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Großprojekt: Alle GP-Fahrer seit 1906

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

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Max Chilton (GBR)
Immer wieder die Diskussion um Bezahlfahrer, dabei mussten auch Stars wie Niki Lauda und Michael Schumacher für ihre ersten F1-Auftritte Geld auf den Tisch legen. Gerade Lauda spielte ein riskantes Spiel mit Krediten. Lauda und Schumacher sind mit Bezahlfahrer nicht gemeint. Sie hatten nicht nur das Geld für die Formel-1, sondern auch die Qualifikation. Bei manchen Fahrern aber hat man das Gefühl, sie sind nur wegen der Mitgift der Sponsoren oder gar des Vaters in die Formel-1 gekommen. Ein solcher Fall ist Max Chilton.

Er fährt seine zweite F1-Saison für Marussia und kam bisher bei jedem Rennen ins Ziel – ein Rekord! Natürlich profitiert der Brite davon, dass die F1-Boliden seiner Generation nicht mehr besonders defektanfällig sind, das galt letztes Jahr mit den V8-Saugern noch mehr als 2014 mit den neuen Turbo-Hybrid-Triebwerken. Doch nur davon kommen solche Statistiken nicht: Auch fahrerisch leistete sich Chilton keine größeren Patzer, die zu Ausfällen führten.

Kleinere schon. Erst beim Monaco-GP schlitzte er während der Safety-Car-Phase einen Hinterreifen von Kimi Räikkönen auf. Der zusätzliche Boxenstopp kostete dem Finnen einen Podestplatz. Solche Fehler gehören dazu, Chilton hat in den letzten eineinhalb Jahren durchaus gezeigt, dass auch er in der Formel-1 fahren kann. Das Niveau in den Nachwuchsserien ist hoch, die Professionalität groß – die meisten Fahrer fangen schon früh an, da ist es klar, dass sie Rennen fahren können.

Das gilt auch für Chilton: 2007 konnte er mit dem Arena-Team von Ex-Onyx-F1-Teamgründer Mike Earl erst ab dem zweiten Rennwochenende mitmischen – er musste erst 16 Jahre alt werden. Bis dato hatte er schon zwei Jahre in einer Tourenwagen-Nachwuchsserie auf dem Buckel. Sein älterer Bruder Tom Chilton blieb bei den Tourenwagen, fährt heute in der Tourenwagen-WM und gewann 2013 mit den Chevrolet-Boliden von Ray Mallock Racing zwei Rennen. Tom und Max fuhren 2007 auch ein gemeinsames LMS-Rennen mit einem Zytek von Arena Motorsport.

Heute ist Chilton auch erst 23 Jahre alt. Aber er hat schon drei Jahre britische Formel-3 (2009 Vierter, als Teamkollege Daniel Ricciardo Meister wurde) und drei Jahre GP2 hinter sich. Der Knoten platzte erst 2012 in der GP2 mit dem Carlin-Team, als er zwei Rennen gewinnen konnte – jeweils das Hauptrennen in Budapest und Singapur. Das machte natürlich Eindruck. Vater Grahame Chilton beteiligte sich damals am Carlin-Team. Sein Geld verdiente er als Vorsitzender des Versicherungsriesen Aon.


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Ettore Chimeri (VEN)
Der erste venezuelanische F1-Pilot war Ettore Chimeri. Geboren ist er eigentlich in Italien, als er 1926 zwei Jahre alt war, wanderte die Familie nach Venezuela aus. Dort wurde Chimeri zu einem nationalen Siegespilot bei Rennsportveranstaltung. 1960 kaufte er sich dann einen Maserati 250F und setzte ihn beim Argentinien GP 1960 ein. Er schied mit Elektrik-Problemen aus – damit war seine GP-Karriere auch schon wieder beendet. Um weitere Versuche wurde er auch durch einen Crash beim Training zu einem Sportwagenrennen auf Kuba gebracht: Er erlag den Verletzungen im Alter von 35 Jahren.


