Welch einen Unterschied ein paar Wochen ausmachen können! Verlor Fabio Di Giannantonio Anfang Oktober nach dem Japan Grand Prix noch seinen MotoGP-Platz im Gresini Team an Marc Marquez, blüht der gebürtige Römer seither so richtig auf. Nach einem karrierebesten vierten Platz im Hauptrennen von Indonesien vergangene Woche, legte 'Diggia' in Australien nochmal einen drauf und erkämpfte sich als Dritter sein erstes Podium in der Königsklasse.

"Als ich in der Boxengasse ankam, war ich so glücklich, dass ich zu weinen begonnen habe. Ich habe mich so gefreut! Wir haben so hart dafür gearbeitet, jetzt ist es uns gelungen. Ich bin wahnsinnig stolz auf mein Team hier an der Strecke und zuhause, aber auch auf mich selbst. Wir haben heute einen großartigen Job gemacht, es ist fantastisch", jubelte Di Giannantonio nach Rennende im MotoGP-Interview bei 'After the flag'.

Zuvor hatte der scheidende Gresini-Pilot über 27 Runden eine erstklassige Leistung im Australien Grand Prix abgeliefert. Den Grundstein für das spätere Podium legte Di Giannantonio bereits in der Startphase, als er von Startplatz sechs binnen zweieinhalb Runden auf den dritten Rang nach vorne schoss und dabei u. a. WM-Leader Francesco Bagnaia überholte. "Das Rennen hat viel Spaß gemacht. Ich bin gut gestartet und war von Beginn an schnell. Danach wollte ich den Hinterreifen schonen, musste gleichzeitig aber auch etwas pushen, um den Anschluss nach vorne nicht zu verlieren", blickte der 25-jährige Italiener zurück.

Di Giannantonio verpasst ersten MotoGP-Sieg knapp: Zu hart gepusht

Jorge Martin und Brad Binder hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits etwas abgesetzt. Während Pramac-Pilot auch in der Folge weiter davonzog, konnte sich Di Giannantonio zur Rennmitte immer näher an Binder heranarbeiten und in Runde 19 schließlich sogar vorbeigehen. Als Martin an der Spitze dann langsam begann, einzubrechen, sah es kurzzeitig so aus, als könnte Di Giannantonio gar gewinnen. Dann aber folgte vier Runden vor dem Ende der Konter von Binder, der eine chaotische Schlussphase einleutete. Johann Zarco flog an beiden vorbei, Di Giannantonio schlüpfte wieder bei Binder durch, musste dafür aber Francesco Bagnaia ziehen lassen.

Fabio Di Giannantonio lag zwischenzeitlich auf Platz zwei, Foto: LAT Images
Fabio Di Giannantonio lag zwischenzeitlich auf Platz zwei, Foto: LAT Images

"Ich wollte mich von Binder absetzen, aber das klappte nicht. In den letzten Runden hatten wir dann alle einen großen Drop im Vorderreifen. Das sah aus wie in der Moto3, es gab viele Überholmanöver", lacht der Gresini-Pilot. Als das Quartett im letzten Umlauf dann Martin eingeholt hatte, wurde es speziell in Turn 4 nochmal richtig wild: "Ich hatte eine Chance auf den Sieg gerochen. Ich war dort ziemlich stark und wollte Pecco überholen. Es gab eine kleine Lücke, aber sie kämpfen um den WM-Titel, daher habe ich zurückgezogen. Ich wusste, dass ich noch eine weitere Chance bekommen würde, an Jorge vorbeizugehen. Ich habe dann versucht, Peccos Manöver gegen mich [aus der Runde zuvor, Anm.] zu kopieren und es hat funktioniert. Das war ein guter Move."

Di Giannantonio erinnert: Erst mein zweites Jahr in der MotoGP

Bei aller Freude zeigte sich Di Giannantonio wenige Minuten nach Zieldurchfahrt in der offiziellen MotoGP-Pressekonferenz auch schon wieder selbstkritisch. "Ich hätte hinter Brad nicht so hart pushen dürfen, dann hätte ich gewinnen können", sagt er. "Ich habe zwei bis drei Runden zu hart attackiert, um vorbeizukommen. Dabei habe ich meinen Hinterreifen zerstört. Ab da hatte ich einen großen Drop und nicht mehr dieses kleine Bisschen an zusätzlicher Traktion, das Johann hatte. Aber das ist Teil des Lernprozesses."

Vier Rennwochenenden verbleiben 'Diggia' nach dem Sprint auf Phillip Island am Sonntag noch, um mit weiteren Topergebnissen in der MotoGP auf sich aufmerksam zu machen. Seine Zukunft ist weiterhin unklar, er kämpft um eine Chance bei Repsol Honda oder im Aprilia-Lager, sollte dort noch eine Tür aufgehen. "Manchmal musst du einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein", gibt sich der Gresini-Pilot optimistisch und erinnert: "Das ist erst mein zweites Jahr in der MotoGP. Natürlich waren andere Fahrer von Beginn an schnell, aber manchmal dauert es einfach etwas länger. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Du musst hart arbeiten und verstehen, dass du gegen die besten Fahrer der Welt kämpfst. Das ist nicht immer leicht. Aber ich glaubte an mich und jetzt kommen die Resultate."