Hatte sich Paul Denning zuletzt optimistisch gezeigt, dass es mit der 2010er-Suzuki wieder vorwärts gehen könnte, so ist Loris Capirossi skeptisch, was die Entwicklung seines Motorrades angeht. Er glaubt, dass die Test- und Motorbeschränkungen es zusätzlich erschweren, auf die Konkurrenz von Yamaha, Ducati und Honda aufzuholen. "Man kann nicht mit den Einsatzfahrern testen und das Neueste ist die absurde Regel von sechs Motoren pro Saison. Wie soll man einen neuen Motor oder etwas anderes Neues entwickeln, wenn man sich an so eine Regel halten muss?", fragte der Italiener im Gespräch mit dem Magazin Motosprint.

Er erinnerte daran, dass Suzuki bereits voriges Jahr in der zweiten Saisonhälfte ziemliche Zuverlässigkeits-Probleme hatte, als es für die letzten Rennen auch schon eine Motorbeschränkung gab. Er wusste nicht, wie am Motor weiterentwickelt werden soll, wenn er nun versiegelt ist. "Das schränkt uns sehr ein. Sie arbeiten in Japan wie verrückt, in Sepang werden wir einen Prototypen mit vielen neuen Dingen haben, aber wir haben nur sechs Testtage, um das richtige Material zu wählen. Wenn wir bis Katar Mitte März diese Wahl nicht getroffen haben, dann bedeutet das, wir müssen die ganze Saison eine unfertige Maschine nutzen, die nicht entwickelt wurde und das ist weder schön noch fair. Tatsächlich macht das keinen Sinn", klagte Capirossi.

Regeln ruinieren die MotoGP

Wie er weiter erklärte, teste Testfahrer Nobuatsu Aoki momentan ein Mal die Woche, die Bedingungen dafür seien aber die falschen. So fährt er auf einer privaten Strecke neben dem Suzuki-Werk, die eigentlich für die Serien-Maschinen vorgesehen ist. "Sie ist sehr schnell und hat beeindruckende Kurven, aber es ist alles von einer Mauer umschlossen und es gibt keine Auslaufzonen, auf einer MotoGP-Maschine ist es also sehr gefährlich. Das ist nicht die ideale Strecke, um zu entwickeln, während Suzuka oder Motegi wohl 10.000 Euro pro Stunde kosten würden", meinte er. Capirossi gab dem Reglement die Schuld an der Misere, denn seiner Meinung nach ruinieren die limitierten Trainings und auch die Motorbeschränkung die MotoGP.

Er fand das vor allem deswegen so negativ, weil die Einschränkungen nach seiner Ansicht nicht dabei helfen, die Kosten zu senken. "Es stimmt, die Hersteller wollten es so, aber sie lagen falsch. Manchmal kann man nicht genau erkennen, was sie wollen. Dieses Durcheinander kommt daher, weil man Geld sparen muss, aber wenn man es sich genau ansieht, dann wird nicht viel gespart. Warum kosten Kundenmaschinen beispielsweise mehr als sie das jemals taten?" Doch Capirossi musste auch ein paar ernste Worte an seinen Arbeitgeber richten. So glaubte er, dass die 800cc-Suzuki zu Beginn eine gute Maschine war, das Problem sei nur, die Maschine sei immer noch die gleiche.

Falsche Vorsicht

Es habe beim Motor keine vernünftige Evolution stattgefunden, monierte Capirossi. "Sie haben nie große oder revolutionäre Ideen. Außerdem bringen sie nur neue Teile, wenn sie sicher sind, dass sie nicht kaputtgehen und das bremst die Entwicklung. Vielleicht könnten sie die neuen Teile verbessern, aber sie bringen sie nicht. Das ist eine Frage der Mentaliät, aber das ändert sich", sagte er. Das Problem sei nur, das brauche Zeit. So habe es vor zwei Jahren im MotoGP-Bereich noch einen Projektleiter gegeben, der aus der Straßen-Produktion kam, der sei nicht der richtige gewesen. Nun gebe es neue Leiter, man müsse aber Geduld haben, um Ergebnisse zu sehen. "Ich bin aber zufrieden mit ihnen. Wir haben es noch nicht geschafft, eine konkurrenzfähige Maschine zu bauen, das stimmt, aber es gibt einige tolle Leute im Unternehmen."