Am Trainingsfreitag hatte es sich bereits abgezeichnet, am Samstag wurde das nächste Honda-Debakel in der MotoGP traurige Gewissheit. Zunächst landeten die vier Piloten des japanischen Herstellers im Qualifying zum zweiten Mal in Folge geschlossen auf den letzten vier Plätzen, dann war auch im Sprint von Austin nichts zu holen. Drei Piloten stürzten, nur einer erreichte das Ziel - und das (wenig überraschend) weit abgeschlagen. 2023 gewann Honda in Austin noch das Hauptrennen, 12 Monate später könnte der einstige MotoGP-Dominator kaum weiter davon entfernt sein.

Besonders erschrenkend: Während jeder andere Hersteller gegenüber der Vorsaison in Austin große Fortschritte erzielen konnte - Maverick Vinales unterbot den letztjährigen Rundenrekord von Francesco Bagnaia um mehr als eine Sekunde - verschlechterte sich Honda sogar. Johann Zarco war im Qualifying als bester HRC-Pilot knapp 0,33 Sekunden langsamer als es LCR-Vorgänger Alex Rins 2023 war. Die Honda-Krise scheint also den nächsten Tiefpunkt erreicht zu haben.

Immerhin: Die Piloten haben ihre Freude im Leben noch nicht verloren. Im Gegenteil: Die bittere Niederlage konnten sie am Samstagabend mit Galgenhumor nehmen. "Das Wetter war fantastisch, die amerikanischen Zuschauer waren unglaublich!", scherzte etwa Luca Marini in seiner Medienrunde und Teamkollege Joan Mir antwortete auf Frage nach dem Positiven: "Dass ich jetzt ins Hotel kann."

Natürlich sind diese Aussagen spaßig gemeint, sie lassen aber auch tief blicken. Wehnte man sich im Honda-Lager zu Beginn der MotoGP-Wintertestfahrten noch auf dem Weg der Besserung, ist davon nach zweieinhalb absolvierten Rennwochenenden 2024 nichts mehr übrig. "Wir sind ein bisschen verloren, wir haben keine Stärken mehr", beschreibt Mir, der im Sprint auch noch Pech hatte: "Ich war nach dem Start im Mittelfeld, konnte einige Positionen gutmachen. Dann hat mich ein Fahrer getroffen und meine gesamte Verkleidung zerstört. Ich hatte ein Loch auf der linken Seite, keinen Frontflügel mehr und ein kaputtes Heck. Das Bike wurde dadurch unfahrbar. Weil ich nicht aufgeben wollte, habe ich die Front verloren."

Honda an neuem MotoGP-Tiefpunkt: Keine Pace, keine Lösungen!

Ähnlich erging es Takaaki Nakagami. Dieser stürzte schon in der ersten Runde nach einem Kontakt mit Ex-LCR-Honda-Teamkollege Alex Marquez in Turn 7. "Das war ein Rennunfall", meint der Japaner, der sich aber ohnehin nicht viel ausgerechnet hatte. Sichtlich niedergeschlagen gesteht er: "Wir finden keine Lösungen. Wir haben keine Pace und ich habe kein Vertrauen, um zu pushen. Morgen wird es wieder hart werden."

Tatsächlich deutet derzeit nichts daraufhin, dass die Honda-Piloten am Sonntag im Hauptrennen sichtlich konkurrenzfähiger werden könnten. Es droht das nächste Debakel. Marini sucht das Positive: "Wir haben alle Daten zur Verfügung und können die beiden Motorräder [2023 vs. 2024] genau miteinander vergleichen. Dadurch können wir verstehen, woran wir im nächsten Monat arbeiten müssen und was wir beheben müssen, um das Bike weiterzuentwickeln." Ob das gelingen wird, steht aber nochmal auf einem anderen Stern. Zuvor drohen weitere Klatschen in Jerez, Le Mans und Co.