Unter absolut kriminellen Verhältnissen wurde das vierte Rennen der Formel Renault 3.5 World Series ausgetragen. Bei Bedingungen, unter denen die meisten Fahrer vor lauter Gischt nicht einmal ihr Lenkrad sehen konnten, durfte sich jeder, der die Zielflagge sah, wie ein Sieger fühlen. Selten wurde bei solchem Regen ein Autorennen ausgetragen. Der Sieg ging an den Kolumbianer Carlos Huertas, der von einem Fahrfehler von Polemann Norman Nato profitierte. Sergey Sirotkin holte einen starken zweiten Platz, Stoffel Vandoorne sicherte sich mit der dritten Position wertvolle Meisterschaftspunkte. "Das hätte wirklich gefährlich werden können", sagte selbst Sieger Huertas.

Aufgrund der schwierigen Bedingungen wurde das Rennen hinter dem Safety Car gestartet, wodurch sich die ohnehin schon gekürzte Renndistanz noch weiter verringerte. In Absprache mit den Zytek-Technikern hatte sich die Rennleitung dazu entschieden, die Renndistanz um eine Viertelstunde auf 29 Minuten + eine Runde verkürzen, da die Motoren zu einem ungewöhnlich hohen Ölverbrauch im Samstagsrennen neigten. Doch schon hinter dem Safety Car spielten sich die ersten Dramen ab: Arthur Pic rollte aus, bevor das Rennen überhaupt gestartet wurde. Ein Desaster für den Meisterschaftszweiten. Er kam zumindest weiter als Marlon Stöckinger, der auf dem Weg in die Startaufstellung das Auto in die Wand stopfte.

Die Bilder lassen nur erahnen, wie nass es war, Foto: WS by Renault
Die Bilder lassen nur erahnen, wie nass es war, Foto: WS by Renault

Nach drei Runden wurde das Rennen freigegeben, was kaum jemand im Fahrerlager nachvollziehen konnte. In der Regel wäre das Rennen bei solchem Regen gar nicht erst gestartet worden. Nato stürmte in Führung, drehte sich jedoch sofort in der ersten Kurve und räumte beinahe ein anderes Fahrzeug bei der Fahrt zurück auf die Strecke ab. Das brachte Carlos Huertas in Führung, der in erster Linie sich für die freie Sicht bedankt haben dürfte, gefolgt von Sirotkin, der von Vandoorne bedrängt wurde. Huertas setzte sich sofort ab und fuhr sogar mit Ausritten schnellere Rundenzeiten als die Gegner in der Gischt.

Die unfassbaren Verhältnisse gaben aber auch den Piloten die Chance, sich zu profilieren: Kevin Magnussen flog über das Wasser und fuhr sich vom vorletzten Startplatz unaufhaltsam nach vorn. Nach vier Runden unter Grün hatte er bereits die Punkteränge erreicht, doch innerhalb der Top-10 erwies sich das Überholen als schwierig. Das bekam auch Stoffel Vandoorne zu spüren, der hinter Sergey Sirotkin festhing und ihn versuchte, mit Gewalt auszubremsen. Mit sehr viel Glück verfehlte er den ISR-Piloten und behielt den dritten Platz. Danach begnügte er sich mit dem dritten Platz. Magnussen kam nur noch einen weiteren Rang nach vorn, nachdem er sich innerhalb weniger Runden in die Punkteränge vorgekämpft hatte.

Um die vierte Position balgten sich Will Stevens und Nico Müller. Doch auch hier war an ein Überholmanöver nicht zu denken, Stevens behielt die Nase vorn. Dahinter jedoch schaffte doch noch Nigel Melker in der vorletzten Runde ein Überholmanöver gegen Antonio Felix da Costa, was ihm die sechste Position einbrachte. Die Top-10 wurden komplettiert von Andre Negrao, Kevin Magnussen und Marco Sörensen. In der Meisterschaft bleibt Magnussen in Führung, vier Punkte hinter ihm liegt jetzt Vandoorne. Pechvogel Arthur Pic konnte immerhin den dritten Meisterschaftsrang halten.