Dass bei Ducati Teamwork groß geschrieben wird, ist nichts Neues. Nicky Hayden und Casey Stoner versäumten in der zurückliegenden Saison auch nicht, mehrfach zu betonen, dass sie gut miteinander auskommen. Das Arbeiten im Team beschrieb Hayden nun in einem Interview mit der Website SuperBikePlanet.com. "Hier ist alles ein offenes Buch", kommentierte er die vom Werk ermöglichte Einsicht aller Piloten in die Daten der Anderen. "Ich denke, dass das eine der Stärken von Ducati ist. Von den Satelliten-Fahrern bis zu den Werks-Piloten, sie gehen in den Truck - die Teammanager von allen vier, die Chefmechaniker aller vier Piloten, jetzt fünf Fahrern, arbeiten in demselben Truck und teilen die gleichen Informationen. Ich denke, dass das eine Stärke von ihnen ist."

Dabei gab es für Hayden eine besondere Überraschung, als er sich die Telemetrie seines Teamkollegen genauer studierte. "Er hat eine wirklich tolle Kontrolle für den Gasgriff", entkräftete der US-Amerikaner das Vorurteil, welches besagt, dass Stoner nur dank der Traktionskontrolle so schnell sei. "Er kommt besser aus den Kurven heraus. Das ist eine der Sachen, die mich überrascht hat. Er kommt wirklich verdammt gut aus den Kurven heraus. Aber für die meiste Zeit, ist er pro Runde noch eine runde Sekunde schneller als ich, an den meisten Orten. Er ist überall schneller, aber eines der Dinge war früh im Jahr sehr ermutigend."

Denn wenn Hayden sagt "überall" stimmt das nicht ganz. Denn in manchen Abschnitten sei er selbst auch schon so schnell gewesen, wie der Australier, der ihn als Weltmeister der MotoGP-Klasse abgelöst hatte. Trotzdem waren diese Abschnitte nicht in der Überzahl. "Es gab einige Stellen auf der Piste, wo ich sehr viel Zeit auf ihn verlor", sinnierte Hayden weiter. "Das gab mir aber irgendwie eine gewisse Zuversicht, ich wusste, dass wenn ich diese Bereiche hinbekomme, dass ich dann näher kommen würde." Er sei sich aber durchaus bewusst, dass er noch ein ganzes Stück näher kommen muss. Allerdings sei er optimistisch, dass er das schaffe.

Basis für 2010 ist geschaffen

Die Saison 2009 brachte Hayden zahlreiche Erkenntnisse mit der Ducati und warum Stoner so schnell ist. Gerade im Top Speed verlor der US-Amerikaner immer ein wenig auf den Star. Daher sieht er auch im Bereich der Aerodynamik Raum für Verbesserungen. "Wir werden in ein paar Wochen zurück in den Windkanal gehen und versuchen, das zu verbessern", stellte er in Aussicht. "Denn ich habe keine Zweifel daran, dass wir alle die gleichen Teile, gleichen Ingenieure und Leute haben."

Ende der Saison machte Hayden das Fahren wieder Spaß., Foto: Ronny Lekl
Ende der Saison machte Hayden das Fahren wieder Spaß., Foto: Ronny Lekl

Dass Ducati gegen Ende der Saison insgesamt etwas besser wurde, lässt sich nicht leugnen. Hayden weiß allerdings nicht, wie viel der Weiterentwicklungen auf seine Kappe gehen. "Ich habe ihnen nur die Informationen gegeben, die ich ihnen gegeben habe", ließ er Raum für Spekulationen. "Aber ich fühle mich nicht wirklich als wäre ich derjenige, der das Bike gebaut hat. Ich spreche nicht für Casey, aber warum sind all die anderen Ducati Fahrer am Ende des Jahres besser geworden? Ich denke, es war mehr eine Sache des Teams." An der 2010er Desmosedici, die man noch in Valencia testete, seien allerdings keine drastischen Änderungen vorgenommen worden. Die wichtigste Verbesserung war dabei eine neue Federgabel. Die Techniker beschäftige momentan eher mehr, dass man den Motor auf das neue Reglement vorbereite und die Haltbarkeit anständig hinbekomme. Die neue Version soll aber eine sanftere Leistungsentfaltung haben, wie Hayden bestätigte.

Doch das Motoren-Limit ruft beim US-Amerikaner eher Kopfschütteln hervor. "Sechs Motoren für 18 Rennen? Das gibt sehr viel Arbeit für die Ingenieure. Wie Filippo [Preziosi] schon sagt, nicht einmal bei der B-Lizenz oder den Red Bull Rookies, haben sie nur sechs Motoren für die gesamte Saison." Er hoffe daher ungemein, dass sich die Wirtschaft schnell wieder erholt, denn die neuen Regeln würden dem Flair des Rennsportes einiges klauen.

Stoners Krankheit

"Ich kann nicht wirklich sagen, dass es meine Saison stark beeinflusst hätte", erinnert sich Hayden an die plötzliche Pause seines Teamkollegen. "Das ist passiert. Ich musste dabei bleiben, meinen eigenen Job zu machen. Mein eigenes Boot zu rudern." Für das Team sei es allerdings schon in gewisser Hinsicht katastrophal gewesen - vor allem die Schlammschlacht, die in Verbindung mit dem Erholungsurlaub ausgetragen wurde und die Probleme, die nebenbei noch entstanden.

Die wichtigste Person in dieser Angelegenheit war für Hayden Livio Suppo. "Er hat die Brandherde links, rechts und in der Mitte gelöscht, um alles zum Funktionieren zu bringen. Hättest du vielleicht Lust gehabt Marlboro anzurufen und ihnen zu sagen, dass er zu Hause bleibt", sagte Hayden, der sich auch sicher war, dass das besonders für Suppo keine einfache Angelegenheit war. "Aber das Team, die Art, wie sie sich zusammenrauften, als Casey zurückkam um zu gewinnen, es ist ein besonderes Team. Von den Leuten bei Marlboro angefangen bis hin zu Ducati, jeder. Ich weiß, dass es sich nur so dahergesagt anhört, aber es ist wahr. Egal, was man auf sie geworfen hat, sie haben weiter gemacht."

"Aber ich denke, am Ende sah es so aus, als hätte er den richtigen Schritt gemacht, da er wieder gesund wurde, zurückkam und so konkurrenzfähig war", untermauerte Hayden die Richtigkeit der Pause. "Es war hart für das Team. Ich werde nicht versuchen zu lügen und sagen, dass es das nicht gewesen wäre. Dein Nummer 1-Fahrer, der noch immer im Titel-Rennen ist, wird krank… und bevor das passierte, fühlte er sich schon nicht wohl. Und dann zu Hause zu bleiben, beeinflusst das Team natürlich irgendwie, sicher. Denn Kallio kommt rein und er bringt eine Hand voll Typen aus seiner Mannschaft mit und ein paar andere Jungs gingen in die Satelliten-Truppe. Es war daher schon eine große Aufrüttelung."