Peugeot hatte in den vergangenen eineinhalb Jahren eine schwierige Zeit mit seinem Le-Mans-Hypercar, nachdem der französische Autobauer 2022 mitten in der Saison debütiert hatte. Die Saison 2023 schloss Peugeot in der Hersteller-Wertung lediglich vor den Privatier-Teams Glickenhaus und Vanwall ab, die 2024 beide nicht mehr in der WEC starten werden. Beim 6-Stunden-Rennen in Monza gelang dem Trio aus Paul Di Resta, Jean-Eric Vergne und Mikkel Jensen mit Platz drei immerhin ein Podestplatz.

Große Aufmerksamkeit erregte seit der Präsentation von Peugeots LMH-Boliden im Juli 2021 die völlige Abwesenheit eines Heckflügels. Bereits im November 2023 kündigte Peugeot an, den 9X8 grundlegend zu überarbeiten. Ob bei diesem Schritt auch dem Heckflügel-losen Konzept der Rücken gekehrt wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht offiziell bestätigt, auch wenn die ursprüngliche Idee, statt durch einen Heckflügel den Abtrieb ausschließlich über den Unterboden zu generieren, offensichtlich nicht aufging.

Peugeot-Hypercars 9X8 beim WEC-Rennen in Monza
Verabschiedet sich Peugeot 2024 vom Heckflügel-losen Konzept?, Foto: LAT Images

Auf Nachfrage wollte Peugeot-Technikdirektor Olivier Jansonnie am Mittwoch in einer Online-Medienrunde, an der auch Motorsport-Magazin.com teilnahm, zwar nicht bestätigen, dass der Heckflügel das Zeitliche segnen wird, fachte die Spekulationen allerdings mit einem vielsagenden "Ich denke, ihr wisst schon das Meiste davon..." weiter an.

Neuer Peugeot 9X8: Keine Premiere beim WEC-Saisonstart

Was Jansonnie hingegen bestätigte, war, dass das neuhomologierte Hypercar nicht schon beim Saisonstart in Katar (02. März) an den Start gehen wird, sondern eine Premiere beim 6-Stunden-Rennen im italienischen Imola (21. April) geplant ist, dem zweiten Rennen der WEC-Saison. Die Fahrer-Crews (Mikkel Jensen/Nico Müller/Jean-Eric Vergne und Paul Di Resta/Loic Duval/Stoffel Vandoorne) müssen sich also eine Weile nach dem Saisonstart gedulden. Dies sei jedoch kein plötzlicher Rückschlag. "Wir wussten von Beginn an, dass es (Premiere in Katar; d. Red.) unmöglich sein würde", so Jansonnie.

Olivier Jansonnie (r.) rechnet mit einer Premiere des neuen 9X8 in Imola, Foto: Motorsport-Magazin.com
Olivier Jansonnie (r.) rechnet mit einer Premiere des neuen 9X8 in Imola, Foto: Motorsport-Magazin.com

Ausschlaggebend hierfür seien die stark begrenzten Änderungen, die Hersteller in einer Homologations-Periode vornehmen dürfen, weshalb man nicht zunächst nur ein paar Änderungen vornehmen könne, um wenig später weitere hinterherzubringen. "Du musst es komplett machen und das kostet Zeit", erklärte der Peugeot-Technikdirektor. "Du musst sicherstellen, den Effekt zu maximieren." Für das Saisonhighlight und gleichzeitige Heimspiel, die 24 Stunden von Le Mans, soll dann alles einsatzerprobt sein.

Peugeot 9X8 2024 mit neuen Reifen

Um das neue Auto erstmals in Imola an den Start zu bringen, bleibe Peugeot allerdings nicht mehr viel Zeit, führte Jansonnie weiter aus: "Wir müssen die Homologation Ende März finalisieren, sodass die Spezifikation rechtzeitig homologiert werden kann." Zumal der Franzose verriet, dass das neue Auto erst Ende letzten Jahres seine ersten Kilometer bei privaten Testfahrten abspulte.

Ein großer Teil der Änderungen am 9X8 soll darauf abzielen, den neuen Reifendimensionen des Peugeot entgegenzukommen. Es wird erwartet, dass die Marke mit dem Löwen zu schmaleren Vorderreifen (29 cm) und zu breiteren Hinterreifen (34 cm) wechselt, nachdem diese bisher gleich groß (31 cm) dimensioniert gewesen waren.

Stoffel Vandoorne mit Peugeot beim WEC-Rennen in Fuji, Japan
Stoffel Vandoorne folgt 2024 auf Gustavo Menezes, Foto: LAT Images

Wechsel bei Peugeot-Fahrerpaarungen

Auch das Fahreraufgebot der Franzosen hat über den Winter Änderungen durchlaufen. Ex-Formel-E-Weltmeister Stoffel Vandoorne folgt 2024 auf den US-Amerikaner Gustavo Menezes, nachdem der Belgier vergangenes Jahr in Fuji bereits den verletzten Nico Müller bei Peugeot ersetzt hatte. Müller wiederum wechselt Peugeot-intern vom #94 Peugeot zur Startnummer #93 und tauscht das Cockpit mit Ex-DTM-Champion und Formel-1-Fahrer Paul Di Resta.

"Ich habe nicht viel mit dem Team darüber gesprochen", erklärte Di Resta vergangene Woche in einer Online-Medienrunde der WEC. "Sie haben uns eine Liste gegeben, warum sie die Fahrerpaarungen geändert und es für mehr Performance durchgemischt haben. Ich dachte, dass die Kombination mit mir, Mikkel und Jeff gut funktioniert hat, aber ich bin natürlich für Verbesserungen offen."

Jansonnie lieferte auch hierfür am Mittwoch eine Erklärung: "Wir denken, dass wir etwas zu optimieren hatten mit Blick auf die Setup-Vorblieben zwischen den Crews." Die Führungsriege erhoffe sich, dass ähnliche Setup-Präferenzen der Fahrer in einem Auto sich auch positiv auf die Abstimmung des Autos auswirken. "Wir erwarten, dass der Wettkampf nächstes Jahr noch härter wird, jedes kleine Detail wird wichtig sein", so der Peugeot-Technikdirektor.

Lamborghini-Präsentation für das LMDh-Debüt in WEC und IMSA 2024
Lamborghinis Hypercar debütiert 2024 in WEC und IMSA, Foto: Lamborghini

Homologation: Lamborghini schon durch

Während Peugeot also noch mit der Entwicklung des neuen Boliden kämpft, ist Lamborghini für die Premiere mit seinem brandneuen LMDh-Auto schon einen Schritt weiter. Giorgio Sanna, Leiter von Lamborghini Motorsport, bestätigte am Rande des 24-Stunden-Rennens in Daytona, dass der SC63 sowohl von der FIA als auch vom ACO, dem Ausrichter der US-amerikanischen IMSA-Sportwagenmeisterschaft, homologiert worden ist.

Lamborghini wird 2024 neben der WEC auch in der IMSA debütieren. Beim 24-Stunden-Rennen in Daytona war der italienische Autobauer wegen der in Europa erfolgten Homologation noch nicht am Start. Das US-Renndebüt des SC 63 wird zum zweiten IMSA-Lauf, den 12 Stunden von Sebring auf der US-Buckelpiste, erwartet.