Noch ist es nicht offiziell, es scheint allerdings nur noch eine Frage der Zeit: Luca Marini wird 2024 wohl das Erbe von Marc Marquez bei Repsol Honda antreten. Das bestätigte Alessio Salucci, Technikdirektor bei VR46 Racing, am Freitag während des Nachmittagstrainings. "Luca wird möglicherweise nächstes Jahr nicht bei uns sein. Er spricht mit Honda, ich kenne den aktuellen Stand der Verhandlungen aber nicht", verriet 'Uccio' im Gespräch mit MotoGP-Boxengassenreporter Jack Appleyard.

Während die Fahrersuche bei Repsol Honda also fast beendet scheint, öffnet sich beim Team von MotoGP-Legende Valentino Rossi natürlich eine Lücke, denn es muss wohl ein neuer Teamkollege für Marco Bezzecchi gefunden werden. Ein Name, der dabei in den vergangenen Tagen immer wieder ins Spiel gebracht wurde: Fabio Di Giannantonio. Der 25-jährige Römer steht nach seinem Aus bei Gresini Racing noch ohne Vertrag für 2024 da.

In den vergangenen Wochen machte sich 'Diggia', der nach langem Anlauf in der MotoGP zuletzt gut in Fahrt gekommen war, berechtigte Hoffnungen auf einen Verbleib in der Königsklasse. Nachdem Marini den Vorzug bei HRC bekam, erschien der Italiener aufgrund seiner Herkunft und Verfügbarkeit als logischer Nachfolger seines Landsmannes bei VR46. Dort wird Di Giannantonio aber nicht unterkommen, sein MotoGP-Aus steht damit fest. "Fabio ist nicht unsere erste Option. Wir wollen einen jungen Fahrer aus der Moto2. Wir haben zwei, drei Namen auf der Liste und werden in den nächsten drei bis vier Tagen eine Entscheidung treffen", stellte Salucci klar.

Di Giannantonio-Zukunft unklar: Moto2 und WSBK keine Option!

Wie geht es nun also weiter für den einmaligen MotoGP-Polesitter? "Es gibt nichts Neues. Es gibt noch ein paar freie Plätze, ich will bis Sonntag aber nichts wissen. Ich will mich auf das Wochenende konzentrieren, das ist anstrengend genug. In Valencia haben wir dann hoffentlich etwas konkretes", berichtete Di Giannantonio bereits am Donnerstag in Katar. Eine Rückkehr in die Moto2, etwa zu Ex-Team SpeedUp Boscoscuro, scheint aktuell nicht geplant: "Momentan kann ich mir das nicht vorstellen, vielleicht in ein paar Wochen. Aktuell ist die Moto2 aber keine Option. Ich will sie auch nicht als Option haben, weil ich einen Platz in der MotoGP verdient habe. Die Situation ist verrückt, es ist wirklich alles passiert. Ich bin ziemlich wütend deswegen. Das ist immer noch mein zweites Jahr in der MotoGP und ich bringe Ergebnisse. Die Moto2 wäre für mich wie eine Niederlage."

Die Zukunft von Fabio Di Giannantonio 2024 ist noch ungeklärt, Foto: LAT Images
Die Zukunft von Fabio Di Giannantonio 2024 ist noch ungeklärt, Foto: LAT Images

Auch einen Abschied aus der Motorrad-WM in Richtung Superbike-Weltmeisterschaft kann sich der Gresini-Pilot derzeit nicht vorstellen: "Das ist keine Option momentan. Ich bin 25 Jahre alt, in diesem Alter sind WorldSBK und Moto2 nicht das Richtige für mich. Ich bin im perfekten Alter, um mich in der MotoGP weiterzuentwickeln und das tun wir gerade ja auch." Auch wenn sich 2024 tatsächlich keine Möglichkeit mehr auftun sollte, will Di Giannantonio spätestens 2025 in die Startaufstellung der Königsklasse zurückkehren. Könnte er also eine Testfahrerrolle einnehmen, um im Dunstfeld der MotoGP-Teams zu bleiben? "Momentan habe ich diese Möglichkeit nicht", winkt 'Diggia' ab.

Marini-Nachfolge bei VR46: Fermin Aldeguer vs. Tony Arbolino?

Während die Situation des Römers also undurchsichtig bleibt, ist die Lage im VR46-Team dagegen deutlich klarer. Hier befindet sich wohl Moto2-Shootingstar Fermin Aldeguer, zuletzt mit zwei Siegen Serie, in der Pole Position. Der 18-jährige Spanier verfügt bei Boscoscuro über einen gültigen Vertrag für 2024, müsste also "freigekauft" werden. Dazu ist das VR46 Racing Team allerdings bereit. "Wenn du einen Fahrer wie Marini im November verlierst, musst du leider in die Moto2 gehen und diese 'Strafe' in Kauf nehmen", sagt Salucci, stellt aber auch klar: "Wir sprechen nicht nur mit Aldeguer, sondern auch mit anderen Teams. Wir werden sicherlich etwas bezahlen müssen, aber das ist in unserem Sport eben so. Wir werden sehen, was in den nächsten Tagen passiert."

Fermin Aldeguer feiert seinen Sieg in Thailand mit einem Wheely
Fermin Aldeguer gilt als Favorit bei VR46, Foto: LAT Images

Einer dieser weiteren Anwärter: Tony Arbolino. Der 23-jährige Italiener, der aktuell auf Platz zwei der Fahrer-Wertung liegt, wurde im Sommer bereits mit einem Platz bei Gresini Racing in Verbindung gebracht, zog dort aber den Kürzeren und verlängerte stattdessen bei MarcVDS. Nun könnte er seinen MotoGP-Aufstieg also doch noch bekommen. "Ich mag Tony", bestätigte Salucci das VR46-Interesse am sechsfachen Grand-Prix-Sieger. "Er ist sehr talentiert, schnell und er ist Italiener. Tony Arbolino ist einer unserer Namen. Aber es sind nicht nur Tony und Aldeguer, es gibt auch andere schnelle Fahrer. Wir werden sehen."