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Luigi Chinetti (ITA)
Mit dem NASCAR-Team von Gene Haas könnte die Ferrari-Traumvorstellung eines amerikanischen Kundenteams Wirklichkeit werden. Dem Vernehmen nach wird Haas spätestens 2016 mit Ferrari-Motoren antreten. Doch es gab schon einmal ein Ferrari-Kundenteam aus Amerika: NART, für North American Racing.

Hinter dem Team steckte Luigi Chinetti. Er wurde in Italien geboren, flüchtete vor dem italienischen Faschismus aber erst nach Frankreich, nach dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika. Mit 16 Jahren wurde er Mechaniker bei Alfa Romeo, in Frankreich begeisterte er sich auch selbst für das Fahren von Rennfahrzeugen.

1932 gewann er gemeinsam mit Raymond Sommer für Alfa Romeo zum ersten Mal das 24-Stundenrennen von Le Mans. Zwei weitere Siege in Le Mans folgten: 1934 und '49. Der letzte Sieg war der erste Sieg für Ferrari an der Sarthe, herausgefahren gemeinsam mit dem Baron Peter Mitchell-Thompson, der den Ferrari auch einsetzte. Der Baron war aber nicht fitt, fuhr nur zwei Stunden - den Rest saß Chinetti am Steuer! Das NART-Team sorgte 1965 mit Jochen Rindt und Masten Gregory am Steuer auch für den letzten Ferrari-Sieg in Le Mans!

Chinetti fuhr beim Frankreich GP 1939 auch einen Alfa Romeo, den der schweizer Rennfahrer Christian Kautz einsetzte. Er wurde Achter - von neun Fahrern, die in die Wertung kamen. Chinetti managte Guy Moll, René Dreyfus (unter anderem beim Indy-500 1940, für das sich Dreyfus im Maserati aber nicht qualifizieren konnte) und Harry Schells Ecurie Bleue. Auch arbeitete er für Alfred Momo, dessen Team 1961 beim USA-GP auch Walt Hansgen in einem Cooper Climax einsetzte.

1958 gründete er zusammen mit den Gentleman-Piloten George Arents und Jan de Vroom das NART-Team. Arents Onkel war schon 1904 beim Vanderbilt-Cup für Mercedes am Start, seine Familie war also rennsportverrückt - und verdienten sich in der Tabakindustrie eine goldene Nase.

Das NART-Team fuhr fast ausschließlich mit Ferrari-Boliden, weil Chinetti in Amerika der erste und lange einzige Ferrari-Händler war. Chinetti machte Ferrari in Amerika quasi groß. Und das NART-Team war vor allem bei Sportwagen-Rennen zu hause, aber eben auch in der Formel-1. Bei sieben WM-Rennen mischte man mit Ferrari-Rennwagen mit, erstmals 1959 beim USA-GP, letztmals 1969 beim Mexiko-GP. Am bedeutendsten waren wohl die beiden Amerika-Rennen 1964, bei denen NART die Ferrari-Werkseinsätze abwickelte und John Surtees so zum WM-Titel führte. Damals wollte Ferrari sich am italienischen Rennsportverband rächen, weil dieser die Homologation eines Ferrari-Sportwagens verweigerte.

1982 schloss NART-Team die Pforten, 1994 verstarb Chinetti im stolzen Alter von 93 Jahren.


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MichaelZ hat geschrieben:
Der Baron war aber nicht fitt, fuhr nur zwei Stunden - den Rest saß Chinetti am Steuer!

Nicht fit?? Der gute Lord Selsdon war stinkbesoffen!

Beitrag Donnerstag, 12. Juni 2014

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:lol: Okay, das hab ich nirgends gelesen. Wo hast du das her?

hat wohl die Sache nicht sehr ernst genommen...

Beitrag Donnerstag, 12. Juni 2014

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Das weiss ich doch heute nicht mehr woher das stammt....!


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Louis Chiron (MON)
Monaco Grand Prix, Rallye Monte Carlo – die Motorsport-Events in Monaco sind legendär und haben Klassiker-Charakter. Aber was ist eigentlich mit Rennfahrern aus Monaco? Die gibt es, einer hält wohl für die Ewigkeit einen Rekord: 55 Jahre und mehr als 200 Tage war Louis Chiron alt, als er 1955 beim Monaco GP im Lancia an den Start gegangen ist. 1958 erfolgte sogar noch einmal eine Meldung für den Heim-GP, den er 1929 selbst mit initiiert hat, konnte sich dann aber nicht mehr qualifizieren.

