.
Audi gewann die Rallye Dakar 2024 erstmalig, Foto: A.S.O. / DPPI

Audi Sport erklärt Rückzug vom Rallye-Sport

Audi hatte zuvor nach seinem ersten Dakar-Triumph den Verzicht auf die Teilnahme bei den weiteren Läufen zur Off-Road-Weltmeisterschaft in einer Meldung auf seiner Webseite angekündigt und sich aus der FIA-Meisterschaft abgemeldet.

Das Rallye-Projekt sei wie geplant nach dem dritten Dakar-Einsatz beendet und eine mögliche Teilnahme an der Rallye-Raid-Weltmeisterschaft 2024 verworfen worden. Als Grund führte Audi Sport einen "extrem hohen Ersatzteilverbrauch" in der Vergangenheit auf sowie lange Vorlaufzeiten von bis zu zwei Jahren.

Audi-CEO Döllner soll Rallye-Raid-Programm abgelehnt haben

Laut dem Schreiben der Sportkommissare habe Q-Motorsport-Teamchef Sven Quandt bei der Anhörung den Startverzicht bei der Abu Dhabi Desert Challenge bestätigt, weil der neue CEO der Audi AG (Gernot Döllner; d. Red.) das Rallye-Raid-Programm für 2024 abgelehnt habe.

Ob Audi in Folge der schweren Anschuldigungen durch die FIA tatsächlich zur Kasse gebeten wird und damit die höchste Geldstrafe in seiner langen Motorsport-Geschichte zahlen muss, entscheidet nun das Internationale Berufungsgericht im April dieses Jahres.

Audi-Pilot Carlos Sainz Sr.
Audi bei der Rallye Dakar 2024, Foto: Red Bull Content Pool

Erklärt: Das ist das Internationale Berufungsgericht

Dabei handelt es sich um das endgültige Berufungstribunal für den internationalen Motorsport. Es wurde gemäß den Statuten der FIA und dem Internationalen Sportgesetzbuch der FIA eingerichtet und entscheidet über Streitigkeiten, die von den nationalen Sportbehörden des Motorsports weltweit oder vom Präsidenten der FIA vorgebracht werden. Es kann auch nicht-sportliche Streitigkeiten regeln, die von nationalen Automobilorganisationen, die der FIA angeschlossen sind, vorgebracht werden.

Das Internationale Berufungsgericht (International Court of Appeal) ein unabhängiges Gremium mit eigener Verwaltung, die von der Hauptstruktur der FIA getrennt ist. Es gibt 35 Richter, die in den FIA-Gerichtsbarkeiten tätig sind. Sie werden alle von der FIA-Generalversammlung gewählt, nachdem sie vom FIA-Nominierungsausschuss ausgewählt wurden, nachdem sie von den FIA-Mitgliedern, FIA-Kommissionen oder Gruppen von fünf Wettbewerbern in den FIA-Meisterschaften nominiert wurden.

Mit Waltraud Wünsch (Vize-Präsidentin) gehört dem Internationalen Berufungsgericht unter der Leitung von ICA-Präsident Laurent Anselmi auch ein Mitglied aus Deutschland an.