Mit Loris Capirossi hat der letzte Dinosaurier der MotoGP-Klasse seinen Helm an den berühmten Nagel gehängt. In Valencia stand der 38-Jährige Italiener zum 328. Mal am Start eines Grand Prix. Nach 22 Jahren im Rennsport auf höchstem Level kann er auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Insgesamt 99 Mal stand Capirossi auf einem GP-Podium, davon 29 Mal als Sieger. Gleich in seiner Debüt-Saison wurde der damals 17-jährige Capirex 1990 Weltmeister der Achtelliterklasse. Ein Jahr später verteidigte er die Krone, 1998 fügte er noch einen WM-Titel bei den 250ern hinzu.

14 seiner 22 Jahre hat Capirossi in der 500er/MotoGP-Klasse verbracht und auch dort große Erfolge gefeiert. 9 Königsklassen-Rennen konnte er gewinnen, 14 Mal Zweiter und 19 Mal Dritter werden. 13 Mal startete Capirossi bei den Großen von der Pole Position aus, zehn Mal drehte er die schnellste Rennrunde. Allerdings gewann er keinen WM-Titel und auch das 100. Podest wollte einfach nicht kommen.

Seit seinem Weggang bei Ducati Ende 2007 lief nicht mehr viel zusammen. Zwar konnte Capirossi in seiner ersten Suzuki-Saison noch ein Podest holen, aber das war's dann auch schon. Zwei weitere Jahre auf Suzuki und nun die letzte Saison auf Ducati brachten dieses so heiß ersehnte 100. Podest nicht.

Im letzten Winter hatte Capirossi noch gesagt, dass er erst zurücktreten werde, wenn er fühlt, dass er seinen Job erledigt hat. Dieses Gefühl dürfte er dieses Jahr nach nur 43 Punkten und Endrang 17 nicht unbedingt haben. Vielmehr dürfte dem 38-Jährigen die Einsicht gekommen sein, dass seine Zeit einfach vorbei ist. Frau Ingrid wird es freuen.

Einfach nur ankommen

Denn mit Ruhm bekleckert hat sich Capirossi 2011 nicht. Auf der Pramac-Ducati musste er vier Rennen aufgrund von Verletzungen auslassen. So etwas gab es in seiner vorherigen Karriere nicht. Und drei neunte Plätze als Best-Resultate, das ist auch nicht das, was sich einer wie Capirossi vorstellt.

Fakt ist, dass Capirossi für 2011 noch einmal Motivation getankt hatte. Er hatte, wie viele andere Ducati-Piloten auch, darauf gehofft, dass sein italienischer Landsmann Valentino Rossi die Renner aus Borgo Panigale zu besseren Motorrädern entwickeln würde. Er hatte darauf gehofft, dass ihm doch noch dieses eine Podest gelingt. Doch diese Hoffnungen gingen sich nicht aus. Rossi strauchelte und so taten es auch die anderen Ducati-Fahrer.

Capirossi ist am 6. November 2011 nach einer äußerst erfolgreichen Karriere im Grand Prix-Sport zurückgetreten. Sein letztes Rennen bestritt er nicht mit seiner legendären Startnummer 65, sondern mit der 58 seines kurz zuvor verstorbenen Landsmannes Marco Simoncelli auf dem Bike. Als Capirossi nach den 30 Chaos-Runden von Valencia zurück an die Box kam, weinte seine Frau Ingrid vor Freude und auch der GP-Opa konnte sich einige Tränen nicht verkneifen. "Ich wollte heute einfach noch einmal ankommen", kommentierte er stolz. Denn dieses letzte Karriere-Ziel hat Capirossi erreicht.