Audi Sport muss den Startverzicht bei den noch vier ausstehenden Läufen der Rallye-Raid-Weltmeisterschaft 2024 teuer bezahlen: Die FIA verlangt 750.000 Euro! Diese hohe Geldstrafe verhängten die Sportkommissare des Automobil-Weltverbandes FIA während des 2. Laufs der Rallye-Raid-WM rund um Abu Dhabi, die an diesem Samstag endet.

Begründet wurde die Strafe mit dem von Dakar-Sieger Audi Sport am 13.02.2024 angekündigten Verzicht, bei den restlichen vier Off-Road-Rallyes 2024 nicht mehr an den Start gehen zu wollen. "Das Team Audi Sport hat sich ordnungsgemäß für die Rallye-Raid-Weltmeisterschaft 2024 für Hersteller angemeldet und war mit keinem Fahrzeug auf der Nennliste der zweiten Veranstaltung, der ABU DHABI DESERT CHALLENGE 2024, vertreten", heißt es in der offiziellen FIA-Mitteilung.

FIA: Audi hat dem Ansehen der Meisterschaft geschadet

Die Höhe der Geldstrafe hat auch damit zu tun, dass Audi als Gesamtführender der Meisterschaft mit seiner Entscheidung nach Meinung der FIA "dem Ansehen der Rallye-Raid-Meisterschaft geschadet" habe. Die Sportkommissare kamen zu der Entscheidung, dass der Verzicht an der Teilnahme bei der Abu Dhabi Desert Challenge einen "schwerwiegenden Bruch" des Registrierungsvertrages und des Sportlichen Reglements der FIA Cross-Country Rallye darstelle.

Für das Fehlen der Marke mit den vier Ringen beim zweiten Lauf der Rallye-Raid-WM 2024 sind 187.500 Euro fällig, ebenso wie für die weiteren drei noch folgenden Events, was insgesamt ein Strafgeld von 750.000 Euro bedeutet.

Exklusiv: So reagiert Audi auf die Strafe

In einer von Motorsport-Magazin.com angefragten Stellungnahme teilte ein Audi-Sprecher mit, dass das Team Audi Sport die veröffentlichte Entscheidung der Stewards der Abu Dhabi Desert Challenge 2024 zur Kenntnis genommen habe. Das Werksteam sei gegen die verhängte Strafe in Berufung gegangen. "Die AUDI AG hat sich des Themas zur Prüfung angenommen. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, wird sich vorläufig nicht weiter dazu geäußert."

Das könnte auch damit zusammenhängen, dass Audi Sport zwar der Bewerber, nicht aber das Einsatzteam (Q Motorsport) war. Die in Trebur beheimate, erfolgreiche Mannschaft von Sven Quandt (u.a. acht Siege bei der legendären Dakar-Rallye und diverse FIA World-Cup-Titel) war im Auftrag von Audi Sport und deren Unterstützung für den Werkseinsatz verantwortlich. Quandt hat auch das offizielle FIA-Dokument unterschrieben. All das könnte ein möglicher Ansatzpunkt für die Audi-Anwälte sein, die sich aktuell mit der Berufung beschäftigen.

Audi: Rallye-Raid-Verzicht wegen mangelnder Ersatzteile

Der Verstoß ist unstrittig und wurde von Audi in einer offiziellen Mitteilung (www.audi-mediacenter.com/en/newsflash/successful-conclusion-15866), die auch der FIA vorlag und in der Entscheidung (Nr. 1, Dokument 2.3) der Sportkommissare erwähnt wurde, bestätigt.

Darin hieß es, dass der Gesamtsieg von Carlos Sainz und Lucas Cruz bei der Rallye Dakar 2024 das Rallye-Raid-Programm von Audi abschließe. Das Rallye-Projekt sei wie geplant nach der dritten Dakar-Teilnahme beendet und eine mögliche Teilnahme an der Rallye-Raid-Weltmeisterschaft 2024 verworfen worden. Als Grund führte der Autobauer einen "extrem hohen Ersatzteilverbrauch" in der Vergangenheit auf und lange Vorlaufzeiten von bis zu zwei Jahren: "Damit sind die Rahmenbedingungen nicht gegeben, unter denen Audi eine erfolgreiche Teilnahme an der Rallye-Raid-Weltmeisterschaft über eine ganze Saison hinweg sicherstellen könnte."

Neuer Audi-Chef lehnt weitere Rallye-Raid-Rennen ab

Laut dem Stewards-Schreiben habe Q-Motorsport-Teamchef Sven Quandt bei der Anhörung den Startverzicht bei der Abu Dhabi Desert Challenge bestätigt, weil der neue CEO der Audi AG (Gernot Döllner; d. Red.) das Rallye-Raid-Programm für 2024 abgelehnt habe.

Die Audi-Entscheidung zur Rallye-Raid-Absage soll unmittelbar vor der Veröffentlichung dieser Mitteilung am 13. Februar 2024 gefallen sein. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll Audi-Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann noch im November 2023 dem amtierenden FIA-Präsidenten Mohammed Ahmed bin Sulayem die Zusage gegeben haben, dass Audi Sport an der Rallye-Raid-WM 2024 teilnehmen werde.

Hoffmann wird nun auch intern vorgeworfen, dass er den kurzfristigen Rückzug von Audi nicht persönlich dem FIA-Präsidenten mitgeteilt hat. Branchenkenner sind davon überzeugt, dass diese Vorgehensweise dem Weltverband noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben wird...

Audi-Pilot Mattias Ekström
Audi gewann die Rallye Dakar 2024 zum ersten Mal, Foto: A.S.O. / DPPI

Höchste Geldstrafe in Audis Motorsport-Geschichte

Das ist die bisher höchste Geldstrafe, die Audi Motorsport für ein Vergehen zahlen müsste. Die bisherige Rekordsumme betrug 200.000 Euro und hatte das Sportgericht des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) am 26.08.2015 verhängt. Damals wurden gegen Audi wegen "unsportlichen Verhaltens" rund um den "Schieb-ihn-raus"-Skandal von Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich und Timo Scheider harte Strafen ausgesprochen.

Ullrich wurde mit sofortiger Wirkung bei allen DTM-Rennen bis zum Saisonende der Zutritt zur Boxengasse und der aktive Zugang zum Teamfunk verboten. Audi-Werksfahrer Scheider durfte bei den beiden folgenden Läufen in Moskau nicht an den Start gehen. Zudem wurde Audi die beim Vorfall in Spielberg geholten 62 Punkte für die Herstellerwertung gestrichen.