Yamaha sammelt in diesen Tagen keine Pluspunkte im MotoGP-Fahrerlager. Das für Jorge Lorenzo ausgesprochene Verbot, im November einen Privattest mit Ducati in Jerez zu bestreiten, stößt gemeinhin auf Unverständnis. Vor allem, da Ducati und Suzuki Andrea Iannone und Maverick Vinales ohne zu zögern freigeben. Eine Tatsache, die mittlerweile sogar Lorenzos Erzfeind und Yamaha-Superstar Valentino Rossi verleitete, die Entscheidung seines Arbeitgebers als eigenartig zu bezeichnen.

Nun wurde bekannt, dass auch Pol Espargaro von Yamaha keine Freigabe für einen Einsatz abseits der offiziellen IRTA-Tests nach dem Saisonfinale in Valencia erhält. Er wechselt ja von Tech 3 zum 2017 neuen KTM-Werksteam. Espargaro ist im Gegensatz zu Teamkollege Bradley Smith, der denselben Wechsel absolvieren wird, vertraglich direkt an Hersteller Yamaha und nicht an den Rennstall von Herve Poncharal gebunden. Smith sollten derartige Schwierigkeiten also erspart bleiben.

Mit Testpilot Mika Kallio wird KTM in Valencia debütieren, Foto: KTM
Mit Testpilot Mika Kallio wird KTM in Valencia debütieren, Foto: KTM

Causa Lorenzo schuld an Espargaro-Blockade?

Das Testverbot für Espargaro bringt zwei Theorien rund um Lorenzos 'Sperre' ins Wanken. Da ist einerseits die Vermutung, dass man Angst vor einem auf Ducati von Beginn an extrem starken Lorenzo hat. Im Fall von Espargaro und KTM muss man sich 2017 bei Yamaha wohl noch keine Sorgen machen. Und da ist andererseits die Annahme, dass ein persönlicher Zwist zwischen Yamaha und Lorenzo Grund für das Testverbot ist. Dass es jetzt auch noch mit Espargaro zu einem persönlichen Zerwürfnis gibt, wäre doch ein großer Zufall.

Lorenzos Manager Albert Valera vermutet, dass Espargaro von Yamaha nur geopfert wurde, um von den waren Gründen für die nicht erteilte Freigabe an Lorenzo abzulenken. "Um zu zeigen, dass es nichts Persönliches ist, gehen sie mit Pol gleich vor wie mit Jorge", meinte Valera gegenüber As. Die Wahrheit sei aber dennoch, dass man das Duo Lorenzo-Ducati so gut wie möglich bremsen wolle, erläutert Yamaha-Motorsportchef Lin Jarvis Lorenzo-Manager Valera. "Lins Erklärung war, dass Jorge 2017 ein Rivale sein und man bei Yamaha vermutet, dass er um den Titel kämpfen wird. Also will man ihn nicht mit dem Motorrad eines Rivalen fahren lassen."

Lorenzo muss seinen Yamaha-Vertrag bis zum Ende erfüllen, Foto: Yamaha
Lorenzo muss seinen Yamaha-Vertrag bis zum Ende erfüllen, Foto: Yamaha

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Bei allem Verständnis für die Blockade Yamahas gegenüber Jorge Lorenzo und Ducati mutet das Testverbot für Pol Espargaro doch sehr unpassend an. Einen Neueinsteiger wie KTM, der zumindest 2017 mit Sicherheit nicht um die Weltmeisterschaft kämpfen wird, so in der MotoGP zu empfangen, ist wohl nicht nötig. Nichts ist für einen neuen Hersteller in der Königsklasse wichtiger als Testkilometer mit seinen Einsatzpiloten. Die wird Pol Espargaro also abgesehen von den zwei Tagen in Valencia nicht liefern können. In Verbindung mit Bradley Smiths nach wie vor übel lädiertem Bein ergibt das keinen idealen Start für KTM in die Saison 2017. (Markus Zörweg)