Sebastien Ogier war in der Stunde des Jordaniensieges in Gedanken bei Jari-Matti Latvala, dem er den Sieg in der letzten Entscheidung des Tages mit nur 0,2 Sekunden Vorsprung nahm. "Das Beste ist, dass ich gewonnen habe. Aber sicherlich denke ich auch ein bisschen an Jari-Matti. Er hat dieses Wochenende einen sehr guten Job gemacht. Es war so eng zwischen uns, und am Ende sprach die kleine Lücke für mich, weshalb ich zufrieden sein muss", verriet Ogier gegenüber Autosport. Vielleicht fühlt der Franzose auch deshalb so mit Latvala, weil er selbst am Besten weiß, wie es sich anfühlt nach hunderten Kilometern nur knapp geschlagen zu werden. "Im vergangenen Jahr habe ich den Sieg in Neuseeland um drei Zehntel verloren", machte Ogier deutlich.

Enger Kampf um den Titel

Doch wenngleich das Gefühl 'nur' Zweiter geworden zu sein nicht berauschend ist, gibt es ein weitaus schlimmeres: "Ich kann dir sagen, dieses Gefühl ist besser, als das Gefühl, das ich nach Mexiko hatte." Denn dort war Ogier in Führung liegend ausgeschieden und hatte alle Chancen auf Sieg oder Weltmeisterschaftsführung weggegeben. Nun hofft der 27-Jährige, dass ihm nicht genau diese Punkte am Ende den Traum vom Titel zerstören. "Wir sind vier Fahrer, die sich im Bereich von acht Punkten befinden, daher ist es sehr eng", ist sich Ogier bewusst, der glaubt, dass sich die Lage über die gesamte Saison hinweg nicht entspannen wird.

Konstant werden

Ogier, der erst in diesem Jahr aus dem Citroen-Junior-Team in das Werksteam wechseln durfte, ist dennoch überwältigt. Er selbst hätte vielleicht am Wenigsten mit seinem Erfolg gerechnet. "Am Anfang des Jahres sagte ich, ich wolle versuchen mein Bestes zu geben und ich wusste, das würde, aufgrund meiner Erfahrung, schwierig werden", gab Ogier offen zu. "Aber ich wusste, dass ich die Geschwindigkeit hatte, um um den Sieg bei beinahe jeder Rallye zu kämpfen. Nun muss ich noch konstanter werden."

Zerstört die Konkurrenzsituation das gute Verhältnis zwischen Ogier und Loeb, Foto: Red Bull/GEPA
Zerstört die Konkurrenzsituation das gute Verhältnis zwischen Ogier und Loeb, Foto: Red Bull/GEPA

Starker Teamkollege

Doch ungeachtet seines Könnens, oder der vielleicht bald gewonnen Konstanz, bleibt immer noch der siebenmalige Weltmeister Sebastien Loeb sein Teamkollege. Dieser befindet sich im Moment dort, wo Ogier am Ende sein möchte: auf der ersten Position der Weltmeisterschaftstabelle. Doch ob er den 37-Jährigen auf Dauer schlagen kann, vermag Ogier zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. "Ich habe es zweimal getan, aber ich kann nicht sagen, dass es für den Rest der Saison so weitergeht."

Denn auch Ogier weiß, dass Loeb, der bereits 63 Mal gewinnen konnte, nicht leicht zu besiegen ist. "Er ist sehr schnell und es wird sehr eng zwischen uns werden, aber hoffentlich werde ich dieses Jahr noch andere Siege einfahren - und ich bin sicher, dass er auch welche einfahren wird", blickte Ogier in die große WRC-Kristallkugel. Denn vor allem auf Asphalt fürchtet der Franzose seinen Landsmann, wenngleich er abwiegelt, es sei im Moment noch zu früh für genauere Angaben. "Wir haben bis jetzt noch nicht viel auf Asphalt getestet und wir haben das neue Auto, aber wir wissen, dass Sebastien auf diesem Untergrund sehr stark sein kann."