Louis Chiron ist damit der F1-Opa in den Statistiken. Heute ist es eine Sensation, wenn ein Fahrer so lange in der Formel-1 fahren würde, dafür ist die Formel-1 heute viel zu professionell geworden. Da war es schon eine Wahnsinns-Geschichte, dass Michael Schumacher bis 43 Jahre gefahren ist.

Rekord versus Ruf

In den 50er Jahren war das anders: Europa erholte sich vom Zweiten Weltkrieg, während dem vieles brach lag – auch der Rennsport. Neue Talente kamen daher kaum nach, oder waren auch schon recht alt – wie Juan-Manuel Fangio. Bis neue Helden wie Jim Clark oder Graham Hill nachreiften, beherrschten die Vorkriegs-Stars die Rennstrecken dieser Welt – und die sind eben älter geworden.
Viele Fahrer konnten nach dem Krieg an alte Erfolge nicht mehr anknüpfen. Dazu gehört Chiron nur bedingt. Liest man seine F1-Statistik mit 15 Meisterschaftsläufen und einem dritten Platz beim Monaco GP 1950 im Werks-Maserati mag das zwar jetzt nicht so recht überzeugen, aber im letzten GP-Jahr vor der Einführung der Fahrermeisterschaft gewann Chiron seinen 14. und letzten Grand Prix: Den Frankreich GP, in einem Talbot Lago.

Trotzdem glauben Motorsport-Historiker: Seine letzten Jahre waren nicht mehr mit seiner starken Anfangsphase in den 20er und frühen 30er Jahren vergleichbar. Sonst würde Chiron heute in einem Atemzug mit GP-Größen wie Tazio Nuvolari genannt werden. Verdient hätte es Chiron.

Louis Chiron hat alles dem Rennsport hinten angestellt – auch die Liebe. Jahrelang wurde Chiron von Alice Hoffmann begleitet. Die Liebschaft war brandgefährlich: Alice war mit Alfred Hoffmann verheiratet, nicht nur ein reicher Geschäftsmann aus der Pharmazi, sondern auch Förderer und Gönner von Chiron! Ohne ihn wäre Chiron vielleicht nie so weit gekommen.

Chiron versus Caracciola

Die Ehe der Hoffmanns war aber nicht sattelfest, Alice reiste lieber mit Chiron um die Welt zu den verschiedenen Rennstrecken. Doch heiraten wollte Chiron nie. Und das rächte sich auch: Rudolf Caracciola nutzte die Gunst der Stunde und ehelichte Alice Hoffmann. Dabei waren Chiron und Caracciola sehr gut befreundet. 1933 hatten sie sogar einen gemeinsamen Rennstall, eine Renngemeinschaft.

Zuvor war Chiron für Bugatti unterwegs und gewann auch einige GP-Rennen. Erstmals schlug er beim Italien GP 1928 zu. Nach dem Jahr mit Caracciola fuhr Chiron noch für verschiedene Teams wie Alfa Romeo/ Ferrari und Mercedes. Aber die besten Jahre zwischen 1928 und 1932 waren hier schon vorüber.

Den Helm endgültig an den Nagel hing er Ende der 50er Jahre, nachdemer sich auch in die Siegerlisten der Rallye Monte Carlo eingetragen hat. Als Veranstalter des Monaco GP und der Rallye Monte Carlo blieb er dem Rennsport bis zu seinem Tod '79 verbunden.

Chiron fuhr noch mit über 50 Jahre F1- Rennen - bei Mark Webber erwartet man den Rücktritt schon mit seinen 36 Jahren. Dabei werden die Menschen heute älter, bleiben länger fit - und die F1-Rennen sind längst nicht mehr so anstrengend. Und trotzdem wird der Rekord von Chiron wohl noch eine ganze Weile Bestand halten. Der letzte F1-Oldie: Michael Schumacher mit 43.


