Spricht man mit dem US-Amerikaner Nicky Hayden über Ducati, die Einstellung der Mitarbeiter und die Leidenschaft der Italiener, so gerät der Weltmeister von 2006 leicht ins Schwärmen. Besonders verwundert hatte ihn zunächst die Größe des Werkes in Bologna. "Ich habe es erst realisiert, als ich ins Werk kam und sah, wie klein Ducati ist", erinnerte er sich in einem Interview mit SuperBikePlanet.com. "Sie sind wirklich ein Außenseiter und sie haben mit ihrer kleinen Firma sehr viel erreicht. " Was ihn am meisten erstaunte war wohl, dass die italienische Edel-Marke für ihre Rennsporteinsätze richtig auf Sponsoren angewiesen ist. "Sie sind keine große Firma und können nicht mal eben Schecks unterschreiben."

"Ich denke, was den Unterschied ausmacht ist… ich weiß, es hört sich vielleicht wie ein Klischee an, aber es gibt da wirklich sehr viele Leute mit einer starken Leidenschaft und einem starken Verlangen, und das sind nicht nur die Gehaltsschecks. Sie bluten wirklich alle Ducati-Rot", lobte Hayden die Belegschaft, von deren Leidenschaft er sich auch oft anstecken ließ. Sogar der italienischen Sprache hat er sich ein wenig gewidmet. "Ich spreche es nicht fließend, aber ich habe natürlich ein paar Wörter aufgeschnappt und ich beginne damit zu verstehen, über was die Leute sprechen", schätze er seinen Lernfortschritt ein. "Du hast in dem Umkreis nicht wirklich eine Wahl. Ich hab es versucht. Ich habe einiges Zeug auf meinem iPod, was ich mir immer wieder anhöre, ein paar kleine Bücher, denn es umgibt mich jeden Tag. Gerade letzten Winter, als ich etwas mehr Zeit in Italien verbrachte. Ich habe einiges Zeug gelernt. Frag mich nicht ab!" Der Gedanke an das italienische Essen lässt dem Kentucky-Kid auch ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern. "Es lässt sich dort schon was zu essen finden", lachte er. "Du gehst definitiv nicht hungrig. Das ist kein Problem. Ich hatte mir dem Essen überhaupt kein Problem."

Die Köpfe: Preziosi und Suppo

Mit Filippo Preziosi und Livio Suppo hatte Hayden dieses Jahr auch zwei Persönlichkeiten des Motorradrennsportes über sich, die genau wissen, wovon sie reden und was sie tun. Das wusste er auch zu würdigen. "'Besonders' trifft es nicht einmal annähernd", sagte er über Preziosi. "Sein Wissen bezieht sich auf alles. Nicht nur… technisch, von Kommunikation über alles. Der Kerl ist wirklich pfiffig. Ich habe eine großartige Beziehung zu ihm, sogar auf einer persönlichen Ebene. Und ich bewundere, was er tut." Dies sei auch noch ein Unterschied zu seinem vorherigen Arbeitgeber Honda. Da habe es für jeden Bereich einen einzelnen Mann gegeben. Doch die Ducati Desmoedici sei Preziosis Bike und er sie extrem Pfiffig.

"Ich war vor Valencia in seinem Büro", erzählte Hayden eine kleine Begebenheit aus der Saison. "Wir waren dort und haben etwas rumgescherzt, sagten etwas von wegen, dass wir im Büro sitzen bleiben. Dann zeigte er auf die nächste Tür. Der Typ hat wirklich ein Bett in seinem Büro! Ich machte einen Scherz und sagte irgendwas von wegen 'Wenn du anfängst, hier drin zu schlafen', dann was auch immer, ich weiß nicht mehr, ich wollte ihn einfach etwas necken, und er zeigte auf die nächste Tür und der Typ hatte wirklich ein Bett in seinem Büro. Das sagt dir einiges, was du über ihn wissen musst und das ist es, was es braucht."

Der Weggang des Team-Managers Livio Suppo zu Honda traf Hayden doch etwas heftiger. "Es war überraschend, ziemlich schockierend, um ehrlich zu sein", beschrieb er. "Ich habe das nicht kommen sehen, denn Livio - ich meine, du sprichst über Filippos Leidenschaft für das Motorrad und das Team, Livio direkt neben ihm, ein Typ, der für dieses Team gelebt hat. Er war derjenige, der mich gepusht hat, um vorwärts zu kommen und der mir geholfen hat, dafür zu kämpfen. Wir kamen immer gut aus."

Livio Suppo verlässt Ducati., Foto: Milagro
Livio Suppo verlässt Ducati., Foto: Milagro

"Er ist ein starker Kerl, ein harter Kerl und mit den Sponsoren ein Genie. Sicher wird es für unser Team eine große Änderung. Livio… er ist der Erste im Fahrerlager und der Letzte, der geht. Er arbeitet richtig hart und hatte im Team wirklich eine Menge Zeug zu tun. Wirklich, ich denke bald zu viel… Zwei Leute ersetzen ihn, denn er war in Angelegenheiten in der Box involviert, beim Marketing, mit den Sponsoren. Es war einfach verrückt. Wenn er die Hingabe nicht gehabt hätte, wirklich dort sein zu wollen..." Dabei habe Suppo eine wichtige Rolle für Hayden gespielt -gerade was die Fortschritte anging. "Wenn du ihn nur überzeugen konntest, dass du etwas brauchtest, um schneller um die Strecke zu kommen, dann konntest du dich zurücklehnen. Er hat es für dich möglich gemacht. Das ist es, was ein Team-Manager tun sollte - dich in eine Position bringen, in der du deinen Job machen kannst."

Hayden: Sie leben den Rennsport

Weiterhin begeistert ist Hayden aber trotzdem noch von der italienischen Einstellung zum Rennsport. "Es ist ziemlich cool. Als ich zuerst bei Ducati unterschrieb, als es letztes Jahr jeder wusste, wollte ich von Misano nach Hause und saß am Flughafen im Rollstuhl und, ich meine, die haben mich behandelt, als wäre ich ein König", erinnerte er sich. "Ich brauchte wirklich nur einen Typen, der mich schieben konnte, aber ich hatte einen ganzen Haufen mehr davon. Es ist wirklich das ganze Land hinter dir. Die nehmen ihren Rennsport sehr ernst."

Bei Ducati ist es übrigens egal, ob man gerade in einer technischen Besprechung, einem Sponsoren-Meeting oder sonst einem wichtigen Treffen sitzt. Es zählt nur das Racing. "Dieses Jahr, ich denke wir waren in Mugello oder wo auch immer … waren wir in der Hospitality und als das WorldSuperbike-Rennen kam, waren wir in einem Meeting und sprachen mit den Crew-Chiefs, Filippo und verschiedene andere Jungs waren da", erinnerte sich Hayden. "Und ich meine, als das WorldSuperbike-Rennen losging, war das Meeting vorbei. Jeder hat sich zum TV gedreht und das ganze Team hat es live geschaut. Sie leben den Rennsport."