Die MotoGP-Karriere des Marc Marquez war schon seit dem Debüt des Spaniers im Jahr 2013 von vielen, teils heftigen Stürzen geprägt. Der Repsol-Honda-Pilot gehörte in den vergangenen zehn Jahren standesgemäß zu den Piloten, die am häufigsten das Kiesbett aufsuchten. Lange Zeit war Marquez mit dieser Taktik gut unterwegs, so lotete er in den Trainings am Freitag und Samstag stets das Limit aus und sammelte somit wichtige Informationen für das Rennen, um Stürze zu vermeiden.

Das Jahr 2023 schreibt allerdings ein neues Kapitel in seiner Sturzhistorie. Der gebürtige Katalane kommt nach dem jüngsten Crash im Qualifying in Valencia auf 28 Saisonstürze und liegt damit unangefochten auf Platz eins der Rangliste. Platz zwei belegt Teamkollege Joan Mir - zusammen kommt das Honda-Duo auf über 50 Stürze.

Repsol Honda ist 2023 Stammgast in den Kiesbetten, Foto: LAT Images
Repsol Honda ist 2023 Stammgast in den Kiesbetten, Foto: LAT Images

Besonders erschreckend ist dabei, dass Marquez bereits drei Grands Prix in der laufenden Saison komplett auslassen musste und in Assen und am Sachsenring nicht am Rennen teilnehmen konnte. Damit kommt der Spanier nach 17 Rennwochenenden auf 28 Stürze. Ein trauriger Höchstwert.

Verletzung beim Saisonauftakt

Auch von Verletzungen blieb der Spanier in der Saison 2023 nicht verschont. Beim Saisonauftakt in Portimao kam Marquez in Kurve drei spektakulär zu Sturz und schoss dabei Jorge Martin und Miguel Oliviera ab. Besonders bitter: Beim Aufprall auf dem Asphalt zog sich der achtfache Weltmeister Brüche in der rechten Hand zu, die ihm eine Zwangspause von fast zwei Monaten einbrachten. Der Wahl-Madrilene verpasste anschließend die Grands-Prix in Argentinien, Amerika und Spanien.

Der schwere Sturz in Portimao hatte auch für Miguel Oliveira schmerzhafte Folgen, Foto: Tobias Linke
Der schwere Sturz in Portimao hatte auch für Miguel Oliveira schmerzhafte Folgen, Foto: Tobias Linke

Trauriger Höhepunkt am Sachsenring

Zum unrühmlichen Höhepunkt kam es Mitte Juni beim Deutschland-Grand-Prix auf dem Sachsenring, der bis dato als Marquez' Paradestrecke bekannt war. Der Honda-Star war auf dem 3,6 km langen Kurs in Hohenstein-Ernstthal unbesiegt, feierte bereits acht Grand-Prix-Siege und sieben Pole Positions. Im Jahr 2023 lief für den WM-13. allerdings nichts zusammen, am Freitag und Samstag kam der 30-Jährige insgesamt vier Mal zu Sturz, darunter ein schwerer Highsider in der Zielkurve und ein Sturz übers Vorderrad in der ersten Kurve, bei der seine Maschine Johann Zarco abräumte.

Am Sonntagmorgen dann der nächste Horrormoment für die Nummer 93: In der schnellen Kurve sieben flog Marquez brutal per Highsider ab, blieb anschließend benommen neben der Piste stehen. Nach dem Check im Medical-Center am Sachsenring wurde eine kleine Fraktur am linken Daumen diagnostiziert, zusätzlich zog sich der Spanier eine schmerzhafte Prellung des rechten Knöchels zu. Marquez und sein Team sagten kurz darauf den Start beim Deutschland-Grand-Prix ab. Auch das Rennen auf dem TT-Circuit in Assen musste Marquez als Folge der Sturzserie auslassen.

Am Sachsenring stürzte Marquez 2023 gleich fünf Mal, Foto: Tobias Linke
Am Sachsenring stürzte Marquez 2023 gleich fünf Mal, Foto: Tobias Linke

Auffällig: 2023 besonders viele Rennstürze

Wie erwähnt zählte Marquez schon seit Beginn seiner MotoGP-Karriere zu den sturzanfälligsten Piloten der MotoGP. Allerdings stürzte er in den Weltmeisterjahren kaum in den Rennen. Das änderte sich 2023 schlagartig. Marquez beendete keinen der ersten neun Grands Prix ohne Sturz. Erst in Österreich, beim zehnten Saisonrennen, fuhr er mit einem zwölften Platz seine ersten Punkte am Sonntag ein. Sechs Mal stürzte der achtfache Weltmeister 2023 bereits in 14 Hauptrennen, an denen er teilgenommen hat.

Marquez: Einen Rekord mussten wir ja brechen

"Einen Rekord mussten wir ja brechen", scherzte Marquez über die sturzreichste Saison seiner Karriere. "Es sind die Stürze, das ist kein gutes Gefühl, aber es zeigt, dass wir es weiterhin versuchen." Auch in den verbleibenden drei Saisonrennen mit Honda will der Spanier seine Herangehensweise nicht ändern. "Obwohl wir wissen, dass wir nur noch ein paar Rennen [mit Honda, Anm.] gemeinsam haben, werde ich weiterhin pushen", gab sich Marquez in Thailand vor wenigen Wochen kämpferisch. "Dass ich weiterhin 100% auf der Strecke gebe, zeigt meine Hingabe zu Honda."