An den vergangenen vier MotoGP-Rennwochenenden kam es gleich drei Mal zu Kollisionen mit mehreren Fahrern in der ersten Kurve - in Spielberg, Barcelona und zuletzt auch Indien. Zuvor mussten in Jerez schon Sprint und Hauptrennen nach Kollisionen in der Anfangsphase abgebrochen werden. Eine Häufung an Zwischenfällen, die nicht dauerhaft tragbar ist. Zu viele Verletzungen sind 2023 bereits durch diese Art von Crashes passiert.

Gründe dafür gibt es mehrere. Zum einen wird in dieser Saison im Vergleich zu den Vorjahren durch die Einführung der Sprintrennen doppelt so oft gestartet. Zum anderen sorgen technische Innovationen wie die Ride-Height-Devices und ausufernde Aerodynamik dafür, dass die Maschinen in der Anfahrt zu Kurve eins schwieriger zu kontrollieren sind. Außerdem machen sie Überholen im Rennen kompliziert, weshalb die Fahrer umso mehr bemüht sind, sich bereits in der Startphase eine möglichst gute Position zu erarbeiten.

In Jerez krachte es 2023 gleich zwei Mal, Foto: Tobias Linke
In Jerez krachte es 2023 gleich zwei Mal, Foto: Tobias Linke

An diesen technischen Rahmenbedingungen wird sich aber wohl frühestens 2027 etwas ändern, wenn die MotoGP in eine neue fünfjährige Regelperiode startet. Bis dahin wird man also nach anderen Lösungen für das Chaos der ersten Runden suchen müssen. Einige Fahrer wie Aleix Espargaro oder Fabio Quartararo forderten zuletzt deutlich härtere Strafen für das Verursachen von Kollisionen in der Startphase, um so eine größere Hemmschwelle zu schaffen.

Auch eine Verlegung der Startübungen im Training wird diskutiert. Diese finden bislang ja nach Ende der Session in eigens ausgewiesenen Abschnitten der Strecke statt, allerdings nur bei für die MotoGP neuen Kursen tatsächlich auf der Start-Ziel-Gerade, wo im Sprint und Grand Prix dann tatsächlich in die Rennen gegangen wird. Eine mögliche Verlegung dieser Startübungen wird von den Fahrern begrüßt, würde allerdings mehr Zeit in Anspruch nehmen, da so eine zusätzliche Runde der Piloten nötig würde.

Braucht die MotoGP mehr Abstand in ihrer Startaufstellung?, Foto: LAT Images
Braucht die MotoGP mehr Abstand in ihrer Startaufstellung?, Foto: LAT Images

Einen völlig neuen Vorschlag bringt nun Rekordweltmeister Giacomo Agostini ins Spiel. Er wünscht sich eine Entzerrung der Startaufstellung durch größere Abstände zwischen den einzelnen Grid-Slots. So könnten die Fahrer weniger gedrängt in Kurve eins gehen und das Risiko für Kollisionen würde minimiert. "Ich halte das für einen interessanten Vorschlag, den wir uns näher ansehen sollten", sagt Aleix Espargaro. Auch Jorge Martin kann der Idee etwas abgewinnen: "Ich habe daran ehrlich gesagt noch nie gedacht, aber vielleicht haben wir dann etwas mehr Spielraum und gehen ein bisschen entspannter in die erste Kurve."

Möglich wäre eine geringere Anzahl an Piloten innerhalb einer Startreihe oder ein größerer Abstand zwischen den ersten Reihen. Aktuell wird in der MotoGP in Dreierreihen gestartet, bis zur Saison 2003 standen sogar noch vier Fahrer in einer Reihe. Zwischen den einzelnen Reihen ist ein Abstand von neun Metern festgeschrieben. Zum Vergleich: In der Formel 1, wo die größeren Autos natürlich auch wesentlich mehr Platz einnehmen, beträgt der Abstand zwischen den Startreihen 16 Meter.