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Also die Siegesliste von Chiron ist schon beindruckend:

1926: Sieger GP Comminges in St.Gaudens auf Bugatti T35
1927: Sieger GP Provences in Miramas auf Bugatti T35
1928: Sieger GP San Sebastian (F-Libre) in Lasarte auf Bugatti T35
1928: Sieger GP Spanien (Spw) in Lasarte und GP Italien in Monza auf Bugatti T35
1928: Sieger GP Antibes und Circuit de la Riviera beide in Cannes auf Bugatti T35
1928: Sieger GP Reale di Roma und GP de la Marne in Reims auf Bugatti T35
1929: Sieger GP Deutschland auf dem Nürburgring und GP Spanien in Lasarte auf Bugatti T35C
1930: Sieger GP Belgien in Spa und GP Lyon auf Bugatti T35C
1931: Sieger GP Monaco und Frankreich in Montlhery, GP Brünn auf Bugatti T51
1932: Sieger GP Brünn, GP Nice und GP Dieppe auf Bugatti T51
1933: Sieger GP Spanien in Lasarte, GP Marseille in Miramas und GP Brünn auf Alfa Romeo Tipo B
1933: Sieger 24h von Spa mit Luigi Chinetti auf Alfa Romeo 8C Monza
1934: Sieger GP Frankreich, GP Casablanca in Anfa und GP de la Marne in Reims auf Alfa Romeo Tipo B
1935: Sieger GP Lorraine in Seichamps auf Alfa Romeo Tipo B
1937: Sieger GP Frankreich in Montlhery auf Talbot T150C
1947: Sieger GP Frankreich in Lyon und GP du Comminges in St. Gaudens auf Talbot-Lago T26
1949: Sieger GP Frankreich in Reims auf Talbot-Lago T26C


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Joie Chitwood (USA)
Ein Indianer in der Formel-1 – na gut, sagen wir fast. Fast deswegen, weil Joie Chitwood in den Statistiken sogar mit einem Zähler auftaucht, der allerdings von seinem fünften Platz 1950 beim Indy-500 im Kurtis Kraft Offenhauser stammt. Damals zählte das Indy-500 bekanntlich zur Fahrer-WM. Fast auch deswegen, weil Chitwood kein Vollblut-Indianer ist, aber vom indianischen Stamm der Cherokee abstammt.

Chitwood absolvierte von 1940 bis ’50 24 IndyCar-Rennen, gewann davon sieben (alle 1946 mit einem Peters Offenhauser und einem Nyquist Offenhauser, am Ende wurde er Gesamt-Achter). Nach seiner Karriere gründete er ein Stuntunternehmen, stellte mehrere Rekorde als Stunt-Fahrer auf und hatte als solcher 1973 sogar einen Auftritt in einem James-Bond-Film. 1988 verstarb der Texaner im Alter von 75 Jahren.


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Thomas Cholmondeley-Tapper (NZL)
Wer wird schon Profisportler? Wenige. Wer aber ist in verschiedenen Sportarten Profi? Noch weniger. Einer davon ist Thomas Cholmondeley-Tapper, ein Neuseeländer, der in den 30er Jahren die Pisten unsicher machte. Im Sommer die Rennstrecken, im Winter die Skipisten. Er wanderte nach England aus und fuhr in den 30er Jahren mit privat eingesetzten Maserati- und Bugatti-Boliden im GP-Sport. Den Deutschland GP 1936 beendete er als Zehnter. Er bekam in Monza sogar eine Testfahrt im dominierenden Mercedes-Team. Er hatte also durchaus Talent, doch 1937 trat er zurück, um sich voll seiner Skirennfahrer-Karriere zu widmen. Er war Teil der britischen Mannschaft. 2001 verstarb er im Alter von 90 Jahren.


