Bei den Testfahrten Mitte Juli am Red Bull Ring stellte sich KTM erstmals dem direkten Vergleich mit der MotoGP-Konkurrenz von Yamaha, Honda, Ducati, Suzuki und Aprilia. Dabei schnitten die Österreicher überraschend gut ab, lagen meist nur 1,5 bis zwei Sekunden hinter der Bestzeit. Eine beeindruckenden Leistung, die aber auch zu einem großen Teil dem Streckenlayout in Spielberg geschuldet war, so der einhellige Tenor. Die langen Vollgaspassagen würden der leistungsstarken RC16 entgegen kommen, in den Kurven habe die KTM nach wie vor Schwächen, war sich die Fachwelt sicher.

Eine Theorie, die sich nun beim nächsten Test von Montag bis Mittwoch in Misano nicht bestätigte. KTM teilte sich die enge und kurvige Strecke, die das Layout betreffend somit einen krassen Kontrast zu Spielberg darstellt, mit den Werksteams von Ducati beziehungsweise Aprilia und schnitt keineswegs schlechter ab als am Red Bull Ring. So zumindest die Einschätzung von Testpilot Mika Kallio, der nicht unbedingt für großkotzige Übertreibungen bekannt ist: "Was die Rundenzeiten angeht, konnten wir die Performance aus Spielberg hier auf jeden Fall bestätigen. Ich denke, dass unser Speed sogar noch näher an der Konkurrenz dran ist."

Im Vergleich zum letzten Misano-Test Anfang Mai, der wie der aktuelle bei perfekten Bedingungen über die Bühne ging, steigerte sich Kallio - der einen Sturz inklusive beträchtlichem Schaden am Motorrad verzeichnen musste - um rund zwei Sekunden. Bei Rundenzeiten im Bereich von nur anderthalb Minuten ein beachtlicher Wert.

Erreichen konnte Kallio, der dieses Mal von Alex Hofmann und Karel Abraham, der den verletzten Tom Lüthi ersetzte, unterstützt wurde, auch durch eine Menge Updates an der RC16. Getestet wurden unter anderem eine völlig neue Verkleidung, ein neuer Tank und ein veränderter Rahmen im hinteren Bereich des Motorrads. "Bei diesem Test war fast alles neu. Neben Rahmen und Verkleidung haben wir auch die Ergonomie verändert", verrät Technikchef Sebastian Risse. "Nicht alles davon war positiv", fügt Projektleiter Mike Leitner hinzu. "Aber so etwas bringt uns dann auch nach vorne."

Kallio spult für KTM Renndistanz ab

Einen weiteren großen Schritt machte KTM in Misano mit der ersten Rennsimulation auf der RC16 überhaupt, die mit Fahrer Mika Kallio ohne Probleme über die Bühne ging. Es wird also schön langsam ernst für die Truppe aus Mattighofen. Nun stehen noch drei Testfahrten an - die nächsten bereits kommende Woche in Aragon - bevor Kallio beim MotoGP-Saisonfinale in Valencia mit einer Wildcard an den Start gehen wird. Alex Hofmann, der erstmals seit dem Rollout im vergangenen Oktober einen vollen Testtag auf der RC16 verbringen konnte, hat keinen Zweifel am Erfolg der großen Premiere: "Wir sind jetzt auf einem Level, wo wir guten Gewissens sagen können, dass die Wildcard zum richtigen Zeitpunkt kommt."