Später als gewohnt kommt in dieser Saison so richtig Schwung in das Transferkarussell der MotoGP. Dreh- und Angelpunkt ist 2015 das Team von Pramac Racing, genauer gesagt der eine offene Platz neben Danilo Petrucci. Der Rennstall wird im nächsten Jahr mit zwei Ducati GP15 der letzten Evolutionsstufe an den Start gehen, Upgrades sind je nach Leistung der Fahrer möglich. Ein attraktives Paket also, um das sich aktuell zahlreiche Piloten streiten.

Als so gut wie fix gilt, dass Yonny Hernandez mit Saisonende Pramac verlassen wird. Er bleibt aber Ducati treu und soll den erfolglosen Mike di Meglio bei Avintia ersetzen. Als Nachfolgekandidaten für den Kolumbianer galten bisher vier Piloten: Stefan Bradl, Cal Crutchlow, sowie die Moto3- und Moto2-WM-Leader Danny Kent und Johann Zarco. Nun darf mit Scott Redding ein fünfter Name auf die inoffizielle Liste gesetzte werden.

Aktuell sind Redding und Pramac noch Gegner, Foto: Marc VDS Racing
Aktuell sind Redding und Pramac noch Gegner, Foto: Marc VDS Racing

Horrorsaison bei Marc VDS

Der Brite, der im Vorjahr als Rookie bei Gresini-Honda auf dem Production Racer überzeugte, erlebt in seiner ersten Saison auf der Factory-Honda bei Marc VDS Racing eine sportliche Demontage. Als WM-14. hält er mit 37 Punkten bei exakt halb so vielen Zählern wie sein Landsmann Cal Crutchlow auf der zweiten Satelliten-Honda. Kein Wunder, dass man sich bei Marc VDS andere Optionen ansieht. Tito Rabat, aktuell im hauseigenen Moto2-Rennstall unter Vertrag, gilt als heißester Anwärter.

Doch glaubt man Marc-VDS-Teamchef und Redding-Manager Michael Bartholemy wünscht sich mittlerweile nicht nur der Rennstall eine Veränderung. "Ich kenne Scott sehr gut und ich habe das Gefühl, dass er das Team wechseln möchte", meinte er gegenüber Fox Sports. "Es ist aber vollkommen seine Entscheidung. Er muss tun, was am besten für seine Karriere ist." Das könnte eben der Wechsel zu Pramac Ducati sein, da Reddings Probleme gemeinhin vor allem auf die schwer zu fahrende Factory-Honda zurückgeführt werden. "Es sieht so aus, als hätte er Probleme, die Factory-Honda richtig zu fahren", stellt auch Ducatis MotoGP-Projektleiter Paolo Ciabatti fest, der in die Fahrerwahl der Kundenteams massiv eingebunden ist. "Scotts zweites Jahr in der MotoGP läuft nicht gut, aber ich glaube nicht, dass er sein Talent verloren hat. Es kann nicht sein, dass er in einem Jahr eine der heißesten Aktien im Paddock ist und dann nichts mehr."

Gute Kontakte zu Ducati

Dass Redding im Hause Ducati großes Ansehen genießt, ist kein Geheimnis. Bereits in seiner Moto2-Zeit durfte er eine MotoGP-Ducati testen, vergangenes Jahr wollte man den Moto2-Vizeweltmeister von 2013 schon zu Pramac holen, wie Ciabatti verrät: "Wir haben ihm vergangene Saison ein Angebot gemacht, aber leider ist daraus nichts geworden." Nun könnte es klappen, auch wenn die Konkurrenz für Redding groß ist. Die besten Chancen auf den Platz bei Pramac Racing werden aktuell Danny Kent zugerechnet. Ihm liege bereits ein Angebot des Rennstalls vor, erklärte der Moto3-Überflieger am vergangenen Wochenende in Brünn.

Bei Marc VDS wurde Redding bisher nicht glücklich, Foto: Milagro
Bei Marc VDS wurde Redding bisher nicht glücklich, Foto: Milagro

Auch Ducatis Ciabatti klingt nicht gerade distanziert, wenn es um Kent geht: "Es ist natürlich ein großer Schritt hoch von der Moto3. Ich glaube aber, dass Danny reif genug ist um diesen Umstieg im nächsten Jahr zu schaffen. Der Wechsel auf Michelin-Reifen würde es ihm sicherlich auch einfacher machen." Im direkten Vergleich Kent gegen Redding möchte er aber keinen der beiden Fahrer über den anderen stellen. "Danny ist jung und hat noch sehr viel Potenzial. Scott ist etwas älter, hat dafür aber auch schon mehr MotoGP-Erfahrung. Es gibt Pro und Contra für die zwei Fahrer, sie sind aber auf jeden Fall beide interessante Optionen", so Ciabatti. Was für Redding sprechen könnte ist seine Erfahrung auf der Factory-Honda, wodurch er Ducati in Person von Konstrukteur Gigi Dall'Igna wertvollen Input bei der Weiterentwicklung seiner Desmosedici liefern könnte. Aktuell ist noch alles offen, eine Entscheidung könnte aber noch vor dem Großbritannien-GP am letzten August-Wochenende fallen.