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[quote="MichaelZ"]Jean Alesi
Meistens sind die Fahrer sehr beliebt, die mit einem spektakulären Fahrstil auffallen. Gilles Villeneuve war so ein Fahrer. Man sagte, er suchte das Limit von oben. Er fuhr über dem Limit, stand quer und näherte sich dem Limit erst im Laufe des Rennwochenendes an. Villeneuve begeisterte damit aber die Tifosi, denn sie bekamen atemberaubende Drifts und Quersteher zu sehen – da geht dem Rennfan das Herz auf.


Stimmt, sein fahrstil macht beim zusehen immernoch viel her :wink:


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Michael Chorlton (GBR)
Der Brite fuhr 1950 bei der BRDC International Trophy, einem nicht zur WM zählendem F1-Rennen, mit einem Bugatti mit.


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Max Christen (SUI)
Der Schweizer bestritt 1937-'39 jeweils sein Heimrennen in der Schweiz mit einem privaten Maserati. 1938 belegte er Platz 13.


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Bob Christaens (BEL)
Bob Christaens fuhr 1913 beim Frankreich mit einem Rennwagen der belgischen Excelsior-Marke auf Rang acht. Der Belgier war ein hervorragender Ingenieur. Auch beim Indy-500 war er zwei Mal mit von der Partie, 1916 wurde er mit einem Sunbeam starker Vierter. Mit nur 37 Jahren verunglückte er 1919 bei einem privaten Test auf öffentlichen Straßen tödlich.


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Bob Christie (USA)
Der US-Amerikaner war IndyCar-Pilot, fuhr zwischen 1954 und '67 dort 14 Rennen. Mit einem Kurtis Kraft Offenhauser erreichte er in Daytona 1959 den dritten Platz. Während dieser Zeit fuhr er auch beim Indy-500 mit, das ja von 1950 bis 1960 zur Fahrer-WM gehörte. Daher taucht Christie heute mit fünf Starts in den Statistiken auf. Nach seiner Rennfahrerkarriere arbeitete Christie noch für den Reifenhersteller Firestone. 2009 verstarb Christie im Alter von 85 Jahren


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J. Walter Christie (USA)
Heute werden die F1-Motoren immer kleiner - aber 1907 noch versuchte man die Leistung aus hubraumstarke Triebwerke zu holen. 19,891 Liter betrug der Hubraum des Christie-Rennwagens, der 1907 für den Frankreich-GP von J. Walter Christie auf Kiel gelegt wurde. Er fuhr den Rennwagen auch selbst, schied aber wegen eines Motorschadens aus. Christie aus dem US-Bundesstaat New Jersey war ein erfinderischer Geist, der später Panzer entwickelte.


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Henri Cissac (FRA)
Die meisten Fans kennen den letzten tödlich verunglückten GP-Pilot: Ayrton Senna, 1994 in Imola. 2013 verstarb María de Villota noch an den Folgen eines Testunfalls ein Jahr zuvor. Doch wer kennt eigentlich den ersten GP-Toten? Henric Cissac verunglückte 1908 beim Frankreich-GP tödlich, als ein Rad seines Panhard-Lavassor sich verselbstständigte. Auch sein mitfahrender Mechaniker hatte keine Überlebenschance. Cissac war erst Anfang 30. Er begann seine Rennfahrerkarriere mit dem Fahrrad, wurde dann französischer Motorradmeister, ehe er 1907 auf vier Räder umstieg.

Beitrag Mittwoch, 17. September 2014

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Johnny Claes (BEL)
Johnny Claes ist ein Belgier, wuchs aber in Großbritannien auf – und in einem wohlhabenden Elternhaus. Eine gute Kombination, um als Herrenrennfahrer mit dem Rennsport zu beginnen. Mit seiner Ecurie Francorchamps startete er bei F1- und Sportwagenrennen, wurde in einem Jaguar 1955 Dritter beim 24-Stundenrennen von Le Mans. 1948 bestritt er mit einem Talbot erste GP-Rennen, in der WM kam er auf 23 Rennen, aber keinen Punkt. Bei Nicht-WM-Rennen war er erfolgreicher. Den Schreckenmoment seiner Karriere erlebte er 1951 in San Remo, als bei einem Crash ein Zuschauer getötet und drei weitere verletzt wurden. Claes selbst starb 1956 mit nur 39 Jahren an Tuberkulose.

