Robert Wickens gab am Samstag beim Auftakt der NLS-Saison auf dem Nürburgring bei strahlender Frühlingssonne sein Renn-Comeback in Deutschland. Doch für den ehemaligen DTM-Piloten endete das 4-Stunden-Rennen auf der Nordschleife nach einem schweren Unfall vorzeitig. Der Kanadier befindet sich zu weiteren Untersuchungen im Krankenhaus. Inzwischen wurde jedoch Entwarnung gegeben, dass ihm nichts Gröberes zugestoßen ist.

Wickens nahm in einem werksunterstützten Hyundai Elantra N TCR von Target Competition an der TCR-Klasse des Rennens teil. Der Unfall trug sich bei Rennhalbzeit am Ende der 13. Rennrunde ausgangs der Hohenrain-Schikane zu. Details, wie es dazu kam und was bei dem Crash genau vorgefallen ist, wurden bislang keine kommuniziert. Die Streckenbegrenzung an der betreffenden Stelle wies jedoch starke Schäden auf.

Robert Wickens nach NLS-Unfall im Krankenhaus

Der Crash hatte eine längere Code-60-Phase zur Folge. Wickens ist bei Bewusstsein und ansprechbar. Wie Hyundai und die VLN Motorsport-Magazin.com bestätigt haben, wurde er infolge des Unfalls nach einer Untersuchung im Medical Center an der Rennstrecke mit einem Rettungshubschrauber für weitere Untersuchungen ins Krankenhaus in das etwa 37 Kilometer entfernte Neuwied geflogen.

Dort wurden bei einer Computertomographie (CT) keine Verletzungen festgestellt. Die zuständigen Ärzte trafen aus Sicherheitsgründen die Entscheidung, Wickens zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus zu behalten. Sollte es keine Komplikationen geben, ist seine Entlassung am Sonntag geplant.

Robert Wickens: Motorsport trotz Rollstuhl

Wickens ist seit einem schweren Unfall bei einem Indycar-Rennen 2018 auf der berüchtigten Tri-Oval-Strecke in Pocono querschnittsgelähmt. Damals erlitt er neben zahlreichen weiteren Frakturen einen Bruch der Brustwirbelsäule, einen Halsbruch, sowie eine Rückenmarksverletzung, weshalb er bis heute im Rollstuhl sitzt.

Trotz dieser schweren Verletzungen kehrte er vor etwas mehr als zwei Jahren in den Rennsport zurück. Seit 2022 nimmt er in einem mit Handgas-Steuerung ausgestatteten Hyundai von Bryan Herta Autosport an der Michelin Pilot Challenge, einer Rahmenserie der nordamerikanischen Langstrecken-Meisterschaft IMSA, teil.

Robert Wickens startete bis 2017 in der DTM, Foto: DTM
Robert Wickens startete bis 2017 in der DTM, Foto: DTM

2022 landete er bei seinem Renn-Comeback in Daytona 1258 Tage nach seinem Indycar-Unfall sensationell auf dem Podium der Tourenwagen-Klasse und feierte in derselben Saison noch Rennsiege. Außerdem gewann Wickens 2023 die TCR-Klasse in der Serie.

In Deutschland erlangte Wickens vor allem durch seine lange Zeit in der DTM Bekanntheit. Zwischen 2012 und 2017 ging er durchgängig in der Tourenwagen-Meisterschaft für Mercedes an den Start. Seine beste Saison bei der Marke mit dem Stern erlebte er 2016, als er als bestplatzierter Mercedes-Pilot die Meisterschaft auf dem vierten Rang beendete.

Porsche-Doppelsieg bei NLS-Auftakt

Der erste Lauf der NLS 2024 ging mit einem Doppelsieg für Porsche zu Ende. Etwas überraschend sicherte sich der Porsche 911 GT3 R von Falken Motorsport mit den Fahrern Nico Menzel und Joel Eriksson den Sieg. Für Menzel war es sein erster Gesamtsieg bei einem NLS-Rennen, während es für Eriksson der vierte NLS-Erfolg war. Platz 2 mit lediglich 3,644 Sekunden Rückstand ging an den 'Grello' der Porsche-Werksfahrer Laurens Vanthoor und Kevin Estre im Manthey-EMA-Porsche.

