"Ich habe heute viel Zeit auf Scootern verbracht. Diese Jungs sind echt beeindruckend, sie gehen viel Risiko auf dem Rückweg zur Boxengasse und sind heute deutlich besser gefahren als ich", bilanzierte ein enttäuschter Brad Binder am Freitagabend in seiner Medienrunde vielsagend. Der KTM-Pilot hatte in den Stunden zuvor einen wahren Horror-Trainingstag in Le Mans erlebt und stürzte gleich dreimal - halb so oft wie zuvor in der kompletten bisherigen MotoGP-Saison 2024. Das Ergebnis: Binder muss am Samstag schon in Q1 antreten. Doch es ist (wohl) nicht alles so schlimm wie es am Freitagabend scheint.

"Mein Gefühl für das Motorrad war eigentlich nicht schlecht und ich war auch jedes Mal schnell, wenn ich denn eine Runde zu Ende gefahren habe", gab Binder zu wissen. Doch das passierte am Trainingsfreitag in Le Mans eben sehr selten und dann auch noch zu den falschen Zeitpunkten. Im unbedeutenden 1. Freien Training am Vormittag hatte sich der KTM-Pilot tatsächlich zunächst über weite Strecken in den Top Fünf gehalten, stürzte dann aber in der letzten Minute der Session noch in Kurve 11 und rutschte dadurch nicht nur auf Platz acht im Endklassement zurück, sondern schädigte auch sein Nachmittagstraining nachhaltig.

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Brad Binder: Dreimal der identische Sturz!

Dort wollte Binder nämlich zunächst mit den gebrauchten Reifen aus FP1 starten und sich zwei frische Sätze für das Sessionende und den Showdown um den direkten Q2-Einzug aufbewahren. Aufgrund des Sturzes konnte er diesen Reifensatz allerdings nicht mehr verwenden und musste gleich zu Beginn der Nachmittagssession frisches Gummi montieren. "Auf meiner ersten richtigen Push-Runde bin ich dann der vorletzten Kurve gecrasht", beschreibt Binder weiter. Bereits aus den Top-Zehn herausgefallen folgte der identische Sturz in den letzten Sekunden des Trainings dann noch ein weiteres Mal, womit die Q1-Teilnahme endgültig fix war.

"Jedes Mal, wenn ich gepusht habe, bin ich abgeflogen. Dadurch war das alles ziemlich chaotisch heute", hält Binder fest und ergänzt: "Es war kein guter Tag für uns, letztlich war aber zumindest mein Gefühl in Ordnung, wirklich nicht schlecht. Wir müssen jetzt einfach ein paar Dinge anpassen, weil ich dreimal den gleichen Sturz hatte. Aber wir haben immerhin verstanden, warum das passiert ist." Eine exakte Erklärung wollte der Südafrikaner anschließend nicht liefern, verriet aber: "Es hat wohl mit meiner Linienwahl zu tun. In die vorletzte Kurve bin ich immer etwas später eingebogen als all meine Teamkollegen. Das hat sicher nicht geholfen."

Brad Binder konnte am Freitag in Le Mans nur wenige Runden komplettieren, Foto: LAT Images
Brad Binder konnte am Freitag in Le Mans nur wenige Runden komplettieren, Foto: LAT Images

30 Minuten bleiben Binder und dem KTM-Team am Samstagvormittag im 2. Freien Training noch, um eine erfolgreiche Problembekämpfung über Nacht auszutesten. Anschließend geht es direkt in das Qualifying, beginnend mit Q1 [ab 10:50 Uhr MEZ, Anm.]. Dass die RC16 schnell genug ist, um den Sprung in Q2 zu schaffen, haben Pedro Acosta (3.) und Jack Miller (6.) bereits eindrucksvoll bewiesen. Doch ein Spaziergang wird die Session für Binder keinesfalls. Neben klangvollen Namen wie Enea Bastianini, Alex Rins, Miguel Oliveira und Alex Marquez wartet dort nämlich auch ein gewisser MotoGP-Superstar namens Marc Marquez. Nur zwei von ihnen können sich noch für Q2 qualifizieren, für ordentlich Spannung ist im Qualifying also gesorgt.