Beitrag Mittwoch, 17. September 2014

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David Clapham (RSA)
In den 60er und 70er Jahren hatte Südafrika eine aufregende und gut ausgebaute F1-Szene. Viele F1-Rennwagen fanden damals den Weg ans Cap der guten Hoffnung, sogar eine eigene südafrikanische F1-Meisterschaft wurde ausgetragen. Es gab sogar einige Bastler, die damals selbst Rennwagen für diese Meisterschaft auf Kiel legten. Einer der südafrikanischen F1-Piloten war David Clapham. Seine eigene Biografie liest sich nicht wirklich spektakulär: Die Meldung mit dem Cooper Maserati für den Südafrika-GP 1965 zog er wieder zurück, bei den zwei Nicht-WM-Rennen in Südafrika mit dem LDS Climax und dem Cooper Maserati kam er jeweils wegen eines Motorschadens nicht ins Ziel. Aber Clapham half selbst einem Fahrer aus Südafrika zum Wechsel nach Europa, der es später zum F1-Weltmeister brachte: Jody Scheckter. Clapham wurde nach seiner eigenen Rennkarriere Motorsportjournalist und starb 2005 im Alter von 74 Jahren.

Beitrag Mittwoch, 17. September 2014

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George Clark (USA)
Geboren noch im 19. Jahrhundert in Oklahoma fuhr George Clark einige Rennen in Amerika. Bei seinem einzigen Indy-500-Auftritt 1913 mit dem in Oklahoma hergestelltem Rennwagen Tulsa wurde er Zehnter. 1912 erreichte er beim Amerika-GP den fünften Platz. 1978 verstarb er im Alter von 88 Jahren.

Beitrag Donnerstag, 18. September 2014

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Jim Clark (GBR)
Wann immer es um die Aufzählung der besten GP-Piloten der Geschichte geht, darf ein Name nicht fehlen: Jim Clark. 25 WM-Rennen gewann er bei 72 Starts – das entspricht einer Quote, die kein Ayrton Senna, kein Michael Schumacher und auch kein Sebastian Vettel schaffte. Rechnet man die Nicht-WM-Rennen dazu, so hat der Schotte rund 40 Rennen gewonnen! Seine 25 WM-Siege waren Rekord, bis sein Landsmann Jackie Stewart Clark 1973 übertroffen hat. Für Stewart war Clark immer ein Vorbild. Stewart hätte Clark wohl nicht übertroffen, wenn Clark nicht 1968 bei einem F2-Crash aus dem Leben gerissen worden wäre. Die Unfallursache war vermutlich ein schleichender Plattfuß.

Es war eine Zeit, in denen die Rennfahrer noch bei allen möglichen Rennen am Start standen: Formel-1, Formel-2, IndyCar – immerhin wollten die Besten der Besten die Preisgelder abstauben. Sie lebten ja auch hauptsächlich von Start- und Preisgeldern. Sponsoren und eigene PR-Karrieren kamen erst zur Zeit von Clarks Tod auf. Immer wieder wird geschrieben, Clarks Unfall passierte bei einem unbedeutenden F2-Rennen. Zur damaligen Zeit war zwar die Formel-2 auch schon unterhalb der Formel-1 anzusiedeln, aber die Rennen waren durchaus wichtig, wegen der Preisgelder, die durchaus beachtlich waren.

Was auch immer wieder geschrieben wird: Clarks Unfalltod versetzte die meisten Fahrer unter eine Art Schockstarre. Tödliche oder zumindest schwere Unfälle gehörten in dieser Zeit, den wilden 60er Jahre, zum Rennsport dazu. Aber einen hielten sie für unsterblich: Jim Clark. Es war seine Raffinesse, seine Perfektion, sein Fingerspitzengefühl für diese F1-Autos, die faszinierte. Clark fuhr ruhig, konstant, weich, er hatte keinen überdrehten, wilden und spektakulären Fahrstil.

