So ein Regenchaos wie am Samstagabend in Katar hat die MotoGP selten erlebt. Nach langem Hin und Her entschied sich die Rennleitung dafür, nicht nur das Qualifying aller drei WM-Klassen, sondern auch jegliche anderen Trainingssessions abzusagen. Dorna-Sicherheitsbeauftragter und Fahrer-Legende Loris Capirossi sieht darin den einzig richtigen Weg, denn die Sicherheit der MotoGP-Artisten steht für ihn trotz TV-Rechten und wartenden Fans an erster Stelle.

"Wir bringen unsere Fahrer nicht in Gefahr", stellte der Italiener am Samstagabend in einer eigens für ihn anberaumten Pressekonferenz klar. "Wenn der Wasserstand auf dieser Strecke so hoch ist wie heute, ist es einfach nicht möglich, rauszugehen. Egal, ob es Tag oder Nacht ist." Zumindest gilt das für Valentino Rossi, Marc Marquez und Co. Capirossi selbst ging im Rahmen seiner Tätigkeit in der Safety Commission mehrfach mit einem Auto auf die Strecke. "Das ist kein Problem, aber wir wollten die Fahrer nicht auf die Strecke schicken, um es zu probieren."

Das Risiko eines verletzen Piloten ist unter den momentan herrschenden Umständen auf der Strecke ist einfach zu groß. Deshalb zogen Capirossi und die Rennleitung es vor, den Fahrern am Samstag keine Wahl zu lassen und alle Session kategorisch abzusagen. "Das machen wir eigentlich nicht gerne", gibt Capirossi zu. "Wenn es morgen Nacht nur ein bisschen regnet, dann können wir es wagen, sie am Sonntag rauszuschicken. Wenn es aber weiter viel regnet, ist das unmöglich."

Loris Capirossi arbeitet für die Sicherheitskommission der MotoGP, Foto: Milagro
Loris Capirossi arbeitet für die Sicherheitskommission der MotoGP, Foto: Milagro

Nach Regel-Änderung: Kein Zwang für Regenrennen in Katar

Damit untergräbt Capirex seine Aussagen über die Fahrbarkeit des Losail International Circuit in gewissem Sinne selbst. Anfang des Jahres testete der ehemalige MotoGP-Pilot die Strecke in nassem Zustand und bei künstlichen Licht - und stufte sie als fahrbar ein. "Wir haben uns dazu entschieden, diesen Test zu machen, weil es sonst niemand getan hat", rechtfertigt sich Capirossi jetzt. "Wir haben auf komplett nasser Strecke getestet und die Sichtbarkeit war gut." Was also macht jetzt den Unterschied? "Wir wollten den Fahrern die Chance geben, es überhaupt erst selbst zu probieren. Bisher gab es keine Möglichkeit dazu", so der Italiener.

Vor Capirossis Tests stand im MotoGP-Protokoll für Katar geschrieben, dass es im Falle von Regenfällen beim Flutlicht GP kein Rennen geben würde. Die Änderung vom Anfang des Jahres ist nun aber kein Zwang, sondern lediglich ein Angebot an die Piloten. "Die Fahrer entscheiden alles, wir geben ihnen nur die Möglichkeit dazu", fasst Capirossi nochmal zusammen. Sollten am Sonntag Streckenkonditionen herrschen, die die WM-Piloten nicht gefährden, lässt die Rennleitung Rossi und Co. laufen. Herrschen Bedingungen wie am Samstag, geht erneut niemand auf die Strecke. Denn trotz aller Liebe zum Rennsport: Sicherheit bleibt auch in der MotoGP das oberste Gebot.