KTM ging erst 2017 in seine erste MotoGP-Saison, doch die Österreicher haben seitdem mächtig Eindruck hinterlassen. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf fünf entscheidende Schritte im Aufstieg der Mattighofener.

Platz 5: Die Geburt

Am 29. Oktober 2015 dreht die KTM RC16 ihre ersten Runden auf einer Rennstrecke. Im herbstlichen Spielberg bestreitet Ex-MotoGP-Pilot Alex Hofmann das Rollout mit dem neuen Motorrad - 15 Monate nach Bekanntgabe des Einstiegs in die Königsklasse und damit deutlich früher als geplant. Aufgrund des positiven Entwicklungsverlaufs auf dem Prüfstand hatte sich KTM zu diesem Schritt entschlossen. Auch der Umfang des Rollouts übertrifft die ursprünglichen Erwartungen: Insgesamt drei Tage lang wird die Maschine am Red-Bull-Ring auf Herz und Nieren überprüft - und besteht die Funktionsprobe problemlos.

Alex Hofmann testete den ersten KTM-Prototyp, Foto: KTM Philip Platzer
Alex Hofmann testete den ersten KTM-Prototyp, Foto: KTM Philip Platzer

"Was soll ich sagen, schaut euch meine Stiefel und das Bike an, die sehen noch aus wie neu - da habe ich auch schon andere Premieren erlebt", schmunzelt Testfahrer Hofmann. "Großen Respekt was KTM in dieser extrem kurzen Zeit schon geleistet hat. Ich glaube man konnte es nicht nur in meinem Gesicht erkennen, sondern in denen aller mit welcher Begeisterung und Professionalität hier gearbeitet wird."

Platz 4: Der Testlauf

Bevor man sich 2017 in die erste volle MotoGP-Saison der Firmengeschichte wagt, spult KTM beim Saisonfinale in Valencia 2016 den ersten Probegalopp an einem Rennwochenende der Königsklasse ab. Mika Kallio geht mit einer Wildcard an den Start. Der Finne beendet alle vier Trainings auf dem letzten Rang, kann im Qualifying aber ein erstes Erfolgserlebnis verbuchen und zwei Stammfahrer der MotoGP hinter sich lassen. Im Rennen gibt es aber nichts zu holen: Kallio scheidet in der 20. von insgesamt 30 Runden auf dem 19. und letzten Rang liegend aus. Ein Sensor am Hinterrad der KTM hatte den Geist aufgegeben.

Mika Kallio bestritt das erste Rennwochenende für KTM, Foto: KTM
Mika Kallio bestritt das erste Rennwochenende für KTM, Foto: KTM

Dennoch zieht man im orangen Lager ein positives Resümee des ersten MotoGP-Wochenendes. Kallio attestiert der RC16 ausreichend Power und der damalige Team-Manager Mike Leitner lobt die insgesamt gute Zuverlässigkeit: "Das Positivste an diesem Wochenende ist meiner Meinung nach, dass wir bis zum Rennen keinerlei technische Probleme hatten."

Platz 3: Die Feuertaufe

Gut vier Monate nach dem Wildcard-Einsatz von Valencia wird es so richtig ernst. In Katar startet die Königsklasse in die Saison 2017 und KTM mit dem Einsatzteam in das Abenteuer MotoGP. Pol Espargaro und Bradley Smith sitzen auf dem neuen Motorrad und kassieren die für einen Neueinsteiger zu erwartenden Ohrfeigen. Rund drei Sekunden fehlen im Qualifying-Trimm. Über die Renndistanz verlieren Espargaro und Smith aber nur noch 1,68 beziehungsweise 1,99 Sekunden pro Runde. Eine beachtliche Steigerung, die für Zuversicht im jungen Projekt sorgt.

Gleichzeitig gibt man sich vorsichtig, denn in Losail wurde vor Saisonbeginn getestet, auf den meisten anderen Strecken beginnt KTM bei null. Die Abstände zur Spitze werden fortan gut sichtbar an den Wänden der Rennzentrale in Munderfing vermerkt. Das Ziel: Schon bald soll der Rückstand verschwinden und sogar zu einem Vorsprung gegenüber der arrivierten Konkurrenz umgewandelt werden.

In Katar fuhr KTM noch hinterher, doch das sollte sich langsam ändern, Foto: Lekl
In Katar fuhr KTM noch hinterher, doch das sollte sich langsam ändern, Foto: Lekl

Platz 2: Der Regentanz

Am Ende der zweiten MotoGP-Saison erntet KTM erstmals die Früchte der harten Arbeit. In einem chaotischen Finalrennen fährt Pol Espargaro bei strömendem Regen in Valencia trotz eines Sturzes sensationell auf Rang drei und beschert seinem Arbeitgeber die erste Podiumsplatzierung in der Königsklasse.

Pol Espargaro fuhr das erste KTM-Podest ein, Foto: Tobias Linke
Pol Espargaro fuhr das erste KTM-Podest ein, Foto: Tobias Linke

In der KTM-Box gibt es kein Halten mehr, Motorsportchef Pit Beirer ringt direkt nach dem Zieleinlauf nach Worten: "Verdammt, das ist unglaublich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir haben das so sehr gewollt. Das kann sich niemand vorstellen. Danke MotoGP, dass wir hier dabei sein dürfen. Danke an die Dorna. Danke an alle. Es ist fantastisch." Und auch Pol Espargaro, für den es ebenfalls die erste Podiumsplatzierung in der MotoGP ist, zeigt sich überschwänglich: "In der Moto2 bin ich Weltmeister geworden. Jetzt ist es nur ein dritter Platz in einem Rennen, doch der bedeutet mir mehr als ein WM-Titel."

Platz 1: Der große Coup

Nach Valencia 2018 vergehen fast zwei Jahre, bis wieder ein KTM-Fahrer auf einem MotoGP-Podium steht. Im dritten Rennen der erst mit großer Verspätung gestarteten Corona-Saison 2020 sorgt Rookie Brad Binder aber gleich für den ultimativen Triumph. Er zeigt in Brünn die erste seiner mittlerweile legendär gewordenen Aufholjagden, pflügt von Startplatz sieben aus durch das Feld und gewinnt schließlich souverän mit mehr als fünf Sekunden Vorsprung auf seine Verfolger.

In seinem erst dritten MotoGP-Rennen fuhr Brad Binder sensationell den ersten MotoGP-Sieg für KTM ein, Foto: LAT Images
In seinem erst dritten MotoGP-Rennen fuhr Brad Binder sensationell den ersten MotoGP-Sieg für KTM ein, Foto: LAT Images

Im 58. Rennen nach dem Einstieg hat es KTM in den Kreis der siegreichen Hersteller in der Königsklasse geschafft - als erst 17. Marke seit Gründung der Motorrad-Weltmeisterschaft im Jahr 1949 und als erster Neuling seit Ducati 2003. Die nächsten Erfolge lassen nicht lange auf sich warten: Miguel Oliveira gewinnt zwei Rennen später den Grand Prix der Steiermark und lässt beim Saisonfinale auf seiner Heimstrecke in Portimao einen weiteren Sieg folgen.

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