So wird auch sein Auftreten abseits der Strecken bezeichnet. Er wird als bodenständig beschrieben, war Junggeselle, aber kein Playboy wie so viele F1-Piloten. Auch das Wort Bescheidenheit wird in seinem Zusammenhang genannt. Dem gegenüber stehen aber recht selbstbewusste Aussagen. Nach seinem Indy-500-Sieg 1965 (er führte 190 von 200 Runden an), entgegnete er nur: „Ich bin halt 600 Mal eine Linkskurve gefahren.“ Nach anderen Siegen wurde er mit den Worten zitiert: „Ich weiß auch nicht, wieso die anderen so langsam waren.“

Clark und sein Lotus-Fahrzeug bildeten eine Einheit. Alle seine 72 WM-Rennen bestritt Clark für Lotus. Den Kontakt zu Lotus-Chef Colin Chapman, dem Geist hinter so vielen cleveren F1-Flitzern, stellte Clark Ende der 50er Jahre bei einem gemeinsamen Rennen her. Chapman gewann damals ein 10-Runden-GT-Rennen in Brands Hatch vor Clark, der schon da einen Lotus Elise fuhr. Clark begann erst mit 18 Jahren mit dem Rennsport, als er nämlich nach dem Erhalt des Führerscheins erste lokale Clubrennen, Rallyes und Bergrennen fuhr.

1960 berief ihn Chapman in sein Formel-Junior-Team, noch im selben Jahr debütierte Clark in der Formel-1, als er beim Grand Prix der Niederlande Motorrad-Legende John Surtees vertrat. Er war wegen eines Motorradrennens unpässlich.

Danach folgten so viele unfassbare Rennen, die die Dimension seines Könnens unter Beweis stellen. Der Sieg beim Belgien-GP 1963 in seinem ersten von zwei Weltmeisterjahren (1965 wurde er zum zweiten Mal Weltmeister) zum Beispiel, als er damals unter schwierigsten Witterungsbedingungen gnadenlos überlegen war. Noch beeindruckender war der Italien-GP 1967: Nach einem Reifenschaden fiel Clark von der Spitze über eine Runde zurück. Er entrundete sich wieder, kam bis ganz nach vorne in Führung, aber am Schluss ging das Benzin aus: Als Dritter wurde er nach dieser Sensationsfahrt aber immer noch gewertet!

Clark war nicht nur in der Formel-1 gut, im zweiten WM-Jahr 1965 gewann er auch das Indy-500 vor Parnelli Jones (Lotus Ford) und Mario Andretti (Brawner Hawk Ford). Sogar als das Indy-500 noch Teil der WM war, mieden die F1-Piloten das Indy-500, nun mischte Clark die IndyCar-Szene auf. Drei Mal wurde er auch Tasman-Meister, einer Wintermeisterschaft in Australien und Neuseeland mit alten F1-Rennwagen. Beim 24-Stundenrennen von Le Mans steht immerhin ein dritter Platz 1960 in einem Aston Martin gemeinsam mit Roy Salvadori zu Buche.

Mit Aston Martin sollte Clark ursprünglich auch sein F1-Debüt geben, aber das Projekt versandete. So fuhr er alle 72 WM-Rennen für Lotus. Beinahe wären es nur 71 gewesen, denn beim Holland-GP 1963 wurde er zwischenzeitlich festgenommen, als er sich im Training im Infield der Strecke aufhielt – ohne Pass. Er wurde von den Streckenposten zurechtgewiesen, worauf es zum Handgemenge und schließlich zur Festnahme Clarks kam. Nur durch eine hohe Kaution kam er frei und konnte das Rennen bestreiten. Das ist eine der weniger bekannten Anekdoten dieses Ausnahmetalents.

