Lange wurden sie von Teams und Fahrern gefordert. Nun gibt es sie endlich, aber plötzlich will sie niemand mehr so wirklich. Die Rede ist von den Intermediate-Reifen, die Michelin bei seiner Rückkehr in die MotoGP in diesem Jahr als dritten Typ neben Slicks und Regenreifen mitgebracht hat. Mit Ausnahme weniger Runden bei den Testfahrten vor Saisonbeginn oder in einzelnen Trainings kamen die Intermediates bisher kaum zum Einsatz. Sollte es am Sonntag in Assen gemischte Verhältnisse geben, könnten sie aber zur idealen Wahl werden. Dennoch sind die Piloten misstrauisch.

"Es ist schon schwer genug, im Trockenen den richtigen Reifen zu finden. Jetzt müssen wir uns vielleicht auch noch zwischen Slicks, Intermediates und Full-Wets entscheiden", zeigt sich selbst Routinier Valentino Rossi von der Vielzahl an zur Verfügung stehenden Pneus völlig überfordert. Polesetter Andrea Dovizioso stimmte Rossi zu: "Es ist für uns echt schwierig, diese Wahl nun auch noch zu haben. Jetzt wird es noch schwerer, die richtige Entscheidung zu treffen." Im Gegensatz zum Automobilsport, wo die Boxencrew in Abstimmung mit dem Fahrer auch einmal während des Rennens die Reifenstrategie ausheckt, sind die Kommunikationsmöglichkeiten in der MotoGP sehr beschränkt. Einzige Verbindung zwischen Kommandostand und Fahrer sind die Pitboards. "Damit kann man schwer eine Strategie ausarbeiten", schmunzelt Dovizioso.

Intermediates für Rossi Neuland

Es wird also spannend zu beobachten, wie und vor allem welche Entscheidungen die Teams im Fall eines Flag-to-Flag-Rennens am Sonntag treffen. "Für mich ist die Chance, einen Intermediate zu verwenden, eher klein", sagt Dovizioso ganz offen. Bei Valentino Rossi dürfte sie nicht wesentlich höher sein, da der Yamaha-Pilot noch keinen einzigen Kilometer auf den Intermediates gefahren ist: "Ich hatte dafür noch keine Zeit und weiß daher auch nicht, wie sie sich anfühlen. Für mich kommt es vor allem drauf an, wie groß das Arbeitsfenster dieser Reifen ist. Ganz ausschließen möchte ich es nicht."

Bei allem Zweifel an der Performance der Intermediates wollte Rossi aber doch festhalten, dass sie in puncto Sicherheit ein deutlicher Zugewinn für die MotoGP-Piloten seien. "Man muss nur an das Rennen hier 2014 zurück denken", findet Rossi. Damals kämpften Marc Marquez und Andrea Dovizioso ebenfalls in einem Flag-to-Flag-Rennen um den Sieg und wechselten dabei auf noch sehr feuchter Strecke von Regenreifen auf Slicks. "Das war ein wirklich gefährlicher Moment. In so einer Situation ist ein Intermediate sicher die bessere Entscheidung."

2014 wagten Marquez und Dovizioso in Assen einen gefährlichen Poker, Foto: Milagro
2014 wagten Marquez und Dovizioso in Assen einen gefährlichen Poker, Foto: Milagro

Die Erfahrungen der Piloten mit den 'Inters' waren an diesem Rennwochenende in Assen aber eher negativ. Marc Marquez etwa verzeichnete damit seinen Abflug im Qualifying. "Ich und Jorge waren ziemlich die einzigen Fahrer, die mit den Intermediates gefahren sind und wir hatten beide Probleme damit." Lorenzo verzeichnete mit Startplatz zehn tatsächlich sein schlechtestes Qualifying-Ergebnis seit Brünn 2008. Keine guten Vorzeichen also für das Debüt der Intermediates.