Zu Saisonbeginn sah es eigentlich nicht danach aus, als ob sich Jorge Lorenzo 2015 den MotoGP-Titel sichern könnte. Nachdem er schon 2014 nur Dritter hinter Marc Marquez und einem erstarkenden Valentino Rossi geworden war, galt er 2015 nicht unbedingt als heißester Titelkandidat. Tatsächlich musste er diese Saison zahlreiche Rückschläge wegstecken, doch er kämpfte sich zurück an die Spitze.

Schwieriger Saisonstart für Lorenzo

Der Saisonstart jedenfalls lief gar nicht wunschgemäß für den Mallorquiner. In Katar, Texas und Argentinien verpasste er jeweils das Podium, während Rossi zweimal und Marquez einmal siegten. Besonders bitter lief es in Katar, wo er lange in Führung gelegen war, bis sich im Inneren seines Helms ein Teil löste und ihm die Sicht raubte.

In Catalunya konnte Jorge Lorenzo siegen, Foto: Yamaha
In Catalunya konnte Jorge Lorenzo siegen, Foto: Yamaha

Erst in Jerez wendete sich das Blatt. Vor dem Rennen hatte Lorenzo bereits 29 Punkte Rückstand auf Rossi, doch dann setzte er zu einer regelrechten Siegesserie an. Er entschied nacheinander die Grand Prix in Jerez, Le Mans, Mugello und Barcelona für sich. Rossi holte je zwei zweite und dritte Plätze, so dass Lorenzo seinen Rückstand bis auf einen Punkt aufholen konnte.

Wetterprobleme, Helmprobleme

Wer jetzt aber damit gerechnet hatte, dass Lorenzo, nachdem er erst einmal in Fahrt gekommen war, den Rest der Saison dominieren könnte, wurde eines Besseren belehrt. Rossi fuhr in Assen wie entfesselt und kämpfte mit Marquez bis zur letzten Kurve um den Sieg, den er sich letztlich auch holte, während Lorenzo nur Dritter wurde. Schon waren da wieder zehn Punkte Lücke. Auch am Sachsenring hatte Rossi die Nase vorn, als Dritter nahm er Lorenzo auf Rang vier noch einmal drei Punkte ab.

In Misano warf Jorge Lorenzo beinahe jegliche Titelchance weg, Foto: Tobias Linke
In Misano warf Jorge Lorenzo beinahe jegliche Titelchance weg, Foto: Tobias Linke

In Indianapolis übertrumpfte Lorenzo dann zwar Rossi, beide konnten aber nicht mit Marquez mithalten. Erst in Brünn konnte Lorenzo wieder einmal ganz oben auf dem Treppchen stehen, während Rossi in beiden Rennen Dritter wurde. Plötzlich war in der WM Gleichstand, aufgrund einer größeren Anzahl an Rennsiegen übernahm Lorenzo sogar die Spitze der Wertung. Dann aber begann Lorenzos Wetter- und Helmpech: In Silverstone regnete es und sein Visier lief an, er konnte kaum mehr etwas sehen und gerade noch den vierten Rang einfahren, während Rossi siegte. Auch in Misano gab es Wetterkapriolen und beide Yamaha-Stars vergeigten mit einem viel zu späten Motorradwechsel ihre Taktik völlig. Nachdem er dann doch noch auf sein Trockenbike umgestiegen war, übertrieb es Lorenzo und stürzte auf noch kalten Reifen. Rossi dagegen holte als Fünfter wieder Punkte. In Aragon konnte Lorenzo dann zwar überlegen siegen, aber Rossi fuhr auf Rang drei, so dass der Spanier nur neun Punkte im Klassement gut machen konnte.

Die Eskalation im Saison-Endspurt

Dann ging es für den MotoGP-Tross auf die Überseetournee, drei Rennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden. Schon in Motegi herrschte wieder Wetterchaos. Auf trocknender Strecke versuchte Lorenzo, seine übliche Taktik umzusetzen und dem Feld zu Rennbeginn davonzuziehen. Dabei arbeitete er aber seine Reifen auf und wurde erst von Dani Pedrosa und in dessen Schlepptau auch noch von WM-Rivale Rossi eingeholt. Er verlor also wieder vier Punkte auf Rossi, zu diesem Zeitpunkt hatte er dann achtzehn Zähler Rückstand auf den Italiener.

In Motegi rettete sich Lorenzo noch auf den dritten Rang, Foto: Yamaha
In Motegi rettete sich Lorenzo noch auf den dritten Rang, Foto: Yamaha

Auch in Phillip Island lief das Rennen nicht ganz optimal für Lorenzo. Erneut versuchte er, sich von Rennbeginn an abzusetzen, während sich hinter ihm ein wilder Kampf entspann. In der letzten Runde allerdings zündete Marquez den Turbo und holte ihn noch ein, Lorenzo konnte nicht mehr gegenhalten und wurde Zweiter. Rossi landete am Ende auf Rang vier, so dass die beiden im Klassement bis auf elf Punkte zusammenrückten.

Bei der vorletzten Runde in Malaysia eskalierte die Lage dann völlig, Rossi beschuldigte Marquez, Schützenhilfe für Lorenzo zu leisten. Lorenzo ließ sich erst nicht in den Streit hineinzuziehen und fuhr im Rennen hinter Pedrosa auf den zweiten Rang, während Rossi Dritter wurde. Lorenzos Rückstand in der WM schrumpfte bis auf sieben Punkte. Allerdings verhängte die Rennleitung eine Strafe gegen Rossi, der in Valencia aus der letzten Startreihe ins Rennen gehen musste.

Diese Steilvorlage nutzte Lorenzo im Finale. Der Mallorquiner fuhr zum Sieg und ließ sich damit in style zum Champion krönen. Rossi kämpfte sich im Rennen schnell auf den vierten Platz nach vorne. Das reichte dem Doktor nicht mehr. Lorenzo sicherte sich letztlich seinen dritten MotoGP-Titel und den fünften insgesamt mit einem Vorsprung von fünf Punkten.