Beitrag Freitag, 19. September 2014

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Albert Clément (FRA)
Albert Clément mischte beim ersten Grand Prix der Geschichte mit, 1906 in Frankreich, sein Vater Adolphe Clément beim ersten Rennen überhaupt in der Geschichte, 1894 von Paris nach Rouen. Adolphe Clément fuhr zwar nicht selbst, aber er saß als Passagier im Sieger-Peugeot von Albert Lemaître. Adolphe Clément baute später selbst Rennwagen, ab 1904 auch für seine neue Firma Clément-Bayard. Bayard war kein Miteigentümer, sondern ein Feldherr im 15. und 16. Jahrhundert, nachdem Clément die Rennwagen mitbenannte. Einer der Rennfahrer für die Clément-Bayard-Boliden war auch Albert Clément, der damals noch recht jung war. Beim Vanderbilt-Cup 1904 überzeugte er mit Rang zwei, 1906 war er beim ersten Grand Prix starker Dritter. Bei der gleichen Veranstaltung ein Jahr später verunglückte er aber im Training tödlich: Bei den zahlreichen Überschlägen brach er sich das Genick.

Beitrag Freitag, 19. September 2014

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Léon Collinet (FRA)
Léon Collinet war schon bei der Targa-Florio mit dabei. 1912 beim Frankreich-GP sollte er mit einem Grégoire starten. In Runde zwei crashte er aber, sein Beifahrer überlebte den Unfall nicht.

Beitrag Montag, 22. September 2014

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Peter Collins (GBR)
Lewis Hamilton und Nico Rosberg kämpfen teamintern mit allen Bandagen um die WM. Das war 1956 bei Ferrari nicht anders, dennoch sind die Geschehnisse beim Finale in Monza wohl einzigartig in der Geschichte der Fahrer-WM. Peter Collins stieg aus seinem Ferrari und überließ den Wagen – und damit auch alle WM-Chancen dem großartigen Juan-Manuel Fangio. Hinterher soll er mit den Worten zitiert worden sein, er wäre ja noch jung und hätte noch genügend Chancen in Zukunft, die WM zu erobern. Doch das Rennsportschicksal war damals noch grausam und schlug immer wieder erbarmungslos zu, auch bei Collins: 1958 kämpfte er beim Deutschland-GP um den Rennsieg, als er verunfallte. Bei einem Überschlag wurde er aus dem Wagen geschleudert und gegen einen Baum geschleudert.

In Monza 1956 hatte sowohl Collins, als auch Fangio noch eine Chance auf die WM. Fangio schied früh aus. Obwohl sich der Argentinier bei Ferrari ungerecht behandelt fühlte, versuchte Ferrari alles, um Fangio doch noch zur Weltmeisterschaft zu bringen. Damals war es noch gestattet, dass die Fahrer in einem Auto wechseln durften. Zuerst sollte Luigi Musso seinen Ferrari an Fangio abtreten, aber der dachte gar nicht dran. Also opferte sich Collins.

Peter Collins war bei seinem Tod 1958 erst 26 Jahre alt 1949 gewann er bereits sein erstes F3-Rennen, 1952 debütierte er für HWM in der Formel-1. Anschließend fuhr er fallweise F1-Rennen für Vanwall und Maserati, bei den Sportwagen rückte er mit Aston Martin aus, beendete das 24-Stundenrennen von Le Mans 1955 als Zweiter gemeinsam mit Paul Frère und Stirling Moss. Seine F1-WM-Bilanz: 32 Rennen, zwei Siege.

Beitrag Montag, 22. September 2014

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Bernard Collomb (FRA)
Fahrer wie Bernard Collomb gibt es heute nicht mehr. Er war ein Privatfahrer aus Frankreich, besaß eigentlich eine Werkstatt, kaufte sich dann aber verschiedene Rennwagen und trat damit privat an. Erst fuhr er Motorradrennen, 1960 kaufte er sich dann einen F2-Cooper, dann auch einen F1-Cooper. Im Rahmen der WM kommt Collomb zwischen 1961 und ’63 auf vier Starts mit Cooper- und Lotus-Rennwagen, ohne dabei ein besonders gutes Resultat vorweisen zu können. Bei einem nicht zur WM zählenden Rennen in Vienna 1961 wurde er immerhin Vierter. In späteren Jahren fuhr Collomb noch Rallyes und Sportwagen, ein Allrounder also. Bei seinem einzigen Auftritt beim 24-Stundenrennen von Le Mans kam er 1968 nicht ins Ziel. Er fuhr gemeinsam mit François Lacarreau einen Alpine-GT-Boliden.

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