Das MotoGP-Projekt von KTM wurde in den vergangenen Wochen von drei auf nur einen Fahrer dezimiert. Zunächst verletzte sich Testpilot Mika Kallio bei seinem Wildcard-Einsatz am Sachsenring schwer am Knie. Er fällt für die restliche Saison aus. Dann stürzte auch noch Pol Espargaro in Brünn heftig. Auch er steht in Spielberg nicht am Start, sein Antritt in Silverstone ist fraglich.

Somit muss Bradley Smith aktuell nicht nur was die Resultate betrifft für KTM die Kohlen aus dem Feuer holen, auch die gesamte Entwicklungsarbeit in dem immer noch jungen Projekt bleibt am Briten hängen. Eine alles andere als optimale Situation für den österreichischen Hersteller, der sich deshalb gezwungen sieht, sein Projekt für die kommende Saison umzustrukturieren.

Konkret bedeutet das, dass neben Kallio, der KTM auf jeden Fall erhalten bleiben wird, ein zweiter Testfahrer verpflichtet wird. "Wir brauchen den zweiten Testfahrer nicht, um doppelt so viel testen zu können, aber um sicher zu gehen, dass wir jemanden haben, sobald es Probleme gibt. 2019 haben wir vier Einsatzfahrer, da bekommt man jede Menge Daten. Aber Entwicklungsarbeit kann man nicht an den Rennwochenenden leisten. Uns wurde daher in den vergangenen Wochen klar, dass wir zwei Testfahrer brauchen", erläutert Motorsportchef Pit Beirer.

Mika Kallio wird 2019 Unterstützung in der Entwicklungsabteilung erhalten, Foto: Tobias Linke
Mika Kallio wird 2019 Unterstützung in der Entwicklungsabteilung erhalten, Foto: Tobias Linke

Drei Fahrer stehen dafür zur Auswahl, wie Beirer am Freitag in Spielberg bestätigte: Jonas Folger, der nach seiner Absage für die aktuelle MotoGP-Saison noch keinen Job für 2019 hat, ist einer davon. Der aktuelle Stammpilot Bradley Smith, der kommendes Jahr für Johann Zarco Platz machen muss und Dani Pedrosa, der seine Karriere als Rennfahrer in der MotoGP nach dieser Saison beendet, ist Nummer drei.

Für Smith spricht seine Erfahrung innerhalb des KTM-Projekts und sein Image als Teamplayer. "So wie er sich in der letzten Zeit reinhängt - obwohl er weiß, dass er nächstes Jahr nicht bei uns Rennen fährt - hilft er uns sehr", lobt Beirer. "Wir haben ihn nach dem Verlust unseres Testfahrers auch gefragt, ob er Dinge ausprobieren würde, die vielleicht an dem einen oder anderen Wochenende nicht gerade helfen. Er hat sofort zugestimmt, wenn es denn dem Team hilft."

Jonas Folger ist durch den großartigen Speed, den er in seiner bislang einzigen MotoGP-Saison 2017 gezeigt hat, eine Option. "Außerdem lebt er nur 30 Minuten von unserer Fabrik entfernt", führt Beirer auch die geographische Nähe als Pluspunkt für Folger an. "Er hat auch bereits Bereitschaft signalisiert, den Job zu übernehmen."

Ein Job als Testfahrer wäre für Folger die ideale Gelegenheit am Weg zurück in die MotoGP, Foto: Tech3
Ein Job als Testfahrer wäre für Folger die ideale Gelegenheit am Weg zurück in die MotoGP, Foto: Tech3

Dani Pedrosa als KTM-Wunschkandidat

Die vielleicht wertvollste Fahreraktie für KTM wäre aber Dani Pedrosa. Der Spanier fährt seit 2006 im Honda-Werksteam in der MotoGP, verfügt also über extrem umfangreiches Wissen über den erfolgreichsten Hersteller der Königsklasse in der jüngsten Vergangenheit. Außerdem ist KTM-Teamchef Mike Leitner einer der engsten und ältesten Vertrauten Pedrosas im Fahrerlager. Er war jahrelang sein Crewchief bei Honda. Dass es bereits Kontakt zu Pedrosa gibt, leugnete Beirer nicht: "Er wäre natürlich ein sehr interessanter Fahrer und ich kann verraten, dass wir mit ihm sprechen. Das tun andere Leute allerdings auch." Pedrosa wurde auch von seinem aktuellen Arbeitgeber Honda bereits eine Testfahrerrolle angeboten.

KTM-Firmenchef Stefan Pierer würde Pedrosa jedenfalls gerne auf einer seiner Maschinen sehen. "Er steht sicherlich ganz oben auf unserer Wunschliste", erklärt er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.