Das erste Saisonrennen der neuen Serie NES (Nürburgring Endurance Serie) ist offiziell abgesagt worden. Geplant waren zwei 90-minütige Sprintrennen auf der Grand-Prix-Strecke des Eifel-Kurses am Samstag, 23. März 2024. Einmalig sollten die Teilnehmer der neugeschaffenen Rennserie nur auf der GP-Streckenvariante fahren, bevor in Zukunft mehrstündige Rennen auf der Nordschleife folgen sollen.

Unverändert bleibt die Durchführung der Probe- und Einstellfahrten am Freitag, 22. März. Nach der Rennabsage werden die Testfahrten auf der Nordschleife um den halben Samstag (08:00 - 14:00 Uhr) verlängert.

NES: Diskreditierungen, Repressalien, Bedrohungen und Anfeindungen

Genaue Gründe für die Absage der Rennen auf der Grand-Prix-Strecke nannte die NES in einer Pressemitteilung am Dienstagmittag nicht. Ein Votum der Teilnehmer für "mehr Nordschleife" habe entschieden. Laut eigenen Angaben werde die Serie "zunehmend begleitet von massiven Diskreditierungen und Repressalien gegenüber Personen, die für die NES tätig sind und sein wollen". Auch von Bedrohungen und Anfeindungen war die Rede in dieser bemerkenswerten Presseinformation. Strafbewehrte Maßnahmen gegen die Verantwortlichen seien auf den Weg gebracht worden.

Weiter hieß es: "Grundsätzlich als Serie von Vier-Stunden-Rennen auf der Nordschleife ausgerichtet, musste die NES bereits das Format für die erste Veranstaltung auf Rennen auf dem Grand-Prix-Kurs ändern. Denn ehrenamtliche Helfergruppen, Sportwarte, Abschnittsleiter, Funktionsträger, externe Dienstleister, andere Beteiligte und sogar Teams und Fahrer, die sich bei der Ausübung ihrer beruflichen Aufgaben oder überwiegend ehrenamtlichen Freizeit-Aktivitäten neutral verhalten, sehen sich einem zunehmend massiven Druck ausgesetzt von Personen, die vorgeben, im Auftrag und Namen der VLN/NLS sowie des ADAC zu handeln."

Nürburgring bleibt ein wirres Politikum

Der Machtkampf um die Nordschleife zwischen der NES und dem AvD auf der einen, und der NLS sowie dem ADAC (jetzt auch offizieller Namenssponsor) auf der anderen Seite bleibt ein wirres Politikum, in dem Außenstehende und viele Fans schon längst nicht mehr durchblicken. Experten fürchten angesichts der Feindseligkeiten um die Zukunft der wohl berühmtesten Rennstrecke der Welt.

Zuletzt hatte der Deutsche Motorsport Bund in Form des DMSB-Präsidenten Wolfgang Wagner-Sachs erstmals in der Öffentlichkeit sprichwörtlich den Zeigefinger erhoben. "Für Konkurrenzdenken und Machtspiele untereinander ist im deutschen Motorsport des Jahres 2024 kein Platz", ließ sich Wagner-Sachs zitieren. "Wir brauchen viel mehr einen Schulterschluss." Die Herausforderungen für den Motorsport durch äußere Faktoren seien ohnehin groß genug.

Von einem erhofften Schulterschluss rund um das Nürburgring-Politikum ist bislang überhaupt nichts zu spüren. "Wir sind grundsätzlich offen für Gespräche mit dem Ziel, eine Koexistenz beider Langstreckenserien auf Basis von gegenseitigem Respekt zu ermöglichen", sagte Ralph-Gerald Schlüter, früherer VLN- und jetziger NES-Geschäftsführer. "Es ist bezeichnend, dass weder DMSB noch DSK oder sonst jemand auf diese Gesprächsbereitschaft reagiert hat. Wir bekräftigen deshalb unser Angebot nochmal gern und schicken gern hinterher: Der Kaffee geht auf uns."

Erstes Nordschleifen-Rennen 2024 im April

Die NLS unter VLN-Geschäftsführer Mike Jäger beginnt ihre Saison am 06. und 07. April 2024 mit einem Double-Header auf der Nürburgring-Nordschleife - dem ersten Rennen des Jahres in der 'Grünen Hölle'. Nur eine Woche später stehen die 24h Nürburgring Qualifiers an, die erstmals zur NLS-Wertung zählen.

Nach einem weiteren NES-Lauf (04. Mai) wartet dann das eigentliche Highlight des Jahres, das 24h-Rennen Nürburgring (01.-02. Juni 2024) mit dem ADAC Nordrhein als Veranstalter. Es folgen vier weitere NES-Rennen inklusive eines Double-Headers sowie vier weitere NLS-Rennen. Die jeweiligen Saisonfinals steigen spät im Jahr am 09. November (NES) sowie am 16. November (NLS).