Es ist kalt, es ist windig und es ist die Sensation. 27:31.8 Minuten - eine Bestzeit, die wohl niemand so schnell vergessen wird. Sebastien Ogier fährt in Monte Carlo auf der ersten Prüfung mit dem Polo R WRC 3.7 Sekunden schneller als Sebastien Loeb. "Bleibt ruhig, es ist ja nur die erste Prüfung gewesen", versucht Ogier die aufgebrachte Masse zu beruhigen.

149 Prüfungssiege und 285 Tage später kann jeder bei Volkswagen über diesen Spruch nur lachen, denn die Mannschaft gewinnt in Spanien den Konstrukteurs-Titel - bereits eine Rallye zuvor sicherten sich Ogier und Julien Ingrassia den Fahrer- und Beifahrertitel. Die Saison 2013 haben wir wie im Traum durchlebt", strahlte Volkswagen-Motorsportdirektor Jost Capito nach der maximalen Ausbeute. "Niemand hat unter diesen Voraussetzungen ernsthaft erwartet, dass mit dem Polo R WRC schon im ersten Jahr drei Titel möglich sind. Das jetzt erreicht zu haben, ist das Größte, was im Rallye-Sport möglich ist."

Für Volkswagen ist der Einstieg mit dem Polo R WRC nicht das erste Experiment in der Königsklasse des Rallye-Sports. Bereits von 1984 bis 1990 war die Mannschaft mit einem Golf GTi und einem Golf Rallye G60 am Start. Damals aber mit deutlich geringerem Erfolg. Bei 39 Starts gelang lediglich ein Sieg. Bei der Rallye Elfenbeinküste fuhr der Schwede Kenneth Eriksson zu Platz eins und wurde von seinem Teamkollege Erwin Weber auf dem Podest flankiert. Am Ende der Saison erreichte Eriksson mit insgesamt 25 Bestzeiten und 70 Punkten WM-Rang vier.

16 Jahre nach diesem ersten Erfolg ist Volkswagen das dominierende Team der WRC. Zehn von insgesamt dreizehn Rallyes gewannen Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala. Auch in Sachen Podestplätze hatte Volkswagen die Nase vorne: 46.2 Prozent aller 36 möglichen Top-3-Plätze gingen auf das Konto der Neueinsteiger. "Im Rückblick war es ein wirklich unglaubliches Jahr. Wenn jemand Julien und mir neun Siege vor Saisonbeginn plus den WM-Titel prophezeit hätte, hätten wir ihn wohl vorsorglich zu unserem Teamarzt geschickt", lachte Ogier am Ende der Saison.

Ursprünglich war für die Saison 2013 das hoch gesteckte Ziel ausgegeben, aus eigener Kraft um Podiumsresulate kämpfen zu wollen. Selbst VW-Testfahrer und zweimaliger Weltmeister Carlos Sainz schraubte nach dem offiziellen Einstieg des Teams im Interview mit Motorsport-Magazin.com die Erwartungen herunter. "Ich bin mir sicher, dass VW von Beginn an versuchen wird, konkurrenzfähig zu sein. Aber Gewinnen ist eine andere Geschichte." Diese Geschichte hat Volkswagen nun geschrieben, wie es in keinen Rallye-Märchenbuch schöner hätte stehen können.