Jorge Lorenzo, Stefan Bradl, Maverick Vinales, Scott Redding und Tito Rabat - so lautete die Liste der Opfer von Turn 11 des Sachsenrings am Freitag. "Wenn wir dort schon in den ersten beiden Trainings so viele Stürze haben, kann man sich ausmalen, was morgen im Qualifying los sein wird", malte Aleix Espargaro am Freitagnachmittag den Teufel an die Wand.

Seit jeher ist Kurve 11 eine der gefährlichsten im MotoGP-Rennkalender, doch 2016 ist es an dieser Stelle schlimmer denn je. Niedrige Streckentemperaturen, immer wieder Regentropfen und vor allem die neuen Michelin-Reifen machen den Fahrern das Leben dort zur Hölle. "An dieser Stelle ist die Innenflanke des Vorderreifens kalt und keine Last auf dem Rad. Sobald du dort schnell sein willst, crashst du", so Espargaro.

Turn 11: Langsamer, dennoch gefährlicher

Dabei waren die Geschwindigkeiten an dieser Stelle in diesem Jahr sogar niedriger als im Vorjahr. Und viele Fahrer zogen die Bergab-Rechtskurve aus Angst vor einem Unfall erst gar nicht voll durch. "Heute war es dort echt kritisch. Und aufgrund meiner schlechten Erfahrungen hier, war ich deutlich vorsichtiger unterwegs", gestand etwa Dani Pedrosa, der sich am Sachsenring in der Vergangenheit schon übel verletzt hatte.

"Es gehört schleunigst etwas gemacht", mahnte auch Bradl. "Ich werde das auch in der Safety Commission ansprechen und mir werden wohl zumindest alle Fahrer, die heute auf der Nase lagen, beipflichten. Es muss etwas passieren, aber von den Gegebenheiten an dieser Stelle wird das wohl eher schwierig." Denn der Sachsenring ist eine sehr kurze und enge Strecke. Zusammen mit den notwendigen Auslaufzonen bleibt kaum Spielraum für das Einziehen einer zusätzlichen Schikane oder ähnlicher Baumaßnahmen. Vor Jahren wurde eine provisorisch adaptierte Variante getestet, geändert wurde am Asphaltband letztlich aber nichts.

Aus für den Sachsenring?

Der Sachsenring zählt bei den Fahrern daher längst zu den unbeliebtesten Strecken. Daraus machen die MotoGP-Asse kein Geheimnis mehr. So sagte etwa Andrea Dovizioso am Freitag: "Es ist sehr gefährlich hier. Niemand kommt gerne hierher und wir Piloten würden lieber anderswo fahren." Sogar Lokalmatador Bradl meinte: "Du kannst alle MotoGP-Fahrer fragen: Da ist niemand, der gerne auf dem Sachsenring fährt."

Für den Traditionskurs wird es langsam eng: Das Streckenlayout stößt den Fahrern sauer auf, finanziell soll man seit Jahren rote Zahlen schreiben und der ADAC ließ sich in seinem neuen MotoGP-Vertrag mit der Dorna den Spielraum, das Rennen jederzeit an eine andere Strecke verschieben zu dürfen.

"Wir müssen uns wirklich überlegen, ob wir weiter hier fahren wollen. Das ist sehr gefährlich", stellte Aleix Espargaro klar. "Und wir können uns glücklich schätzen, dass bisher nichts Schlimmeres in Turn 11 geschehen ist."