"Man mag kaum glauben, dass dies mein erster Rennsieg hier ist, immerhin bin ich schon ein paar Jahre in der NLS am Start", sagte Menzel. "Ich war schon oft auf dem Podium, habe Klassensiege eingefahren, aber Platz eins blieb mir bislang verwehrt. Ich glaube, Joel ist unser Glücksbringer, denn wen er auf dem Auto ist, klappt es. Er hat schon vier Siege." Der Schwede Eriksson fügte hinzu: "Fantastisch, so in die Saison zu starten", und lobte noch die Performance des Falken-Elfers: "Unser Auto war heute einfach perfekt."

Groß war die Freude bei den Manthey-Boys. "Es ist immer ganz besonders, hier bei der NLS auf dem Podium zu stehen", sagte Estre. "Und es ist immer wieder toll, Teil des Grello-Projekts von Manthey zu sein." Sein Teamgefährte Vanthoor ergänzte: "Gestern waren wir noch in Spa, um mit dem LMDh zu fahren, jetzt auf der Nordschleife. Das waren zwei wunderschöne Tage. Grandios war auch der große Zuspruch der Fans, die uns Runde für Runde anfeuern."

Den dritten Platz (13,378 Sekunden zurück) sicherte sich der Scherer-PHX-Audi mit den beiden Routiniers Frank Stippler und Markus Winkelhock am Steuer. Das rein-südafrikanische Duo Kelvin van der Linde und Jordan Pepper verpasste im Lamborghini Huracan GT3 Evo II von Red Bull Team Abt auf Platz 4 das Podium um 1:02 Minuten. Die Top 5 wurden von dem HRT-Mercedes, der erstmals mit Yokohama-Reifen ausgestattet war, mit den Fahrern Daniel Juncadella und Frank Bird abgerundet. Das Stern-Duo, das von der Pole Position ins Rennen gegangen war, verlor den möglichen Sieg durch einen schleichenden Plattfuß jn der dritten Runde.

Den ersten Teil des Doppel-Headers haben insgesamt 109 Starter auf der Nürburgring-Nordschleife aufgenommen, 89 von ihnen kamen in die Wertung. Timo Glock, der als Gaststarter im BMW M240i an den Start ging, beendete das Rennen in seiner Klasse mit sieben Startern auf dem fünften Rang. David Schumacher passierte als Sechster über die Ziellinie.

Toyota-Werksfahrer Kamui Kobayashi beendete das Rennen auf dem neunten Rang seiner Kategorie. DTM-Pilot Jack Aitken sicherte sich in selbiger Klasse den elften Rang von insgesamt 13 Startern. Der Renneinsatz von Glock, Schumacher, Kobayashi und Aitken diente vor allem der Erzielung der DMSB-Permit, dem sogenannten 'Nordschleifen-Führerschein'. Die Starter aus dem Offroad-Segment, darunter Rallycross-Weltmeister Johan Kristoffersson (#808 Sharky Racing Audi RS3 TCR) und Jari-Matti Latvala (#509 Toyota Gazoo Racing Yaris) beendeten das Rennen auf dem zweiten bzw. sechsten Rang in ihrer Klasse. Das Team Glickenhaus, welches als einziger Starter in der SPX-Klasse an den Start ging, erreichte den neunten Gesamtrang von insgesamt 109 Startern. Das einzige Damen-Team rund um Beitske Visser, Carrie Schreiner und Pippa Mann beendete das Rennen im BMW M4 GT4 des Giti-Tem by WS Racing auf P2 in der Klasse und Gesamtrang 40.

Das zweite von insgesamt acht NLS-Rennen findet am morgigen Sonntag (07.04.) statt.

NLS 1 2024 - Das gesamte Ergebnis