Mit Sicherheit war es nicht das spannendste Rennen der World Endurance Championship, doch genau das macht deutlich, wie dominant Toyota in Shanghai gewesen ist. Nach 191 Runden und sieben Boxenstopps kreuzten Nicolas Lapierre und Alexander Wurz als Sieger die Ziellinie auf dem Shanghai International Circuit. Mit Doppelstints wechselten sich der frühere Formel-1-Pilot und der Sportwagen-Spezialist ab und gaben die Führung niemals her. Da machte sich das Fehlen von Kazuki Nakajima, der an diesem Wochenende in der japanischen Super GT startete, kaum bemerkbar.

Alex Wurz wollte aber nicht von einer kontrollierten Fahrt sprechen: "Das hat vielleicht im Fernsehen leicht ausgesehen, aber Nicolas und ich haben alles gegeben", sagte er nach dem Sieg. Nach sechs Stunden betrug der Vorsprung auf den besten Audi 58,5 Sekunden, eine deutliche Kampfansage für 2013. "Es war ein gutes Rennen für uns und ein 100 Prozent perfektes Wochenende. Das war das absolute Maximum heute und es hat gereicht, um zu gewinnen", so Wurz. "Ich habe es heute wirklich genossen und hätte mir keinen besseren Teamkollegen als Nicolas vorstellen können, auch wenn wir natürlich Kazuki vermisst haben."

Lapierre schloss sich an: "Wir hatten ein wirklich gutes Wochenende und waren nach dem ersten Training in allen Sessions Schnellste. Das Auto war großartig und wir haben durch das ganze Rennen hindurch gepusht. Alle bei Toyota haben heute einen großartigen Job gemacht." Es sei für ihn eine Ehre, Teil dieses Teams zu sein und es sei eine Freude gewesen, mit Wurz und Nakajima zu fahren. Pascal Vasselon, der technische Direktor bei Toyota, gab das Lob zurück: "Das ganze Team hat heute eine grandiose Leistung gezeigt mit der richtigen Strategie, tollen Boxenstopps und einer fantastischen Fahrt von Nicolas und Alex."

Erfolgreiche zweite Saisonhälfte

Für Toyota endete somit die erste Saison der WEC mit einem Back-to-Back-Sieg, nachdem die Japaner schon auf dem Fuji Speedway gewonnen hatten. Dieses Kunststück gelang einem Toyota-Werksteam in einer FIA-Weltmeisterschaft zuletzt 1994 in der Rallye-WM. Das gesamte Jahr hindurch war eine deutliche Steigerung zu sehen: "Es war eine hervorragende Saison für uns", so Alex Wurz. "Am Anfang hatten wir einige emotionale und performancetechnische Hochs und Tiefs", erinnerte er an den Unfall von Anthony Davidson in Le Mans. "Aber wir haben uns jeden Tag verbessert. Das ist das, worauf es ankommt."

Auch Lapierre erinnerte sich zurück: "Am Anfang hatten wir ein neues Auto, einen neuen Motor, ein neues Hybridsystem und ein neues Team aus Leuten von überall auf der Welt. Es hätte schwierig werden können, aber dank eines großen Kraftakts des Teams haben wir eine fantastische zweite Saisonhälfte hingelegt." Doch auf den Lorbeeren ausruhen dürfe sich das Team nicht: "Audi wird versuchen, zu antworten", warnte der Franzose.

Vasselon verteilte zuletzt noch Glückwünsche: "Gratulation an Andre Lotterer und Benoit Treluyer zur Fahrerweltmeisterschaft; beide Audis sind großartige Gegner gewesen und wir freuen uns darauf, nächstes Jahr wieder gegen sie zu kämpfen." Toyota hatte die ersten Rennen verpasst und deshalb mit dem WM-Ausgang nichts mehr zu tun. "Schließlich noch eine Gratulation an das Rebellion-Team zum Privatier-Titel in der LMP1. Toyota ist stolz darauf, dieses Team mit Motoren zu versorgen", dachte Vasselon auch an die Pechvögel von Shanghai, die sieben Minuten vor Ende ausschieden, aber trotzdem Weltmeister bei den Privatiers wurden.