Der Kampf um den Sieg

Ford hat es geschafft. Die Siegesserie von Citroen wurde rechtzeitig zur Saisonmitte gestoppt. Der entscheidende Unterschied zu den vorigen Rennwochenenden war dabei, dass Ford nicht nur in Sachen Zuverlässigkeit, sondern auch aus Sicht der reinen Performance die Nase an diesem Wochenende vorne hatte. So halfen Loeb am Samstag weder seine frühen Bremsprobleme, noch der Reifenschaden am Nachmittag, doch auch abgesehen davon, wirkte die Kombination aus Citroen und Loeb auf Sardinien einfach einen Hauch langsamer, als jene von Ford.

Mikko Hirvonen eroberte Rang zwei in der Fahrer WM zurück., Foto: Sutton
Mikko Hirvonen eroberte Rang zwei in der Fahrer WM zurück., Foto: Sutton

Wichtigstes Signal des Wochenendes war wohl aber der ausbleibende Platztausch zwischen Jari- Matti Latvala und Mikko Hirvonen. Was von den meisten Beobachtern als die frühzeitige Aufgabe Fords im Kampf um die Fahrerweltmeisterschaft gewertet wurde, war gleichzeitig ein Vertrauensbeweis an Jari- Matti Latvala; ein Signal, dass Ford trotz seiner Fehler zu Saisonbeginn weiter auf ihn baut. Eine Ablösung scheint damit vorerst vom Tisch.

In der WM hat sich freilich trotz des Ford Doppelsieges wenig verschoben. Sébastien Loeb reicht mit nun 17 Punkten Vorspung in der zweiten Saisonhälfte weiterhin bei jeder Rallye ein zweiter Platz, um seinen Titel erneut zu verteidigen. Nur ein Ausfall des Franzosen könnte Mikko Hirvonen jetzt wohl wieder ernsthaft ins Geschäft bringen. Anders gestaltet sich die Lage hingegen in der Konstrukteurswertung, wo Ford auf einen Schlag zehn Punkte auf Citroen aufholen konnte. Zwar sind auch 29 Punkte weiter mehr als nur ein beruhigendes Polster für Citroen, doch der Erfolg bringt Ford zumindest wieder in Reichweite. Am Wichtigsten bleibt jedoch die Signalwirkung, die nicht nur teamintern bei Ford verlauten ließ: "Wir sind zurück und wir können Citroen auch im Jahr 2009 schlagen!"

Zurückgemeldet: Petter Solberg fährt nach seinem Ausfall in Argentinien auf das Podest., Foto: Sutton
Zurückgemeldet: Petter Solberg fährt nach seinem Ausfall in Argentinien auf das Podest., Foto: Sutton

Im Mittelfeld

Das Mittelfeld führte erneut Petter Solberg an. Auch wenn der zweite Podestplatz dieser Saison durch Loebs Strafzeit am Ende etwas glücklich zu Stande kam, vermochte mit Ausnahme der Werkspiloten niemand dem Norweger zu folgen. Damit hat sich der Xsara Pilot hinter den Werksautos als fester Verfolger etabliert. Ein fünfter Platz wird quasi zum Minimalziel, bei Problemen von Werksautos geht es weiter nach vorne. Umso überraschender, dass Solberg weiter einen Wechsel in einen Peugeot 307 erwägt. Aber genau hier zeigt sich wohl jener Ehrgeiz, für den seine Fans den Norwegers so lieben...

Ein besonderes Lob verdiente auch Evgeny Novikov. Zwar leistete sich der Russe am Samstag einen Fehler, doch die Formkurve des immer noch erst 19-jährigen Piloten zeigt beständig nach oben. Bei seiner erst vierten WRC Rallye hatte er seinen weitaus erfahrenen Teamkollegen Conrad Rautenbach deutlich im Griff und musste sich auch vor Sebastien Ogier keineswegs verstecken. Insgesamt war er auf Sardinien mit den ersten WM Punkten seiner Karriere quasi im Alleingang für die aufsteigende Tendenz des Citroen Junior Teams verantwortlich.

Ohne Chance: Zunächst galten Sordos Turboladerprobleme noch als gespielt, später warfen sie ihn aussichtslos zurück., Foto: Sutton
Ohne Chance: Zunächst galten Sordos Turboladerprobleme noch als gespielt, später warfen sie ihn aussichtslos zurück., Foto: Sutton

Die Strategie

Nicht vorbei kommt man bei der Beurteilung der Rallye Sardinen natürlich auch an dem bunten Strategiemix am ersten Tag. Hier kann nur noch einmal eindeutig der Appell an die Regelhüter gehen, die Startprozedur zu überdenken. Ob Vorabfahrzeuge oder wie früher eine umgedrehte Startreihenfolge, der Mehraufwand in der Organisation ist es wert! Niemand will schließlich einen Wettbewerb im Langsam- Fahren sehen.

Den Teams kann man das Anwenden der Strategien hingegen nicht verdenken, dafür geht es in der höchsten Kategorie des Rallyesportes einfach um zu viel. Darüber hinaus ist es einer Sportart wie der Rallye WRC einfach nicht angemessen, wenn ein Pilot in ein Wochenende geht und weiß, dass er durch seine Startposition unter normalen Bedingungen keine Siegchance hat. Auch Diskussion darüber, ob Zeitstrafen bewusst in Kauf genommen werden, sollten allen Beteiligten künftig erspart bleiben. Das Problem ist lange bekannt, jetzt ist es an der Zeit zu handeln!